#NippelstattHetze: Protest gegen Facebook-Zensur

(c) Fotos: Olli Waldhauer, AFP (KAREN BLEIER )
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Mit einem Foto verdeutlicht der deutsche Künstler Olli Waldhauer Facebooks selektive Zensurregeln. Der Online-Riese löscht Fotos von Frauenbrüsten, nicht aber Hetze.

21 Minuten, so lange habe es gedauert, bis Facebook sein Foto gelöscht hat, schreibt der deutsche Fotograf Olli Waldhauer auf seiner Facebook-Seite. Sein Bild zeigt einen Mann und eine Frau, sie ist barbusig, er hat ein Schild in der Hand, auf dem steht „Kauf nicht bei Kanaken“. „Eine dieser Personen verstößt gegen die Regeln von Facebook“, heißt es daneben. Wer gegen die Regeln verstößt, zeigte ein Gegenversuch: Die Frau (bei ihr handelt es sich um das Erotik-Model Leila Lowfire). Ein Foto mit der gleichen rassistischen Botschaft, aber mit Sternchen auf den Brüsten wurde nicht gelöscht. Das Bild bringt die jüngste Kritik an Facebook auf den Punkt: Für den Online-Riesen verstoßen weibliche Nippel gegen die selbst aufgestellten Facebook-Regeln, hetzerische Inhalte bleiben aber oft stehen, obwohl sie Facebook gemeldet werden.

Anzeige gegen Facebook

Zuletzt war in Deutschland immer wieder kritisiert worden, Facebook lösche fremdenfeindliche Hassrede nicht konsequent genug. Die führte bereits zu einer Strafanzeige: Die Justiz in Hamburg hat Mitte Oktober gegen drei deutsche Facebook-Manager ein Ermittlungsverfahren wegen der vorsätzlichen Beihilfe zur Volksverhetzung eingeleitet.

Die EU-Kommission und der deutsche Justizminister Heiko Maas hatten zudem angekündigt, stärker gegen Hetze im Internet vorgehen zu wollen. Maas traf sich dazu auch mit Vertretern von Facebook. Er wünsche sich, dass Hassbotschaften binnen 24 Stunden entfernt werden. Die EU-Justizminister forderten die Brüsseler Kommission zuletzt auf, mit Anbietern Gespräche darüber zu führen, wie solche Botschaften schneller gelöscht werden können.

Facebook selbst betonte, es gebe verschiedene Wege, Inhalte zu melden. "Inhalte wie Hassrede, Aufruf zur Gewalt oder Gewaltverherrlichung verstoßen gegen die Gemeinschaftsstandards", sagte ein Sprecher. Durch die verstärkte Partnerschaft mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia (FSM) und der bestehenden Kooperation mit Jugendschutz.net hätten Menschen zusätzliche Eskalationsstufen, um ihre Bedenken zu melden.

Facebook lässt das Foto wieder zu

Nippel Statt Hetze.Share if you care. Oder ladet es runter und postet es direkt an eurer Pinnwand. Matthias Weidenhöfer & Leila Lowfire. #nippelstatthetze

Posted by Olli Waldhauer on Donnerstag, 29. Oktober 2015Inzwischen lässt Facebook Waldhauers Foto, das ein breites Medienecho hervorrief, übrigens wieder zu. Der Fotograf ruft dazu auf, das Bild mit dem Hashtag #NippelstattHetze zu teilen, und bietet sein Foto dafür auch an.

(Red./APA/dpa)

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