Seitensprungportal droht Klageflut

File photo of homepage of Ashley Madison website displayed on iPad, in photo illustration taken in Ottawa
File photo of homepage of Ashley Madison website displayed on iPad, in photo illustration taken in Ottawa(c) REUTERS (CHRIS WATTIE)
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Dem Seitensprungportal Ashley Madison wird nach Datenleak mangelnde Sicherheit vorgeworfen.

Toronto. Mit höchstmöglicher Diskretion hat das kanadische Seitensprungportal Ashley Madison noch geworben. Doch seitdem Unbekannte die Webseite gehackt und Unmengen an Daten – rund 36 30 Millionen Profile – veröffentlicht haben, kann von Diskretion nicht mehr die Rede sein. Auf das Portal rollt nun eine Klagewelle zu. Nachdem schon in Kanada eine Sammelklage eingereicht wurde, ziehen nun auch mehrere Nutzer aus den USA vor Gericht. Die Betroffenen werfen den Betreibern des Portals, dem Konzern Avid Life Media vor, die Informationssicherheit vernachlässigt zu haben.

Das Datenleak von Ashley Madison hat weitreichende Folgen nach sich gezogen. Derzeit ermittelt die Polizei in zwei Suizidfällen – in Kanada und den USA –, die im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Daten stehen könnten. Weitere Details wurden nicht genannt. Auch aus Österreich sollen sich zehntausende Menschen bei Ashley Madison angemeldet haben: Entweder sie registrierten sich mit einer .at-Adresse, oder sie gaben als Wohnort Österreich an. Angeblich sind rund 80.000 Österreicher betroffen.

Die Hackergruppe nennt sich „The Impact Team“. Dass es diese Gruppe gibt, bezweifelt aber John McAfee, Programmierer und Gründer der gleichnamigen Sicherheitsfirma. McAfee sorgt mit seinen Thesen für Wirbel: Für den Hack soll eine Frau, nämlich eine Mitarbeiterin von Avid Life Media, verantwortlich sein. Denn um diese Datenmenge veröffentlichen zu können, müssten die Hacker Zugang zu vielen verschiedenen Servern haben. Und warum eine Frau? Die Hackergruppe verwende Wörter wie Mistkerle, und diese Wörter würden nun einmal Frauen verwenden.

Von Theorien einmal abgesehen, haben zwei Wissenschaftler der New Yorker Columbia-Universität einen Leitfaden herausgegeben, um den Betroffenen zu helfen. Nicht, weil sie die Nutzung solcher Websites unterstützen würden, so Yaniv Erlich und Assaf Gordon; aber dem Schutz der Privatsphäre zuliebe.

Erlich und Gordon raten Betroffenen unter anderem, sofort die E-Mail-Adresse zu wechseln oder ganz zu löschen. Zudem sollten die Passwörter sowie die Sicherheitsfrage geändert werden. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2015)

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