Die E-Mail als globales Erbe

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Ray Tomlinson, der die moderne elektronische Nachricht erfand, starb 74-jährig. Massentauglich wurde seine Erfindung in den 1990ern.

Washington/Wien. Das allererste E-Mail der Weltgeschichte, also eine Nachricht, die über ein Netzwerk von einem Computer an einen anderen geschickt wurde, hatte einen derart banalen Inhalt, dass Ray Tomlinson sich rückblickend nicht mehr daran erinnern konnte. Das war im Jahr 1971. Tomlinson hatte zwei Computer in einem Raum aufgestellt, die nur über das Netzwerk Arpanet miteinander verbunden waren. Und der Test gelang ihm sogleich. Er schickte sich selbst eine elektronische Nachricht, vermutlich bestand der Inhalt aus der Textzeile QWERTYUIOP, den ersten Buchstaben der englischen Tastatur also.

Dafür, dass Tomlinson das E-Mail erfunden und somit die globale Kommunikation nachhaltig verändert hat, sei er stets „gütig, freundlich und großzügig geblieben“. Mit diesen Worten gab der US-Rüstungskonzern Raytheon das Ableben seines wohl bekanntesten Mitarbeiters bekannt. Die Umstände von Tomlinsons Tod am Wochenende sind unklar, er wurde 74 Jahre alt. Erst vor ein paar Jahren sagte der Informatiker in einem Interview, dass sich die E-Mails, so wie wir sie heute kennen und verwenden, kaum von ihrer ursprünglichen Form unterscheiden würden. Freilich, von den lästigen Spam- und Massenmails oder von Hacker-Angriffen war Tomlinsons Erfindung damals noch weit entfernt.

Überhaupt wurde die elektronische Post als Massenkommunikationsmittel erst ab den 1990er-Jahren möglich. An der Weiterentwicklung des E-Mails war Tomlinson jedenfalls nicht beteiligt.

Das @-Zeichen passte einfach

Geboren im Bundesstaat New York besuchte der Informatiker nach der Schule das renommierte Massachusetts Institute of Technology und heuerte anschließend beim Technologieunternehmen BBN an (das später von Raytheon übernommen wurde). Mittels Arpanet, eines US-Militärnetzwerks und Vorläufers des Internets, experimentierte Tomlinson mit der Versendung von elektronischen Nachrichten. Als Vorbild diente ihm nicht zuletzt das Telefon: Zwei Personen kommunizieren über zwei Geräte. Denn zu seiner Anfangszeit bei BBN konnte man einander zwar Nachrichten am Computer schicken, aber eben nur an einem Computer. Der Empfänger und der Absender mussten also dasselbe Gerät verwenden.

Damit eine Nachricht die Zielperson auch erreicht, führte Tomlinson das @ ein, das mittlerweile Kultstatus erreicht hat. Das Zeichen habe einfach gepasst, schrieb Tomlinson. Die Idee dahinter gilt heute noch – „at“ trennt den Namen des Absenders bzw. Empfängers vom Anbieter des Netzwerks. Für den Empfänger der 1970er-Jahre war das „at“ ein Hinweis darauf, dass die Nachricht nicht auf lokaler Ebene geschickt wurde. Der Absender war in („at“) einem anderen Netzwerk.

An sein zweites E-Mail konnte sich Tomlinson übrigens erinnern. Es war eine Nachricht an seine Kollegen. Der Inhalt: So verschickt man ein E-Mail. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2016)

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Ray Tomlinson schickte 1971 die erste Mail in einem Netzwerk, er starb im Alter von 74 Jahren. Tomlinson führte auch das @-Zeichen in seiner heutigen Funktion ein.

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