Bioethikkommission nimmt "Dr. Google" unter die Lupe

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Neue Internet-Studie(c) dpa/dpaweb (Federico Gambarini)
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Mit Dr. Google wird eine Bagatelle schnell zur schwerwiegenden Krankheit. Doch die Suchmaschine könnte im medizinischen Bereich laut Bioethikkommission tatsächlich auch hilfreich sein.

Ein eingeklemmter Nerv, ein Stechen im Ohr oder Sodbrennen. Alles bekannte und mehr oder minder schmerzhafte Zimperlein, die man mit ein wenig Schonung und guter Behandlung durch den Hausarzt schnell wieder loswerden kann. Doch der Arzt sollte nicht "Dr.Google" heißen, denn dann wird aus dem eingeklemmten Nerv ein Schlaganfall, das Stechen im Ohr zu Diabetes und das Sodbrennen zu Magenkrebs. Die Suchmaschine ist für viele Dinge im Leben eine akkurate Anlaufstelle zur Informationsbeschaffung, aber nicht um sich selbst zu diagnostizieren. Und wenn man doch seine Symptome googelt, sollte man die Packungsbeilage dafür nicht vergessen: Suchanfragen können Hypochondrie und Paranoia auslösen."

Auch die österreichische Bioethikkommission hat sich mit diesem Thema beschäftigt und hat eine Stellungnahme unter dem Titel "Partizipative Medizin und Internet" veröffentlicht. In dieser nimmt die Kommission die Möglichkeiten und Gefahrenpotenziale der Internetnutzung im Gesundheitsbereich unter die Lupe. Empfohlen wird vor allem eine bessere Kennzeichnung von Inhalten.

Qualitätssicherung - ein schwieriges Feld

Als spezielle ethische Herausforderungen hätte die Bioethikkommission die Qualitätssicherung der im Internet verfügbaren Daten und den Schutz der Privatsphäre vor intransparenter kommerzieller Nutzung identifiziert, hieß es zu "Dr. Google". Außerdem sollte es zu einer Beseitigung von Barrieren zur Internetnutzung kommen.

Die Kommission formulierte auch mehrere Empfehlungen: Eine bessere Kennzeichnung qualitätsgesicherter Inhalte durch die öffentliche Hand, bildungspolitische Maßnahmen zur Förderung von "Health Literacy" und "Internet Literacy" in der Bevölkerung, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Internetnutzung im Kontext von Gesundheit und Krankheit für medizinisches Fachpersonal sowie die Förderung von Forschungsvorhaben zur Internetnutzung zu Gesundheitsthemen.

Die Stellungnahme wird auch als Möglichkeit gesehen, gewisse Missstände auszumerzen. So soll das "autoritäre Arzt-Patientenverhältnis" verbessert werden, wobei man die Möglichkeiten der Internetnutzung für Patienten und für das Gesundheitspersonal aufzeigen will.

Google arbeitet an eigenem "Dr.Web-Service"

Aber auch Google selbst hat dieses Problem längst erkannt und bereits im Oktober des Vorjahres einen neuen Google-Service vorgestellt, der sich nach wie vor in der Testphase befindet. Statt wie bisher einfach zum Arzt zu gehen, soll man weiterhin auf Google vertrauen, aber bei der Eingabe verschiedener Symptome beziehungsweise auf der Suche nach einer bestimmten Krankheit sofort die Möglichkeit haben, aus einem Angebot an Ärzten auszuwählen und diese via Videochat zu konsultieren.

Wie die genaue Vorgehensweise aussieht, ist bislang aber unklar. Vor allem ersetzt ein Videochat nie eine Erstuntersuchung beim Arzt. Für Folgetermine wäre es aber ein durchvorstellbares Modell.

Dass es sich um ein wie gewohnt kostenloses Service von Google handelt, ist zudem nicht anzunehmen. In der Testphase übernimmt das Unternehmen die laufenden Kosten für die Teilnehmer, aber sobald es öffentlich verfügbar ist, wird es ein kostenpflichtiges Angebot sein.

>> Zur Stellungnahme der Bioethikkommission

(Red./APA)

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