Game City 2009: Das Rathaus als Spielwiese

(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)
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Das Spiele-Event Game City im Wiener Rathaus findet heuer zum dritten Mal statt. Am Sonntag bietet sich noch eine Chance, mehr zu erleben, als nur Games zu zocken. Teilweise dürfen die Besucher auch mitgestalten.

Wie sehen typische Computerspieler aus? Die Antwort ist einfach: Ungefähr so wie der Großteil der Bevölkerung. Spiele für den PC oder Konsolen sind längst im Mainstream angelangt. Die Zeiten, in denen nur vereinsamte, übergewichtige, sozial inkompatible Pickelgesichter zu den „Zockern“ gezählt wurden, sind vorbei. Bester Beweis dafür ist der Besucherandrang auf der Wiener „Game City“ im Rathaus, die heute zu Ende geht.

Ziel der Veranstaltung war und ist es nicht nur, viele Spieleneuheiten dem neugierigen, vorwiegend jüngeren Publikum zu zeigen. Computerspiele sind immer mehr ein „Medium für kulturelle Äußerungen“, erklärte Herbert Rosenstingl von der Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (BUPP). Heuer fand auch zum dritten Mal die Konferenz „Future and Reality of Gaming“ (FROG) statt. Fokus der Veranstaltung lag darauf, welche Einflüsse Games mit sich bringen. Die Veranstalter hoffen, dass die Besucher mit mehr Fragen als Antworten wieder heimkehren, um so den Diskurs über Computerspiele zu erweitern.

Gemeinderat Jürgen Wutzlhofer erklärte während der Eröffnung, dass die Stadt Wien bemüht sei, einen anderen Ansatz zu verfolgen, als es der Rest der Welt tue. Dieser sei seiner Erfahrung nach "Ignorieren oder Verbieten". Beides ist nach Ansicht des jungen Politikers keine geeignete Methode um mit dem stetig wachsenden Medium der Computer- und Videospiele gewissenhaft umzugehen.

Profispieler und Kinderzone. Die Veranstalter bieten auch ein umfangreiches Rahmenprogramm abseits der wissenschaftlichen Vorträge und der „Langen Nacht der Games“, die bereits am Freitag stattfand. Neben den österreichischen Ausscheidungskämpfen bei den World Cyber Games, einer Art Olympische Spiele der Computerwelt, gibt es auch eine eigene Kinderzone. Deren Motto lautet „Gemeinsam spielen, übers Spielen reden und nachdenken“. Kinder können zwischen elektronischen und echten Labyrinthen hin und her wechseln und lernen so spielerisch den Unterschied zwischen der virtuellen und der realen Welt kennen. Heute findet ab 17 Uhr noch eine Expertenrunde statt, die über mögliche Gefahren, aber auch positive Effekte von Games redet.

Eltern dürfen aber auch selbst Hand anlegen. Bei der sogenannten „Eltern-LAN“ können interessierte Erziehungsberechtigte heute ab 13 Uhr selbst erfahren, wie es ist, in die Welt der Computerspiele einzutauchen. Viele haben oft keine Ahnung, womit ihre Kinder sich die Freizeit versüßen.



Ohne PlayStation. Für diverse Unternehmen bietet die „Game City“ natürlich auch eine ideale Plattform, um ihre Produkte anzupreisen. Microsoft nutzte die Veranstaltung, um den neuen Ego-Shooter „Halo 3: ODST“ und eine Vorschau auf das Rennspiel „Forza Motorsport 3“ für die Konsole Xbox 360 vorzustellen. Mit einem eigenen Stand vertreten waren auch Electronic Arts und Sega. Letztere zeigten zahlreiche Spiele für die Nintendo-Konsole Wii. PlayStation-Hersteller Sony blieb der „Game City“ heuer leider fern.

Games don't kill. Unter diesem Namen wird auf der „Game City“ auch eine Ausstellung der Künstlerin Jana Herwig gezeigt. Sie sammelte Collagen von Internetbenutzern, um mit dem Vorurteil, Computerspieler wären potenzielle Amokläufer, aufzuräumen. Eines der Exponate zeigt eine Szene aus dem Spiel „Super Mario“ und dazu den Spruch: „Meine Tochter hat mit Super Mario getötet, im echten Leben noch nie. Nicht weil sie nicht aufpasst, sondern weil es in ihrem Leben keine Waffen gibt.“ Für die Messe wurde das Konzept der Ausstellung umgestaltet. Besucher können ihre eigenen Testimonials erstellen, auf die Fotoplattform „Flickr“ hochladen oder ausdrucken. Etliche Besucher diese Gelegenheit bereits und erweiterten damit die Ausstellung mit ihren Eigenkreationen.

Es ist erfreulich, dass die Veranstaltung nicht nur reine Unterhaltungszwecke bedient. Das Konzept scheint zu passen: Der Andrang war schon bei der Eröffnung enorm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2009)

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