iPhone verkaufte sich dreizehnmal besser als Galaxy S2

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Beide Hersteller mussten vor Gericht interne US-Verkaufszahlen offenlegen. Samsung nahm 7,5 Milliarden Dollar ein, Apple sogar 50 Milliarden. Die Anwälte wollten die Dokumente geheim halten.

Der Patentstreit zwischen Apple und Samsung hat für die beiden Unternehmen mehrere unangenehme Nebeneffekte. Nachdem diverse nie veröffentlichte Prototypen im Rahmen des Verfahrens ans Licht kamen, mussten die beiden Hersteller nun genaue Verkaufszahlen ihrer Produkte für den US-Markt veröffentlichen. Aus ihnen geht hervor, dass Apple den koreanischen Konkurrenten in den umstrittenen Smartphone- und Tabletmärkten weit hinter sich lässt (siehe Grafiken unten). Anwälte beider Parteien hatten sich bemüht, diese Daten geheim zu halten. Das Gericht hat sie aber dennoch als öffentliches Beweisstück eingestuft. Damit sollen sich auch die Geschworenen ein Urteil bilden können, die für diesen viel beachteten Prozess bestellt wurden.

Galaxy S2 erfolgreichstes Modell

Dem Dokument zufolge hat Samsung in den USA seit 2010 mehr als 21 Millionen Smartphones verkauft und damit 7,5 Milliarden Dollar (rund 6 Milliarden Euro) eingenommen. Davon machen die vier verschiedenen Versionen des Android-Smartphones Galaxy S2 den größten Anteil mit 1,8 Milliarden Dollar aus. Bei 4,1 Millionen verkauften Stück ergibt sich daraus für Samsung ein Umsatz von 450 Dollar pro verkauftem Gerät. Das Handy kam Ende 2011 auf den Markt. Das aktuelle Topmodell der Koreaner, das seit Mai erhältliche Galaxy S3, ist in der Auflistung nicht enthalten.

iPhone-Umsatz dreizehnmal besser

Samsungs Zahlen verblassen im Vergleich zu Apples Erfolg mit dem iPhone. Nimmt man den Vergleichszeitraum drittes Quartal 2011 bis zweites Quartal 2012 her, hat Apple 38,9 Millionen iPhones verkauft und damit mehr als 24 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Das ergibt nicht nur rund 618 Dollar Umsatz pro Stück, sondern übertrifft die Galaxy-S2-Umsatzzahlen um das Dreizehnfache. Bei den Stückzahlen ist Apple neunmal so stark wie das vorjährige Vorzeigeprodukt der koreanischen Konkurrenz. Trotz 24 verschiedenen Modellen konnte Samsung Apple nicht einmal ansatzweise näher kommen. Insgesamt konnte Apple seit dem zweiten Quartal 2007 mit seinem iPhone mehr als 50 Milliarden Dollar einnehmen. Rund 86 Millionen iPhones fanden bis Ende Juni 2012 einen Abnehmer. In den vor Gericht vorgelegten Zahlen ist das iPhone als einzelnes Produkt ausgewiesen, obwohl es seit 2007 fünf verschiedene Modelle (iPhone, iPhone 3G, iPhone 3GS, iPhone 4, iPhone 4S) gab.

Samsungs Galaxy Tabs weit abgeschlagen

Bei Tablets klafft der Abstand zwischen den beiden Streithähnen noch weiter auseinander. Apple konnte seit dem zweiten Quartal 2010 mehr als 34 Millionen iPads verkaufen und damit 19 Milliarden Dollar in die Kassen spülen. Samsungs Galaxy Tabs sind seit Ende 2010 in den USA auf dem Markt und haben bisher nur 644 Millionen Dollar lukriert bei 1,4 Millionen verkauften Geräten. Ausgewiesen werden das 7-Zoll-Gerät Galaxy Tab, das umstrittene und in Deutschland verbotene Galaxy Tab 10.1 und das Galaxy Tab 10.1 LTE.

Genau genommen könnte man Apples Medienplayer iPod touch auch als Miniatur-Tablet werten. Dieses kommt seit 2007 auf 46,5 Millionen verkaufte Stück mit einem Gesamtumsatz von mehr als zehn Milliarden Dollar. Hier brechen Apples Zahlen aber seit 2010 ein. Beachtlich sind die Ausschläge im vierten Quartal (siehe Grafik unten). Das deutet darauf hin, dass der iPod Touch ein beliebtes Weihnachtsgeschenk ist.

Neue Geräte sorgen für Schwung

Die detaillierten Zahlen zeigen auch auf, wie stark sich neue iPhones auf Apples Erfolg auswirken. 2011 begannen die Verkaufszahlen des Kulthandys zu sinken. Nach Veröffentlichung des iPhone 4S haben sich sich dann aber vom dritten aufs vierte Quartal mehr als verdreifacht. Der Absatz beim iPad blieb im Vergleich dazu vergleichsweise konstant.

Streit um Design und Patente

Apple wirft Samsung in dem Prozess vor, Design und Patente seines iPhone und iPad "schamlos" kopiert zu haben. Samsung wiederum kontert, dass Apple sich Dinge patentieren hat lassen, die nicht patentierbar seien und weist die Abkupfer-Vorwürfe zurück. Der Prozess ist auch wichtig für das von Samsung eingesetzte und von Google entwickelte Android-Betriebssystem. Die Koreaner führen gewissermaßen einen Stellvertreterkrieg für Google gegen Apple. Dessen verstorbener Firmengründer Steve Jobs hatte es sich auf die Fahnen geschrieben, Android regelrecht zu vernichten.

Smartphone-Verkäufe Apple vs. Samsung


Verkaufte Stück in Tausend.


iPhone-Verkäufe sackten ab dem zweiten Quartal 2011 ab. Viele Kunden warteten auf das neue iPhone, das sich von Sommer auf Herbst verzögerte. Mit dem iPhone 4S kam dann der große Aufschwung.

Tablet-Verkaufszahlen Apple vs. Samsung


Verkaufte Stück in Tausend.


Ausschläge im vierten Quartal deuten darauf hin, dass der iPod Touch ein beliebtes Weihnachtsgeschenk ist.

(db)

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