Der Onlinekonzern startet in Österreich einen neuen Angriff auf den Buchhandel. Derzeit liegt der Marktanteil des US-Konzerns bei digitalen Büchern bei 40 Prozent.
Wien. Der US-Konzern Amazon greift den Buchhandel frontal an. Am gestrigen Dienstag startete das Unternehmen mit der Bücher-Flatrate „Kindle Unlimited“ im deutschsprachigen Raum. Das Angebot ist auch in Österreich verfügbar. Gegen eine monatliche Gebühr von 9,99 Euro erhalten Amazon-Kunden unbegrenzten Zugriff auf mehr als 650.000 E-Books.
Dafür benötigt man einen Kindle, das elektronische Lesegerät von Amazon. Das Leihmodell ist für deutschsprachige Kunden noch nicht sehr attraktiv. Es stehen zwar 40.000 deutschsprachige E-Books zur Verfügung, doch Amazon hat sich nur wenige Bestseller gesichert. Denn ein Großteil der deutschsprachigen Verlage macht nicht mit. Allerdings bröckelt der Widerstand langsam.
Zu Wochenbeginn unterzeichnete Amazon mit dem Verlag Bastei Lübbe einen langfristigen Vertrag über den Vertrieb von digitalen Büchern. Das Angebot an englischsprachigen Büchern ist beim US-Konzern wesentlich besser.
Im deutschsprachigen Raum gibt es noch andere Leihmodelle für Bücher wie Skobe und die Onleihe. Doch diese sind technisch nicht so ausgreift wie bei Amazon. „Wir werden das Angebot von Amazon genau beobachten“, sagt Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels, zur „Presse“. Er vermutet, dass sich einige Kunden durchaus eine Flatrate wünschen. Doch Stöger sieht eine Gefahr in den monopolartigen Strukturen von Amazon.
Derzeit liegt der Marktanteil des US-Konzerns bei digitalen Büchern bei 40 Prozent. Laut Umfrage des deutschen Hightech-Verbands Bitkom lesen bereits 24 Prozent der Deutschen zumindest ab und zu E-Books. Im Vorjahr wurden nach Angaben des Börsenverbands des deutschen Buchhandels bereits mehr als 20 Millionen E-Books verkauft. Das ist ein Plus von 60 Prozent. (höll)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2014)