Virtueller Bitcoin-Hype, realer Schaden

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Spekulationsblase: Der Abbau der Online-Währung Bitcoin verbraucht an einem Tag so viel Strom wie 30.000 Haushalte.

Wien/Auer. In den letzten Wochen haben sich die Computer-Freaks, Spekulanten und Währungstheoretiker dieser Welt ein paar Extrazeilen auf den Wirtschaftsseiten erobert. Immerhin explodierte der Preis der Online-Währung Bitcoin seit Jahresbeginn um 1400 Prozent – nur um wenig später zu kollabieren.

Fast noch spannender als das Füllen und Platzen der x-ten Spekulationsblase ist aber, was der virtuelle Hype in der realen Welt angerichtet hat. Denn bevor Bitcoins gehandelt werden können, müssen auch sie produziert werden. Und da es sich um eine elektronische Währung handelt, schultern Computer den Abbau („mining“) der Bitcoins. Das Problem: Je mehr Bitcoins es gibt, desto komplexer werden die Aufgaben, die gelöst werden müssen, um neue zu „errechnen“. Dieser Effekt ist von den Erschaffern des Systems geplant. So soll – anders als in der realen Welt – das Geldmengenwachstum (vulgo Inflation) gering gehalten werden.

Strom von 30.000 Haushalten

Wie viel reale Energie für das virtuelle Goldschürfen verbraucht wird, hat blockchain.info errechnet. Das Ergebnis: In nur 24 Stunden wurden Computer mit Strom im Wert von 147.000 Dollar gefüttert, um Bitcoins zu produzieren. Trotz des Preisverfalls ein lukratives Geschäft: Nach aktuellem Kurs hätten die an diesem Tag erzeugten Bitcoins einen Wert von 681.000 Dollar. Realer Wert wurde freilich nicht geschaffen. Im Gegenteil: Der Strom, der für die Lösung der (meist sinnlosen) Aufgaben verbraucht wurde, hätte 30.000 Haushalte versorgt.

Wer jetzt „elektronische Umweltverschmutzer!“ schreien will, sollte vorsichtig sein. Auch Protest-Mails fressen Strom. Allein wer die E-Mail-Adresse eines Bitcoin-Miners googlen will, verbrät damit so viel Strom wie eine Energiesparlampe pro Stunde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2013)

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