Fitness-Videospiele: Muskelkater vorprogrammiert

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Wiifit(c) REUTERS (MARIO ANZUONI)
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Fitness-Videospiele sollen Couch-Potatoes zu mehr Bewegung animieren. Ob sich das Herumhüpfen im Wohnzimmer lohnt, wurde anhand von "Wii Fit" und "EA Sports Active" getestet.

Die Ferienzeit kommt: Sommer, Sonne, Strand und leicht bekleidete Menschen. Für diejenigen aber, die im Bikini oder der Badeshort eine besonders gute Figur abgeben wollen, beginnt in den Wochen vor dem Urlaub die Zeit des Muskelkaters. Denn irgendwie muss man ja die paar Pfunde, die sich über Weihnachten angesetzt haben, loswerden. Wer sich aber nicht ins Fitnessstudio oder auf eine Laufstrecke begeben will, für den könnten Fitness-Games wie „EA Sports Active“ oder „Wii Fit“ (beide für Nintendos Spielkonsole Wii) ein Ausweg sein. Wir konnten die virtuellen Fitnesstrainer im direkten Vergleich testen.

Eines gleich vorweg: Beide Spiele sind schweißtreibend, vorausgesetzt man betrügt sich nicht selbst. Hier liegt nämlich auch schon der Haken: Die Konsole analysiert die Bewegungen des Spielers über die Lage- und Beschleunigungssensoren der Wii-Fernbedienung und des angehängten „Nunchuk“ genannten Zusatzgeräts. „EA Sports Active“ verlangt manchmal Kniebeugen. Wenn man einfach ein Bein anhebt, statt mit dem Körper in die Knie zu gehen, registriert das Game diese als korrekt und lobt den Spieler sogar. Ähnlich verhält es sich bei „Wii Fit“: Beim Lauftraining misst das Spiel die Bewegungen des Controllers. Es reicht, ihn in einem geeigneten Rhythmus zu schütteln, um eine positive Bewertung zu erhalten.

Einmal angenommen, man will wirklich Fett verbrennen und Muskelpartien konzentriert fördern. In dem Fall übernimmt „EA Sports Active“ definitiv eher den Part eines virtuellen Trainers als „Wii Fit“. Zwar gibt es in beiden eine Möglichkeit, Ziele zu definieren, die man erreichen möchte, und beide versuchen den Spieler mit positiver Motivation zum Weitermachen zu animieren. „EA Sports Active“ geht an die Sache aber detailgenauer heran. Es bietet vor jeder Übung Videos, die genau zeigen, was vom Spieler verlangt ist, und blendet in einem kleinen Fenster den „Trainer“ ein, dessen Tempo man bei den Übungen einhalten soll. Je nach vorhandenem Fitnessniveau kann man sich für unterschiedliche Work-outs entscheiden oder eigene Trainingseinheiten aus verschiedenen Einzelübungen zusammenstellen.

Spielzeug mit dabei. Beide Spiele kommen mit Zubehör. „Wii Fit“ setzt auf das „Balance Board“, das nicht nur das Gewicht misst, sondern auch diversen Hula-Hoop-, Step-Aerobic- oder Yoga-Übungen dient. Es registriert, mit welcher Gewichtsverteilung und welchem Fuß man gerade drauf steht. „EA Sports Active“ kommt mit einem Beingurt, um Bewegungen der unteren Extremitäten zu messen, und einem Elastikband für Oberkörperübungen. Das Band bietet aber nur wenig Widerstandskraft.

Der Muskelkater ist leider vorprogrammiert. Besonders untrainierte Spieler wissen selten, dass sie vor und nach einem Training Dehnübungen machen sollten. Das Ergebnis sind Schmerzen am nächsten Tag. Allerdings ist es schon positiv, wenn Spiele dieser Art Couch-Potatoes zu mehr Bewegung animieren können.

Im Zuge des „Trainings“ mit beiden Spielen kommt man sich gelegentlich etwas bescheuert vor. Man steht bei Schönwetter vor dem Bildschirm und hüpft auf dem Wohnzimmerteppich herum. Dasselbe Work-out, das einem diese Spiele bieten, könnte man auch mit einer Runde Laufen erzielen. Zwar kostet „EA Sports Active“ etwas weniger als „Wii Fit“, dennoch kommt man mit einem Paar Laufschuhe besser davon. Und hat ein Fitnessgerät, das auch außerhalb des Wohnzimmers brauchbar ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2009)


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