Erstmals seit 2007 konnte sich die Microsoft-Konsole in den Verkaufscharts an die Spitze setzen. Grund dafür dürfte das neu überarbeitete Gerät sein, das leiser, kleiner und kühler ist als das Vorgängermodell.
Mit 443.000 verkauften Exemplaren hat sich die Microsoft-Spielkonsole Xbox 360 in den USA deutlich an die Spitze der verkauften Spieleplattformen gesetzt. Bisher dominierte Nintendos Wii den Markt, im Juli landete sie mit 254.000 Stück aber nur auf Platz zwei, berichten die Marktforscher der NPD Group. Auf Platz drei liegt Sonys PlayStation 3 mit etwa 214.000 verkauften Exemplaren. Erstmals seit 2007 ist Microsoft damit wieder an der Spitze.
Nach Ansicht der Analysten liegt das gesteigerte Interesse an der Neugestaltung der Konsole. Microsoft hat das Gerät deutlich geschrumpft und nach eigenen Angaben Leistungsaufnahme, Lärmpegel und Hitzeentwicklung der Xbox 360 verbessert. Positiv nehmen die Käufer auch auf, dass Microsoft einen WLAN-Adapter integriert hat, der bisher nur als Zubehör erhältlich war.
Microsoft hat auf der Spiele-Messe E3 2009 erstmals sein "Project Natal" vorgestellt, das bei der heurigen E3 auf Kinect umgetauft wurde. Konkret geht es um eine neuartige Bewegungssteuerung für die Spielkonsole Xbox 360. Im Gegensatz zur Konkurrenz von Nintendos Wii und Sonys PlayStation Move kommt lediglich der Körper zum Einsatz, zusätzliche Controller sind nicht mehr benötigt. DiePresse.com durfte sich bereits ansehen, ob und wie das funktioniert. Der Marktstart soll erst im November erfolgen. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Zum Start im November sollen 15 Titel verfügbar sein. Einer davon kommt von Microsoft selbst und nennt sich "Kinect Adventures". Es ist unterteilt in diverse Minispiele. Hier versuchen etwa zwei Spieler, gemeinsam mit einem Schlauchboot einen Fluss entlangzufahren und dabei Medaillons aufzufangen. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) In dieselbe Kerbe schlägt ein Spiel, bei dem man auf einem Schienengefährt einen Hindernisparkour absolvieren muss. Hier muss weniger gehüpft werden, dafür kommt es mehr auf das richtige Timing an. In der gezeigten Version gab es aber leider noch deutliche Verzögerungen zwischen der Aktion des Spielers und der Umsetzung derselben am Bildschirm. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Zwischendurch schießt Kinect bei besonders akrobatischen Aktionen Bilder, die man zum Beispiel direkt auf Facebook hochladen kann. Damit alle Freunde sehen können, wie man im Wohnzimmer herumhampelt. Für die Bewegungen braucht man auch viel Platz. Der Mindestabstand von der Kamera sollte 1,5 Meter betragen, optimal sind etwa 2,5 Meter. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Die dritte gezeigte Demo von Kinect Adventures war das schon 2009 unter dem Namen Ricochet gezeigte Ballspiel. Man setzt den ganzen Körper ein, um rote Bälle gegen Kisten am anderen Ende des Spielfelds zu schleudern. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Der bewegungstechnischen Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt. So kann man den Ball auch mit einem kräftigen Kopfstoß (rechts im Bild) auf die Reise schicken. Diverse Kung-Fu-Einlagen sind auch möglich. Allerdings wird auch dieses Spiel von der spürbaren Latenzzeit geplagt. Zu zwei ist das Spiel sehr einfach, da die Körper der Spieler schon fast die gesamte Spielfläche abdecken. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Wer besonders gut war, darf nach den Minispielen eine Gruppe Avatare mit einer eigenen Choreografie in Schwung versetzen. Kinect nimmt dabei auch die Stimme und somit allfällige Jubelgesänge auf. Das Mikrofon könnte auch geeignet sein, um für das Partyspiel "Lips" genutzt zu werden. Ob das der Fall sein wird, verrät Microsoft aber noch nicht. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Etwas mehr an klassische Spieler richtet sich das Rennspiel "Joyride". Um seinen Wagen zu steuern, muss man beide Hände von sich strecken und ein lediglich in den eigenen Gedanken existierendes Lenkrad drehen. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Um noch mehr Schwung in die Kurve zu legen, kann man seine Hüfte mitbewegen. In der Praxis ist das aber etwas ungewöhnlich. Einen Gegenstand zwischen den Händen, um das Lenkradgefühl besser zu erfahren, erkannte Kinect in der gezeigten Fassung nicht optimal. Man muss also mit leeren Händen fahren. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Um Sprünge durchzuführen, muss man das "Lenkrad" zu sich und nach hinten reißen. Zieht man die Hände schnell an die Brust und stößt sie nach vorne, schaltet sich ein Turbo Boost ein. In der Luft kann man diverse Stunts machen, wofür auch ein eigener Spielmodus existiert. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Im Internet kursieren Gerüchte, dass Kinect nicht von der Couch aus spielbar ist. DiePresse.com machte die Probe aufs Exempel, wobei sich zeigte, dass Joyride auch im Sitzen funktioniert, der Spielspaß aber nur eingeschränkt vorhanden ist. Die Körpererkennung klappt nicht optimal, ist aber bei diesem Spiel auch nicht wirklich darauf ausgelegt. Für die angekündigte Menüsteuerung per Handgesten, die Microsoft leider nicht präsentieren konnte, soll die Sitzposition aber funktionieren, versicherte der Hersteller. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Kuschelig wird es beim Start-Titel "Kinectimals". Die (vermutlich sehr jungen) Spieler können sich ein Haustier ihrer Wahl aussuchen und mit ihm virtuell Spielen. Auf den ersten Blick erinnert das an eine Mischung aus "Nintendogs" für die Nintendo DS und "EyePet" für Sonys PlayStation 3. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Natürlich will der putzige kleine Löwe auch gestreichelt werden. Wer aus unerfindlichen Gründen die Lust verspürt, das Tier quälen oder schlagen zu wollen, wird in seine Schranken gewiesen. Zu rasche Bewegungen werden nicht als Hieb interpretiert, genausowenig stirbt das Haustier, wenn man es etwa nicht füttert. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Dem kleinen Begleiter kann man auch eine Reihe an Tricks beibringen. Es hört auf Sprachkommandos und macht das nach, was der Spieler im vorzeigt. Die Stimmkontrolle war aber noch nicht für den österreichischen Raum fertig, daran arbeitet Microsoft bis zur Veröffentlichung noch. In allzu breitem Dialekt, wie etwa "heast, kumm umme" wird das aber vermutlich selbst in der lokalisierten Fassung nicht funktionieren. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Fortsetzung zum vorigen Bild: Das Kinectimal spielt schön brav totes Tier. Andere Bewegungen, die es nachmacht, sind Springen, Männchen oder auf einem Bein stehen. Letzteres führte aber eher dazu, dass der pelzige Begleiter stolperte. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Natürlich sollte ein Haustier (und dessen Halter) fit bleiben. Daher kann man damit auch einen Hindernisparkour absolvieren. Springen, Ducken, Balancieren und Laufen müssen zur richtigen Zeit korrekt durchgeführt werden. Wie schon die anderen Spiele hält also auch Kinectimals den Kreislauf auf Hochtouren. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Für Kinectimals wird es keinen Downloadable Content im klassischen Sinn geben. Dafür sollen Plüschtiere mit aufgedrucktem Code für Nachschub im heimischen Streichelzoo dienen. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Sagte hier jemand Wii Sports (Resort)? Stimmt, dieses Spiel weckt Erinnerungen daran. Leichtathletik, Boxen, oder Bowling sind alle dabei. Letzteres kann sowohl mit der Linken als auch der rechten Hand bedient werden. Das Spiel erkennt sogar, wenn man der Kugel einen Drall mitgibt. Gerade hier macht sich der Mangel eines haptischen Feedbacks bemerkbar. Nur eine leere Hand zu bewegen bringt einfach kein richtiges Bowling-Feeling rüber. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Wer unbedingt das Gefühl haben möchte, wirklich eine Bowlingkugel zu schieben, kann einen Ersatzgegenstand in die Hand nehmen. Mangels echtem Gerät musste das Kinectimal-Plüschtier herhalten. Microsoft will aber lieber auf reine Handbedienung setzen. Man wolle vermeiden, dass Spieler sich etwa mit der echten Golfausrüstung ins Wohnzimmer stellen und echten Schaden anrichten, hieß es bei der Vorführung. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Einen möglichen Partyhit, der in die Fußstapfen von "Guitar Hero" und "Rock Band" treten könnte, haben Microsoft und Harmonix mit "Dance Central" auf die Beine gestellt. Zu den Hits von Lady Gaga, No Doubt oder den Beastie Boys gilt es, die richtigen Tanzbewegungen nachzumachen, die eine Truppe knackiger Computer-Mädels vorführt. Ein kleines Fenster zeigt die eigenen Bewegungen an, daneben sieht man, welche "Moves" man als nächstes machen muss. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Das macht durchaus Spaß, sofern man den Musik- und Tanzstil mag, und ist bei den aktuellen Temperaturen ganz schön schweißtreibend, wie man sieht. Auf Wunsch werden die Tanzbewegungen vorher einzeln gezeigt, damit man sie in Ruhe einstudieren kann, bevor es dann los geht. Das ist auch nötig, denn mit fortschreitendem Schwierigkeitsgrad werden die Tanzbewegungen sehr komplex. Mit genug Übung sieht das dann aber sehr gut aus, wie Entwicklerin Naoko Takamoto auf der E3 bewies. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Wie könnte es anders sein, wird es auch für dieses Bewegungssteuerungssystem ein Fitness-Spiel geben. Im Gegensatz zu bisherigen Versuchen wie "Wii Fit" oder "EA Sports Active" benötigt man aber keinerlei zusätzliche Ausrüstung. Damit die Bewegungen genau auf dem Bildschirm wiedergegeben werden, führt Kinect einen präzisen Scan des Spielers durch. Damit sollen auch alle Menüpunkte maximal auf Armlänge erreichbar sein. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Auch hier wird eine Bewegung vorgezeigt, die man nachmachen soll. Die Darstellung des Spielers ist dabei sehr detailliert, man sieht zum Beispiel auch Aufschriften auf T-Shirts. Nur das Gesicht lässt sich schwer ausmachen. Die Auflösung der Kameras betragen nur 640 x 480 Pixel, beziehungsweise 320 x 240 für die Infrarotmessung, daher ist die dargestellte Spielfigur auf einem HD-Fernseher auch nur sehr klein. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Neben den üblichen Fitnessübungen gibt es auch spielerische Tätigkeiten, wie etwa färbige Blöcke mit Fausthieben und Tritten zu zerschlagen. Das Spiel blendet dabei immer die gerade verbrannten Kalorien, beziehungsweise einen entsprechenden Schätzwert, auf der linken Seite ein. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Zum Abschluss einer Trainingseinheit darf man sich per Tai-Chi noch einmal entspannen. Hier zeigt sich deutlich die Präzision, mit der Kinect arbeiten kann. Erst, wenn der Körper genau in der vorgeschriebenen Position ist, färben sich die Balken grün. Das funktionierte durchaus gut und ohne größere Verzögerungen, im Gegensatz zu den "Adventures"-Minispielen. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Eine endgültige Bewertung von Kinect wäre unfair, da noch nicht die finalen Versionen der Spiele verfügbar waren. Eines zeichnet sich aber deutlich ab. Das Zusatzsystem ist auf Gelegenheitsspieler, Kinder und Familien ausgerichtet. Allerdings wird der Erfolg auch stark vom Preis abhängen. Immerhin kostet eine Xbox 360 allein schon 250 Euro, dann muss man noch Kinect und die Spiele dazu kaufen. Vermutlich wird man erst mit 400 Euro "hineinspringen" können, wie Microsoft es gern hätte. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Die Technik funktioniert allerdings und hat durchaus Charme. Und während einige der gezeigten Spiele noch unter Latenzzeiten litten, präsentierten sich andere deutlich präziser. Man erhält das Gefühl, Microsoft hätte noch etwas mehr Entwicklungszeit gut getan. Die Hoffnung ruht jetzt auf den Spiele-Designern. "Dance Central" und "Your Shape" zeigen, wohin die Reise gehen könnte. Vielleicht gibt es ja bald ein "Street Fighter" oder "Mortal Kombat" mit echtem Körpereinsatz. Das könnte dann selbst eingefleischte Spieler auch von der Couch hochreißen. (c) DiePresse.com (Daniel Breuss) Die Hüpforgie vor dem Fernseher vorab probiert Für November wird ein weiterer Schub erwartet. Dann kommt die Bewegungssteuerung Kinect auf den Markt. Sie soll die Steuerung von Spielen ohne jegliches Steuergerät in der Hand ermöglichen. DiePresse.com konnte sich bereits einen ersten Eindruck von der Technologie verschaffen. Sony will dem mit seinem eigenen Bewegungs-Controller Move kontern, der dem Konzept der Wii ähnelt, aber deutlich präziser arbeitet.
(Red.)
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