Jajah will nach Asien - und dann an die Börse

Jajah
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Internet-Telefonie-Anbieter Jajah wächst ungebremst und drängt mit neuer Technik in den klassischen Telefon-Markt. Den Börsegang streben die österreichischen Gründer für 2008 an.

Der von zwei Österreichern gegründete internationale Internet-Telefonie- Anbieter Jajah steigt mit einer neuen Technik in den herkömmlichen Festnetz- und Handymarkt ein. In den nächsten vier Wochen will Jajah in allen 55 Ländern, in den das Unternehmen schon vertreten ist, eine neue Telefonlösung anbieten, für die man kein Internet mehr braucht. In Österreich, Deutschland, Großbritannien sei man mit "Jajah Direct schon gestartet", sagte Unternehmensmitbegründer Roman Scharf.

"Meine 89-jährige Großmutter kann mich jetzt mit einer Telefonnummer über Jajah in Mountain View in Kalifornien anrufen. Sie weiß zwar nicht wie es funktioniert, wählt aber nur eine andere Nummer und zahlt statt um die 80 Cent nur noch die Ortsgebühr plus etwa 3 Cent pro Minute", erklärte Scharf. Er spricht von einem "Quantensprung in der Internettelefonie". Sei sie bisher nur auf Personen mit Internetzugang beschränkt gewesen, stehe die neue technische Lösung nun über vier Milliarden Menschen mit einem Telefonanschluss offen.

Anfang 2008 will Jajah gemeinsam mit Partnern auch in China und Indien durchstarten. Ziel ist nach wie vor ein Börsegang des Unternehmens - voraussichtlich noch im kommenden Jahr.

Wie funktioniert Jajah?

Bisher mussten Kunden von Jajah im Internet ihre Telefonnummer eingeben und jene des Teilnehmers, den sie anrufen wollten. Jajah rief dann via Internet-Telefonie bei beiden Nummern an und verband die Teilnehmer.

Bei der neuen Lösung erhält der Kunde für die Telefonnummern seines Adressbuchs eine Ortstarif-Nummer von Jajah (in Österreich eine sechsstellige Nummer mit Vorwahl 0720), die er künftig stattdessen wählen kann und die ihn dann automatisch über Jajah zu seinem Ziel verbindet - zum Ortstarif plus den Jajah-Tarifen. Außerdem fallen bei Anrufen von Jajah-Kunde zu Jajah-Kunde keine zusätzlichen Jajah-Gebühren an.

Günstiger ist das vor allem bei Telefonaten ins Ausland, insbesondere wenn man sie vom Handy aus führt. Aber etwa auch ein Anruf vom Festnetz zum Handy kann so unter Umständen günstiger sein.

Die von Scharf und seinem Kompagnon Daniel Mattes 2005 gegründete Jajah gehört mittlerweile zum Teil dem US-Investors Sequoia Capital (der bereits Google, Yahoo, Cisco und Apple finanziert hat), dem weltgrößten Computerchiphersteller Intel und der Deutsche-Telekom-Tochter T-Online Venture Fund. Proteste der Deutschen Telekom gegen das neue Konkurrenzangebot habe es keine gegeben. Immerhin würden die Kunden ihren Telekom-Anschluss dabei behalten - "und alles, was die Kunden nicht weglockt, ist bei den Telekom-Betreibern derzeit sehr beliebt", sagte Scharf.

Der Sprung nach China und Indien

Sein Unternehmen verhandle gerade "über Partnerschaften, von denen wir nie geglaubt hätten, dass sie möglich wären". Wenn alles gut geht, wird Jajah im nächsten Frühjahr Joint Ventures mit großen Telekom-Anbietern in China und Indien abschließen. Details wollte Scharf noch nicht nennen.

Mit dem ebenfalls im nächsten Frühjahr geplanten Börsegang will sich das Unternehmen aufgrund der neuen Marktchancen noch Zeit lassen. "Warum sollten wir jetzt an die Börse gehen, wenn wir in sechs Monaten mit einem Vielfachen bewertet werden", sagte der Firmengründer. Er glaube immer noch an einen Börsegang im nächsten Jahr. Aber: "Jajah wird dann an die Börse gehen, wenn der Zeitpunkt perfekt ist."

Ebay verbannte Jajah

Erst vor kurzem hatte Jajah einen neuen Internet-Button herausgebracht, über den sich Kunden bzw. Leser via Telefon mit Service-Centern und Webseiten-Autoren verbinden lassen können, und dabei einen Rückschlag erlitten, weil die weltgrößte Online-Auktionsplattform eBay den Button von seinen Seiten verbannt hat. eBay hat erst vor kurzem Skype gekauft und will deshalb seine eigenen Lösungen vorantreiben. Die Entscheidung von eBay gegen Jajah habe dem Unternehmen jedoch "mehr Publicity" als Einbußen gebracht, glaubt Scharf. Ein Viertel aller Jajah-Kunden verwende den Button bereits.

Eine Milliarde Dollar Umsatz pro Jahr

Zuletzt hatte Jajah die Zahl seiner Kunden im Sommer mit 4 Millionen angegeben. Wie viele es aktuell sind, wollte Scharf nicht exakt beziffern. In den vergangenen zwölf Monaten sei man über 600 Prozent gewachsen. Die nächsten genauen Zahlen werde man zum zweijährigen Jubiläum Ende des ersten Quartals 2008 vorlegen. 10 Millionen Kunden sollten es dann "mindestens" sein, so der Firmengründer. Pro Kunde macht Jajah monatlich rund 8 Dollar (5,46 Euro) Umsatz. Die Bruttogewinnmarge liegt derzeit über 30 Prozent und soll demnächst die 40-Prozent-Marke erreichen. (APA)

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