Das Navi-Sterben beginnt: Garmin schluckt Navigon

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GERMANY ECONOMY NAVIGON(c) EPA (Frankziska Kraufmann)
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Die Übernahme zeigt, dass der Markt durch Handy-Lösungen immer stärker in die Enge getrieben wird. Die Luft für Stand-Alone-Navis wird dünner. Navigon hat bereits erfolgreiche Apps für iPhone und Android.

Wenn die Konkurrenz durch Handys als offizieller Grund für eine Firmenakquisition im Navi-Bereich gelten, dann ist Feuer am Dach. Der US-Hersteller Garmin hat das Hamburger Unternehmen Navigon geschluckt. Damit beginnt eine Konsolidierung am Markt für Navigationsgeräte, die sich schon seit einiger Zeit abzeichnet. Grund sind Smartphones, die durch integrierte GPS-Empfänger und entsprechende Apps den klassischen Navi-Produzenten immer mehr den Rang ablaufen. Erst im Herbst 2010 hatte der ÖAMTC in einem Testbericht das iPhone 4 mit der kostenpflichtigen Navigon-App als bestes Auto-Navi bezeichnet.

Es geht um viel Geld. Navigon machte im Jahr 2009 einen Umsatz von 166 Millionen Euro lurkieren, kommt aber aus der Verlustzone nicht heraus. Beim Konkurrenten TomTom geht es um 1,4 bis 1,5 Milliarden Umsatz, mit denen heuer gerechnet wird. Dennoch war der Gewinn mit 11 Millionen Euro zu Jahresbeginn nicht allzu groß. Garmin hingegen konnte im ersten Quartal mit 95,5 Millionen Dollar (knapp 68 Millionen Euro) deutlich mehr Gewinn für sich verbuchen.

Handy-Navigation im Aufschwung

Allerdings ist Garmin auf Smartphones noch nicht relevant. Hier kämpfen die Apps von Navigon und TomTom um die Gunst der Kunden. Beide Halten sich etwa in der Variante für Apples iPhone hartnäckig in den Charts der umsatzstärksten Apps auf Top-Positionen. Und das, obwohl sie mit 60 bis 90 Euro nicht unbedingt Schnäppchen sind. Hinzu kommt in den meisten Fällen noch eine passende Auto-Halterung für das jeweilige Smartphone. Navigon bietet auch für Android eine Variante an, die aktuell 70 Euro mit Karten für Europa kostet.

Die große Gefahr für die Navi-Hersteller sind aber Gratis-Angebote, wie etwa Google Maps Navigation. Zwar benötigt man eine konstante Internet-Verbindung. Solange man sich aber etwa nur in Österreich bewegt und einen guten Datentarif hat, fällt das nicht ins Gewicht. Die Leistung der Navi-App ist durchaus brauchbar. Und Nokia bietet schon länger für seine Geräte einen kostenlosen Navigationsdienst an. Hier sogar mit offline verfügbaren Karten. Von dieser Technologie soll in Zukunft Microsofts Handy-Betriebssystem Windows Phone profitieren.

Luft für Navis wird dünner

Die Schlinge zieht sich also immer enger um die Navi-Hersteller. Durch den Kauf von Navigon hofft Garmin, zumindest Knowhow für mobile Apps zukaufen zu können. Immerhin ist der "Mobile Navigator" aktuell sowohl im Android Market als auch im iTunes App Store auf Platz eins der umsatzstärksten Anwendungen. Mit dedizierten Navi-Geräten wird sich in Zukunft immer weniger Geld verdienen lassen. Schuld sind auch in Autos integrierte Navigationslösungen. Diese lassen sich die Hersteller aber regelrecht vergolden. Dennoch wird die Luft für die Stand-Alone-Navis immer dünner. Und telefonieren kann man mit ihnen auch nicht.

(db)

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