Das Joint Tactical Radio System hätte die Kommunikation vereinheitlichen sollen. Stattdessen wurde es zu einem gewaltigen Fehlschlag. 15 Jahre an Entwicklungszeit wurden dafür vergeudet.
Eigentlich hätte es Kosten reduzieren und die Bedienung erleichtern sollen. Im Endeffekt war aber das Joint Tactical Radio System (JTRS) ein gigantischer Reinfall. Nach 15 Jahren Entwicklung und mehr als sechs Milliarden Dollar Investitionskosten wurde das Vorzeigeprodukt der Initiative, das Ground Mobile Radio (GMR) letztendlich im Oktober 2011 eingestellt. Ars Technica erzählt die Geschichte des aufwendigen und ambitionierten Projekts, das an mangelnder Erfahrung, zu vielen Funktionen und zu wenigen Testdurchläufen gescheitert ist.
Open-Source-Funk
Im Grunde wollte das US-Verteidigungsministerium ein offenes System schaffen, das für alle militärisch genutzten Funkgeräte nutzbar ist. Die Kernsoftware hätte sogar als Open Source veröffentlicht werden sollen. Dadurch hätten mehr Hersteller Geräte für JTRS bauen können, was die Kosten der Beschaffung senken hätte sollen. Allerdings wurde die Wunschliste an Funktionen immer länger und damit unrealistischer.
Gesetze der Physik im Weg
(c) US Department of Defense
Als das das Projekt aber im Jahr 1997 begonnen wurde, katte das US-Militär noch so gut wie keine Erfahrung mit Software-basierten Funksystemen. Und man wollte ein Funkgerät entwickeln, das mit jeglichen Wellenformen arbeiten konnte. Das bedeutete, dass das Funkgerät sich immer auf neue Frequenzen einstellen musste. Frequenzen, die sich oft stark von einander unterscheiden und oft andere Hardware benötigten. JTRS hätte als verlangt, dass "grundlegende physikalische Gesetze" umgangen werden, wie es in dem Bericht heißt.
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Kimme, Korn und etwas Schwarzpulver waren früher vielleicht einmal die Zutaten für eine gute Waffe. Heutzutage sind schon Geräte im Einsatz, die vor zehn Jahren noch in den Bereich der Science Fiction gehört hatten. Laser-Waffen, Phaser, Railguns oder Strahlenwaffen - all das ist bereits Realität. (c) AP (J. Pat Carter)
Dieser XM-25 Granatwerfer besitzt ein Magazin mit vier 25-Millimeter-Geschossen, einen Laser-Zielsucher und einen Onboard-Computer. Dieser berechnet, wenn ein Projektil an einem Ziel vorbeifliegt und zündet es dann. Sinn der Sache: Gegner zu erwischen, die sich hinter Deckungen verschanzen. Nach der "Smart Bomb" jetzt die "Smart Bullet" der US-Armee. (c) U.S. Army
An einem wortwörtlich hochspannenden Projekt arbeitet eine Gruppe der US Army. Mit dem Laser-Induced Plasma Channel (LIPC) werden Blitze entlang eines Laser-Impulses gelenkt. Das ist möglich, da der Laser die Luft um ihn herum zu Plasma verwandelt und so ein Kanal für den Blitz entsteht. (c) U.S. Army
Mit Elektromagneten wird ein Projektil so schnell beschleunigt, dass es jegliche Panzerung durchbricht. Seit den 1980er-Jahren läuft die Forschung solcher Waffen. Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) hat bereits einen Prototypen, der ein 3,2 Kilogramm schweres Projektil auf 9072 Km/h beschleunigen kann. Der Effekt ist beängstigend (siehe Video). Inzwischen konnte die US Navy die bisher sehr umfangreiche Apparatur schon in Form einer Schiffskanone bringen. Das Projekt ist aufgrund seiner hohen Kosten umstritten. (c) U.S. Navy (John F. Williams)
Diese zärtliche Gerät hört auf den unscheinbaren Namen Active Denial System (ADS) und dient einem einzigen Zweck: Angreifer abschrecken. Durch Mikrowellen erhalten Zielpersonen das Gefühl, dass ihre Haut zu brennen beginnt. Reflexartig zucken sie zurück und rennen davon, wie dieses Video demonstriert. (c) U.S. Department of Defense
Long Range Acoustic Devices (LRAD) liefern eine zielgerichtete Schallwelle, die offiziell für Warnungen oder zur Kommunikation dienen soll. Derart "abgefeuerte" Schallwellen können bis zu 300 Meter weit klar und deutlich gehört werden. Der Hersteller will seine Geräte nicht als Waffen verstanden wissen, sie sollen aber bereits zur Abschreckung von Piraten oder zum Ärgern von Demonstranten eingesetzt worden sein. (c) U.S. Navy
Terminator ist zwar noch nicht Realität, fahrbare Roboter-Geschütze aber schon. Mehrere Firmen haben bereits solche Geräte auf dem Markt, zum Glück werden sie aber nicht von einem zentralen "Skynet" kontrolliert. (c) AP (MIKE DERER)
"Energie-Minen" sind in vielen Sci-Fi-Geschichten recht beliebt. Dieses absurde Konstrukt von Taser stellt das elektrische Äquivalent einer Claymore-Antipersonen-Mine dar. Mehrere Elemente zu je sechs Abschussvorrichtungen lassen sich zu einer Taser-Wand aufbauen, die flächendeckend unliebsame Personen unschädlich machen kann. (c) Taser
Statt Verdächtige mit Elektroschocks vollzupumpen setzt ein anderes Projekt auf visuelle Reize. Der Dazzler ist eine Art Taschenlampe des US-Department of Homeland Security und soll durch unzählige abwechselnd blinkende LEDs bei Zielpersonen Seekrankheit bis zur Übelkeit auslösen. Findige Techniker haben eine 250-Dollar-Variante der Kotz-LED für den Hausgebrauch entwickelt.
Unbemannte, gelenkte Waffensysteme waren lange Zeit ein Thema für Science-Fiction-Filme. Spätestens seit das US-Militär Drohnen regelmäßig einsetzt, um Aufklärung zu betreiben oder Luftschläge durchzuführen, sind diese Waffen in der Jetztzeit angelangt. (c) EPA (LT. COL. LESLIE PRATT - HANDOUT)
In der Kult-Serie "Star Trek" gab es Phaser als Energiewaffen. Das US-Verteidigungsministerium hat sich das "E" gespart und einen PHaSR entwickelt. Das "Personnel Halting and Stimulation Response"-Gewehr soll ein Ziel temporär desorientiert und blind machen. (c) U.S. Air Force
Ähnliches versuchen Tierschützer von "Sea Shepherd". Sie blenden japanische Walfänger mit Lasergeräten, um sie bei der Jagd zu behindern. >>Mehr Bilder zu Sea Shepherds Kampf gegen Walfänger (c) AP
Etwas brachialer geht es Boeing an. An sich Hersteller von Flugzeugen, unterhält das Unternehmen auch ein Waffenprogramm. So konnte bereits ein unbemanntes Flugzeug mit einem fahrbahren Lasergeschütz (siehe Bild) abgeschossen werden. Weiters bauen die Boeing-Techniker an Flugzeug-basierten Laserwaffen mit weit größerer Energie. (c) Boeing
Science Fiction als tödliche Realität
Das GMR schaffte es zumindest, im Mai 2012 von der US-Behörde National Security Agency (NSA) für den Einsatz zertifiziert zu werden. Aber die US Army will es gar nicht einsetzen. Das "mobile" System wiegt stolze 94 Kilogramm, ist viel zu kompliziert und scheiterte kläglich in einer Versuchsreiche in der Wüste von New Mexico. In einem Artikel für National Defense Review schreibt Air Force Lt. Colonel Dan Ward, dass die Übung die "unangenehme Tatsache" aufgezeigt hätte, dass "Soldaten manchmal vielleicht kritische Nachrichten während eines Kampfes schicken müssen". Da Soldaten aber "eine ungeduldige Bande" seien, hätte es ihnen nicht sonderlich Spaß gemacht, zehn Minuten zu warten, bis das Funkgerät diverse Bootvorgänge hat. Ward fasst es zusammen, wie er sagt "in Internet-Sprache": "Radio development: You're doin' it wrong."