Flash ist tot – lang lebe Flash!

Von den meisten genutzt, von einigen gehasst: der Adobe Flash Player.
Von den meisten genutzt, von einigen gehasst: der Adobe Flash Player.Mozilla
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Der Abgesang von Adobes Flash Player ist auf seinem neuen Höhepunkt. Ein Ende des Programms ist trotz der anhaltenden Schwachstellen nicht in Sicht.

Seit 1996 hält sich der Flash Player im Internet, und das trotz des erbitterten Kampfs des Apple-Gründers, Steve Jobs, gegen Adobe und der seit 2011 existierenden Initiative namens Occupy Flash, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Programm endgültig aus dem Internet zu verbannen. Angesichts der andauernden Meldungen über Sicherheitslücken bei Adobe auch nicht sonderlich verwunderlich. Und es schien auch kurz so, als könnte sich die Initiative über das baldige Ende des Players freuen, als der Browser-Anbieter Mozilla aufgrund einer erneuten Schwachstelle das Plug-in (Zusatzsoftware im Browser) sperrte. Und auch Facebooks Sicherheitschef forderte via Twitter, den Todeszeitpunkt für ihre Technologie festzusetzen.

Ein Widerstand, der nur von kurzer Dauer war, denn nachdem Adobe ein Update ausgespielt hatte, gewährte auch Mozilla wieder die Nutzung des Programms. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine neuerliche Software-Wunde in dem Programm aufreißt und es zu einem offenen Tor für Cyber-Attacken macht, um Kriminellen den Zugang zu privaten Nutzerdaten zu gewähren. Es ist daher nur zu verständlich, dass Experten dazu raten, das Programm überhaupt nicht mehr zu verwenden. Außerdem gibt es bereits eine Alternative – sie heißt HTML5.

Bunte, bewegte Bilder. Vermehrt setzen moderne Browser auf die Weiterentwicklung HTML5, die auf der Sprache basiert, auf der das World Wide Web aufbaut. Auch die Google-Tochter YouTube bietet es mittlerweile als Alternative an. Und das, obwohl die Videoplattform nicht eine solche Marktdominanz hätte, hätte es damals Flash nicht gegeben. Generell wäre das Internet ohne dieses jetzt so verhasste und geschmähte Programm anders, als wir es jetzt kennen. Als 1996 der heute unter dem Namen Flash bekannte Future Splash Animator auf der Bildfläche erschien, bestanden die meisten Webseiten nur aus Text. In manchen Fällen gab es statische Bilder, aber diese waren eine Seltenheit. Doch dann kam dieses kleine Programm und machte Internetseiten bunt.

Vektorbasierte Computeranimationen war dabei die Zauberformel. Anstatt wie bei klassischen Zeichentrickfilmen eine Folie über die andere zu legen, wurden Start- und Endpunkt festgelegt und wurde dem Objekt eine Anleitung geschrieben, wie es sich in der Mitte verhalten soll. Die dadurch entstandene Datenersparnis war angesichts der damaligen Verbindungen auch notwendig. Schnell entwickelte sich das Programm zum absoluten Must-have in der Internetwelt. Webseiten, die auf sich hielten, stellten auf Flash um und konnten so ihren Lesern einen Mehrwert in Form von animierten Präsentationen bieten. Aber auch für die Browser-Spiele war und ist heute noch der Flash-Player von Bedeutung.

Blitzschlag. Doch irgendwann war der Zenit überschritten, und an Flash gab es kein Vorbeikommen mehr. Es wurde zu viel. Alles und jeder hatte und brauchte Flash. Und es wurde zur Einflugsschneise für Hacker. Die nicht vorhandene Privatsphäre und die Monopolstellung riefen immer mehr Kritiker auf den Plan. Doch eines darf man nicht vergessen: Sollte Flash tatsächlich der Stecker gezogen werden, ist es auch vorbei mit Spielen wie „Super Mario World Flash“ und „Commander Keen“ und nahezu allen Browser-Klassikern. Genau aus diesem Grund wird Flash auch bleiben, weil die Gaming-Community nicht darauf verzichten will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2015)

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