Wikipedia: Manipulation aus Kirche und Konzernen

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Eine neue Software macht der Anonymität im Mitmach-Lexikon ein Ende. Die fleißigsten Redigierer hocken im Vatikan und in den Konzernen.

Wikipedia. Bei der freien Internet-Enzyklopädie kann jeder zum anonymen Autor des Lexikons werden. Das birgt natürlich auch Gefahren: Beiträge werden verändert, verfälscht, zurechtgebogen.

Doch mit der Anonymität der eifrigen Redigierer ist es jetzt vorbei. Virgil Griffith, IT-Spezialist aus Kalifornien, hat eine Software entwickelt, die nicht nur die IP-Adresse der Schreiber ausfindig macht, sondern die Zahlenkolonnen auch bestimmten Institutionen zuordnen. Mit seinem "Wikiscanner" ist es für Griffith also nicht länger ein Geheimnis, wer hinter diversen "Säuberungsaktionen" von Wikipedia-Artikeln steckt.

Kirchen und Konzerne schreiben um

Die "Haupttäter" hocken offenbar meist in den Firmenzentralen der, von Wiki-Artikeln betroffenen, Unternehmen selbst. So verschwanden beispielsweise plötzlich brisante Aspekte aus dem Eintrag zu Diebold, einer US-Firma, die Wahlautomaten herstellt. Der Chef hatte im Wahlkampf große Summen an US-Präsident George W. Bush gespendet. Urheber des Artikel-Liftings: Mitarbeiter der Firma Diebold. Ähnliche Beispiele gibt es en masse.

Doch nicht nur die Wirtschaft hat Wikipedia als PR-Plattform entdeckt. So wurden etwa Passagen zum nordirisch-katholischen Politiker Gerry Adams getilgt. Eine mögliche Verbindung des geistlichen Führers mit Mordanschlägen während der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland wurde einfach gelöscht. Und woher stammt der einstmals unbekannte Zensor? Der Rechner, von dem aus der Artikel verändert wurde, steht mitten im Vatikan. (mac)

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