Studie: Alterskennzeichnung für Games ist kontraproduktiv

Kind vor Computer / Child with computer
Kind vor Computer / Child with computer(c) www.BilderBox.com (Bilderbox.com)
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Die Forscher haben das Kaufverhalten von 310 holländischen Kindern untersucht. Tendenziell finden sie Spiele für Erwachsene attraktiver. Die Branche verteidigt die Kennzeichnung.

Restriktive Alterskennzeichnungen auf den Verpackungen von Computer- und Videospielen haben einen kontraproduktiven Effekt. Anstatt Kinder und Jugendliche von ungeeigneten Inhalten fern zu halten, erhöhen sie lediglich den Anreiz für minderjährige Nutzer, sich das nur für Erwachsene freigegebene Material zu besorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung eines holländisch-amerikanischen Forscherteams, die in der aktuellen Ausgabe 123 des Journals der American Academy of Pediatrics (AAP) veröffentlicht worden ist. Obwohl das Pan European Game Information System (PEGI) dazu entwickelt worden sei, um Jugendliche vor anstößigen Inhalten zu schützen, lasse es Spiele eher als "verbotene Früchte" dastehen, kritisieren die Studienautoren.

Kennzeichnung für Eltern und Händler wichtig

"Eine Alterskennzeichnung für Computerspiele ist ein wichtiges und notwendiges Mittel der Information. Es stimmt natürlich, dass alles, was verboten ist, besonders interessant für Kinder und Jugendliche ist. Dieses Problem gilt nicht nur für Videospiele, sondern auch für Musik und andere Bereiche", erklärt Niki Laber, Präsident des Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware (ÖVUS). Alterskennzeichnungen seien in erster Linie für den Handel und die Erziehungsberechtigten wichtig. Die Eltern müssen laut Laber erkennen, ob ein Spiel für ihre Kinder geeignet ist oder nicht. Gleichzeitig müssten aber auch die Händler sehen können, welche Spiele sie an gewisse Kundengruppen verkaufen dürfen. Ein perfektes System, werde es Laber zufolge nie geben, dennoch sei es wichtig, dass eine Alterskennzeichnung auf den Produkten ersichtlich ist. "Auf internationaler Ebene wird kontinuierlich an der Verbesserung des PEGI-Systems gearbeitet. Die nächste Überarbeitung ist bereits im Gange", so Laber.

Kinder wollen Erwachsenenspiele

Im Rahmen der aktuell veröffentlichten Studie untersuchten die Wissenschaftler die Wirkung der auf der Verpackungsrückseite von Computer- und Videospielen angebrachten PEGI-Kennzeichnungen auf insgesamt 310 holländische Kinder und Jugendliche. Die Testpersonen im Alter zwischen sieben und 17 Jahren mussten dabei nach der Begutachtung verschiedener Spieleverpackungen angeben, wie sehr sie die jeweiligen Games haben wollen. Dabei zeigte sich, dass sich die Jungen und Mädchen gerade von jenen Titeln begeistert zeigten, die durch PEGI-Symbole eigentlich als für sie nicht geeignet eingestuft worden waren.

PEGI nur in Wien verpflichtend

Das PEGI-System zur Vergabe von Altersempfehlungen wurde eingeführt, um Eltern in Europa beim Kauf von Computerspielen wichtige Informationen zur Hand zu geben. Es trat im Frühjahr 2003 in Kraft und ersetzte verschiedene nationale Altersempfehlungssysteme durch ein einzelnes, das nun in nahezu ganz Europa Anwendung findet. In Österreich ist das PEGI-Rating für Computerspiele nur in Wien verfplichtend. Die anderen Bundesländer haben noch nicht nachgezogen. Eine einheitliche Regelung fehlt, da Jugendschutz Sache der Länder ist. Das PEGI-System wird von den wichtigsten Videospielkonsolenherstellern wie Sony, Microsoft und Nintendo ebenso unterstützt wie von Publishern und Spieleentwicklern und wurde durch die Interactive Software Federation of Europe (ISFE) entwickelt.

(pte)

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