Sagenumwobenes Apple-Tablet fesselt Technik-Branche

The Apple logo hangs at the entrance to the Apple store on Fifth Avenue in New York
The Apple logo hangs at the entrance to the Apple store on Fifth Avenue in New York(c) REUTERS (Brendan Mcdermid)
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Für 27. Jänner hat Apple eine neue Produktvorstellung geplant. Seit Monaten kocht die Gerüchteküche über. Media Markt kündigte scheinbar per Twitter ein "iPad" für 899 Euro an. Eine Fälschung, stellte sich heraus.

Die Spannung steigt - nicht nur bei Apple-Jüngern, sondern in der gesamten Technologiebranche: Für Mittwoch dieser Woche (27. Jänner) hat der US-Konzern zur Produktpräsentation geladen. Nachdem die Gerüchteküche bereits seit Monaten überkocht, wird damit gerechnet, dass Apple einen neuen Tablet-PC einführt. Ähnlich wie beim iPhone 2007 sind die Erwartungen extrem groß. Eine offizielle Bestätigung dafür fehlt allerdings. Bereits im September - beim ersten öffentlichen Auftritt von Apple-Chef Steve Jobs nach langer Krankheit - war auf die Vorstellung eines solchen Geräts mit berührungsempfindlichem Bildschirm spekuliert worden. Stattdessen gab es aber "nur" ein Update der iPod-Produktlinie.

Hinweise verdichten sich

Wird der Bildschirm 10 Zoll groß sein? Die Auguren - unter anderem im "Wall Street Journal" - scheinen sich auf diese Größe geeinigt haben. Mit vollwertigem Mac OS X oder doch einer abgespeckten Version wie beim iPhone. Hinweise deuten auf letzteres, da anscheinend etliche Entwickler für Apples iPhone-Anwendungsshop "App Store" angewiesen wurden, ihre Programme auf größere Auflösungen anzupassen. Weitere Andeutungen kommen von aufmerksamen Beobachtern: Erst vor kurzem will Flurry Analytics anhand der Produktsignatur 50 unbekannte Geräte erkannt haben, die am Apple-Gelände in Cupertino unterwegs sind. Details, was für Geräte das sein sollen, existieren aber nicht.

"iPad"? Media-Markt-Fälschung auf Twitter

Der deutsche Elektronik-Händler Media Markt hatte scheinbar über Twitter ein "Apple iPad" für den 1. März angekündigt. Mit einem T-Mobile-Vertrag sollte das Gerät 499 Euro kosten, ohne Vertrag sollten es 899 Euro sein. Wenig später dementierte der Händler aber, dass das Twitter-Konto überhaupt zum Unternehmen gehören würde. MacRumors.com hat einen Screenshot des Tweets gespeichert. Aufgrund seiner Marktstellung wäre es Media Markt zuzutrauen gewesen, von Apple bereits Vorabinformationen erhalten zu haben.

Microsofts enttäuschender Auftritt - Apples Chance

Spätestens seit der viel beachteten Elektronikmesse CES in Las Vegas ist offensichtlich, dass die Tablet-Konkurrenz groß sein wird. Immerhin hatte Microsoft-Chef Steve Ballmer persönlich die Bühne bestiegen, um die Werbetrommel für entsprechende Geräte mit Windows-Betriebssystem zu rühren. Der Auftritt fiel dann aber doch eher enttäuschend aus. Angesichts der wenigen Innovationen beim Microsoft-Tablet im Vergleich zu den Möglichkeiten herkömmlicher Smartphones oder Netbooks reagierten die Anleger mehr als verschnupft. Vielleicht hat sich Steve Jobs ja daran ein Beispiel genommen und wird seine Gemeinde erneut ohne Tablet ziehen lassen. Allerdings ist es auch eine große Chance für Apple, hier zu glänzen, wo Microsoft eher stumpf gewirkt hat.

Konsequent durchdachte Produkte

Im Gegensatz zu Microsoft schafft es Apple regelmäßig, mit seinen Produkten zu überraschen. iPod wie auch iPhone haben Technik, Design und Benutzerfreundlichkeit zur Begeisterung der meisten Kunden zusammengeführt. Ein Tablet geistert schon seit den frühen 80er Jahren durch den Kopf von Steve Jobs. So hat er etwa 1983 eine Designstudie bei frog design in Auftrag geben lassen. Marktreife erlangte das Gerät aber nie. Ein Tablet-PC der Urzeit zählt zu den größten Flops des Unternehmens. Der Newton zu Beginn der 90er Jahre war seiner Zeit voraus, brachte aber nie den gewünschten Erfolg.

Diskussion um Produktnamen

Das neue, sagenumwobene Tablet soll diesen Kratzer am Image polieren. Unter den kolportierten Produktnamen ist der Begriff "iSlate". Die Domain "islate.com" besitzt Apple seit 2007, die Trademarkt "iSlate" soll seit 2006 durch eine Firma namens "Slate Computing" gesichert sein. Allerdings werden auch Namen wie "iPad" oder "iTablet" gehandelt. Die Branche hofft bereits bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen auf weitere Informationen über das neue Gerät. Diese gibt Apple am Montag bekannt, zwei Tage vor der großen Produktpräsentation.

Analysten zweifeln am Erfolg

Apple macht immer ein großes Geheimnis aus seinen neuen Geräten. Die Spannung hat sich daher so weit aufgebaut, dass Analysten, Anleger und Technikfreunde nur mit einer absoluten Innovation zufrieden sein werden. Wohl und Wehe des Apple-Tablets liegen bereits jetzt nah beieinander. Einige Analysten jedenfalls zweifeln daran, dass die tragbaren Laptops mit Touchscreen einen Markt verändern können, der bereits von Netbooks, E-Readern und Smartphones geflutet wird. Noch dazu bietet Apple mit dem Macbook Air bereits ein extrem schmales, flaches Notebook an, das als ständiger Begleiter funktionieren kann.

Was kommt, wenn kein Tablet kommt?

Was könnte also statt eines Tablet-PC von Apple vorgestellt werden. Ähnliche Gerüchte ranken sich um ein neues iPhone, bei Insidern "4G" genannt. Des weiteren wird eine Aktualisierung der iPhone-Software erwartet. Ob der Sprung von 3.1.2 auf 3.2 oder gleich auf 4.0 erfolgt, wird sich zeigen. Traditionell steht im Frühjahr eine Aktualisierung der Mac-Produktpalette auf dem Programm. Neue iMacs, Mac Pros oder MacBooks könnten auch am 27. Jänner präsentiert werden. Vielleicht gibt es ja eine Variante des MacBook Air, das über eine abnehmbare Tastatur und einen Touchscreen verfügt - gewissermaßen ein Tablet-Kompromiss. Was auch immer es sein wird, bis dahin hält die Technik-Welt den Atem an.

(Ag./db)

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