Telekommunikation: Internet schlägt Kabelfernsehen

(c) APA (Olaf Kraak)
  • Drucken

UPC Austria, einst Telekabel, setzt voll auf Breitband-Internet.

WIEN (p. m.). Sie heißen noch „Telekabel“, die Kabel-TV-Gesellschaften in Wien, Baden, Wr. Neustadt, Graz und Klagenfurt. Doch sie werden von der Zukunft überholt: UPC Austria, wie das Gesamtunternehmen heißt, wird laut seinem Chef Thomas Hintze „noch heuer“ mehr Internet- als TV-Kunden haben. Ende März bediente UPC 505.000 Fernseh-, 417.000 Internet- und 176.000 Telefonanschlüsse. Auch die Gespräche laufen via Internet.

Wachstum sei das oberste Credo der börsenotierten Mutter Liberty Global, sagte Heintze Dienstag vor Journalisten. Gewachsen ist UPC im Vorjahr nur durch die Übernahme des Internet-Spezialisten Inode und des Telefon-Anbieters Priority Telecom. Der konsolidierte Umsatz stieg gegenüber den Einzelzahlen von 2005 nur marginal auf 331 Mio. Euro. Für heuer rechnet Heintze mit 350 Mio. Euro.

Von Inode, im Vorjahr um 94 Mio. Euro erworben, hat UPC nun den Werbespruch „Wir sind die Guten“ übernommen. „Wer der Schlechte ist, bleibe dahingestellt“, meinte Hintze, stellte es aber sofort klar: Nachdem der alternative Anbieter Tele2 UTA die Telekom Austria wegen irreführender Werbung geklagt hat, wirft UPC dem Ex-Monopolisten Kundenabwerbung vor.

„Wie ein aggressiver Newcomer“

„Die TA benimmt sich wie ein aggressiver Newcomer“, so Marketing-Vorstand Gerald Schwanzer. Sie habe Kundendaten aus den Wiederverkaufsverträgen mit UPC „verbotenerweise zum direkten Kundenkontakt verwendet“. Außerdem würden Kunden ohne ihr Wissen auf die Telekom-Kennung umgestellt und seien tagelang ohne Internet. „Nach vier Tagen macht der Kunde alles – da wird er sogar Telekom-Kunde“, so Hintze.

Auch bei den Tarifen hat UPC Probleme mit der TA: Diese biete ihren Kunden „in ständig verlängerten Aktionen, also dauerhaft“ Breitband-Internet um 9,90 Euro pro Monat an. Das liege unter den 10,70 Euro, den alternative Anbieter für die so genannte Entbündelung zu zahlen hätten. Entbündelung sei aber die Voraussetzung dafür, eigene Produkte anbieten zu können. Heintze: „Die Regulierungsbehörde ist zu langsam, um solche Aktionen zu unterbinden.“

Was die mobilen Internet-Angebote betrifft, „spüren wir den enormen Wettbewerbsdruck“, sagte Schwanzer. Deshalb habe UPC die Übertragungsraten „soeben teilweise verdoppelt – in Sphären, wo die Datenkarten der Mobilfunker in absehbarer Zeit nicht hinkommen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.