Organisiert Surfen: Übersicht in der Webflut

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Unterwegs im Internet hat man oft mehrere Seiten geöffnet. Neue Konzepte sollen Benutzern helfen, sich nicht in den Weiten des Web zu verirren. TabViz“ stellt die geöffneten Seiten ähnlich einem Tortendiagramm dar.

Wer im Internet auf der Jagd nach Neuigkeiten, Informationen, neuen Freunden oder dem nächsten Ebay-Schnäppchen ist, öffnet dazu selten nur eine einzige Webseite. Hilfreich dabei ist das Browsen mit Registerkarten, auch Tabbed Browsing genannt, das seit dem Jahr 2000 an Fahrt aufgenommen hat. Inzwischen bieten alle gängigen Webbrowser diese Funktion an. Allerdings ändert das eines der Grundprobleme beim Internetsurfen nicht: Wer viele Webseiten geöffnet hat, verliert schnell den Überblick.

Mozilla, Entwickler des Firefox-Browsers, hat das Thema seines Wettbewerbs „Summer Design Challenge 2009“ dementsprechend ausgerichtet: „Wie können wir mehrere Webseiten öffnen, durch sie navigieren und sie in einer Browserinstanz verwalten?“ lautete die Frage, die junge Talente zu beantworten hatten. Diese Woche wurden die Gewinner des Bewerbs präsentiert.

Runde Sache. Statt die Registerkarten am oberen Rand des Browserfensters zu organisieren, haben drei Studenten der Universität Michigan einen komplett neuen Ansatz gewählt. Sie stellen in ihrem Prototypen „TabViz“ die geöffneten Seiten ähnlich einem Tortendiagramm in der linken unteren Ecke dar und setzen sie in Relation zueinander. So sieht man auf einen Blick, über welche Seiten man wohin gelangt ist. Dieses Konzept war für die Jury der Mozilla Labs spannend genug, um den jungen Entwicklern den Preis für Innovation zu verleihen.

Ein anderes Entwicklerteam gestaltete die Registerkartenverwaltung als Würfel. Die „CubeZilla“ genannte Idee gewann den Publikumspreis bei dem Wettbewerb. Jede Seite des Würfels enthält thematisch gruppierte Tabs, je nachdem zu welcher Gruppe man Seiten ansehen will, rotiert man den Würfel entsprechend. Für die Zukunft haben die Entwickler eine „Augmented Reality“-Version vorgesehen. Dabei würde ein Benutzer einen echten Würfel drehen, der Computer erkennt per Kamera, wie das Objekt ausgerichtet ist und passt die Browserdarstellung entsprechend an.

Echte Helferlein. Die beiden Konzepte sind natürlich noch reine Designideen. Allerdings können Internetbenutzer heute ihren Browser einerseits mit Bordmitteln, andererseits mit ein paar Erweiterungen optimieren, um sich besser in der Webflut orientieren zu können. So bietet beispielsweise der aktuelle Internet Explorer 8 von Haus aus die Möglichkeit, Registerkarten zu gruppieren. Diese Funktion arbeitet recht intelligent und ordnet die Tabs einem Farbschema entsprechend an. Es empfiehlt sich also nicht nur aus Sicherheitsgründen, auf die aktuelle Version umzusteigen – viele surfen noch mit der hoffnungslos veralteten Version 6 des Internet Explorer.

Für Firefox gibt es die Erweiterung „Tab Mix Plus“, mit der sich die Registerkarten ebenfalls gut verwalten lassen. Wer sich auf die Suche begibt, findet aber noch etliche andere Helferlein. Mit „FoxTab“ können Benutzer zum Beispiel, ähnlich wie bei der Fensterdarstellung von Windows Vista, dreidimensional durch geöffnete Webseiten blättern. Weniger grafisch aufwendig bietet „Ctrl-Tab“ nicht nur die Möglichkeit, mit einem Tastaturkürzel durch die Tabs zu navigieren, sondern stellt sie auf Knopfdruck auch als kleine Vorschaubilder dar.

Benutzer des Nischenprodukts Opera lächeln derweil über viele der Neuerungen. „Ihr“ Browser hat viele der Funktionen schon lange vor der Konkurrenz beherrscht.

Mozilla Labs Design Challenge

Im Jänner rief der Firefox-Entwickler den Wettbewerberstmals ins Leben. Studenten aus aller Welt sollen dort ihre Ideen präsentieren, wie man besser im Internet zurechtkommt. Der Bewerb fand bisher zweimal statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2009)

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