Filterblase: Facebook gerät in den Fokus der Kritik

APA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA
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Mark Zuckerberg muss sich vielerorts für seine Newsfeed-Algorithmen rechtfertigen, denn die Facebook-Blase wird als Mitgrund für den Ausgang der US-Wahl angesehen.

Nach der US-Wahl steht Facebook im Zentrum der Kritik. So sollen Falschmeldungen, die über die Plattform verbreitet wurden und werden, dazu beigetragen haben, dass Trump zum Präsidenten werden konnte. Diesen Vorwurf weist Mark Zuckerberg von sich. Bei einer Veranstaltung am Donnerstag erklärte er, dass Wähler sich aufgrund ihrer Erfahrungen für Trump entschieden haben. Gebe man den Falschmeldungen die Schuld, die laut Zuckerberg nur einen "sehr geringen" Teil der Meldungen auf Facebook ausmachen, hätte man die Botschaft der Trump-Wähler nicht verstanden.

Doch es ist nicht der einzige Vorwurf, der im Zusammenhang mit Facebook und der US-Wahl aufgetaucht ist. Facebook ist mit über 1,5 Milliarden weltweiten Nutzern eine Teilöffentlichkeit, die auch zur Meinungsbildung genutzt wird. Dabei hat Facebook aber seinen News-Feed so programmiert, dass nur mehr Nachrichten erscheinen, die laut Facebook den Interessen des Nutzers entsprechen. Der Vorwurf, dass die Plattform eine Filter-Blase ist, ist nicht neu. Bereits 2011 hat Autor Eli Pariser das Buch: "The Filter Bubble: What the Internet is Hiding from You" geschrieben.

Facebook bestimmt, was die Nutzer zu sehen bekommen

Dabei beschreibt Pariser bereits vor fünf Jahren, dass Facebook eine faktenfreie Zone ist, die Auswirkungen auf die Demokratie haben kann: „Letztendlich funktioniert eine Demokratie nur, wenn Menschen ihren Horizont über eigene, enge Selbstinteressen hinaus erweitern können". Facebook bestimmt aber, welche Seiten und Beiträge von anderen Nutzern/Freunden man tatsächlich zu Gesicht bekommt. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den verschiedensten Themen ist damit auf Facebook selbst nicht möglich.

"Diese Filterblase jedoch drängt uns in die gegenteilige Richtung — sie erweckt den Eindruck, dass nur die enge Sichtweise unseres Selbstinteresses existiere. Das ist zwar toll für Leute, die online Einkaufen, es ist aber kontraproduktiv, wenn Menschen zusammen bessere Entscheidungen treffen wollen“.

Es sind nicht nur die Falschmeldungen, gegen die Facebook nicht effizient genug vorgeht. Problematisch ist auch, dass Beiträge, die Falschmeldungen aufdecken, nicht im Feed des Nutzers auftauchen. Natürlich können sich die Menschen aus einer Fülle an Quellen informieren, aber Facebook ist zur Anlaufstelle Nummer eins für Neuigkeiten und Nachrichten geworden.

Facebook ist eine Medien-Plattform

Einer aktuellen Pew-Studie zufolge informieren sich 63 Prozent der US-Bürger auf Facebook über Politik und Nachrichten.

Dem kann entgegengehalten werden, dass der Nutzer durch seine Likes und Kommentare zu bestimmten Beiträgen und das Anklicken von Nachrichten bestimmter Seiten seine Interessen selbst definiert. Aber eine differenzierte und ausgewogene Meinungsbildung, die immer das Betrachten beider Seiten benötigt, wird damit nicht mehr ermöglicht. Auch wenn Mark Zuckerberg immer wieder betont, dass Facebook ein Technologie- und kein Medienunternehmen sei, ist die Plattform doch genau dazu avanciert.

Das Phänomen betrifft aber nicht nur Facebook. Auch Google zeigt in seinen Suchanfragen dem Nutzer nur mehr, was Google glaubt, das interessant sein könnte. Oder Amazon, oder Netflix. Die Liste ist unendlich lang, denn jeder Anbieter, bei dem man sich registriert, speichert Daten und Nutzerverhalten. Und genau das ist der Anfang vom Ende der selbstbestimmten Suche.

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