Das Geschäft mit den Facebook-Likes

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Herzzerreißende Geschichten werden schnell auf Facebook geteilt. Dahinter verstecken sich aber in vielen Fällen Betrüger, die an dem Mitgefühl der User verdienen.

Ein Foto von einem kleinen Kind, das übersät mit roten Punkten ist und mit schmerzverzerrtem Gesicht in Richtung Kamera blickt. Es sei an Krebs erkrankt und nur eine dringende Operation könne es retten. Der Wunsch, dem Kind zu helfen, ist groß. Der Facebook-Beitrag verspricht, dass es auch ganz leicht sei. Für jedes "Gefällt mir" spendet Facebook zwei Dollar. Wer die Geschichte auch noch teilt, sorgt dafür, dass Facebook acht Dollar spendet. Das verspricht der Verfasser des Beitrags. Nur leider ist das eine dreiste Lüge.

Derartige Aktionen sind Humbug und gehören in die selbe Kategorie wie die seit Jahren auf der Plattform kursierenden Einspruch-Posts gegen die Facebook-AGBs. Facebook hat mit diesen Aktionen nichts zu tun. Im Gegenteil, derartige Beiträge sind dem Unternehmen eher ein Dorn im Auge, weswegen sie regelmäßig gelöscht werden. Doch wie auch Spam zu den Mails gehört, gehören diese digitalen Kettenbriefe zu Facebook.

Link-Farming und der digitale Kettenbrief

Einem Sicherheitsforscher der BBC zufolge ähnelt das Vorgehen dieser Betrüger dem des Link-Farmings. Eine Linkfarm bezeichnet eine Webseite, die mittels Hyperlinks zu möglichst vielen externen Seiten verlinken. Das Ziel dabei ist, bei Google oder anderen Suchmaschinen ganz weit oben gelistet zu werden. Mittlerweile hat Google andere Webseiten-Kriterien hinzugefügt, weswegen Linkfarming nicht mehr so große Beliebtheit erfährt. Das hat sich auf Facebook verlagert.

Das Bild des Kindes, das eigentlich an Windpocken litt, wurde mittlerweile von Facebook gelöscht, nachdem es von der Mutter des Dreijährigen entdeckt wurde. Die Bilder sind online, weil die Erkrankung so massiv war, dass die Mutter die Regierung Großbritanniens aufforderte, die Impfung kostenlos anzubieten. Webseiten haben darüber berichtet und deswegen ist das Foto des Kleinen auch online zu finden.

Genau das ist auch das Prinzip der Betrüger. Zuerst wird eine Seite oder eine Facebook-Gruppe eingerichtet. Erste Posts sind harmlos und sprechen meist nur die so oft zitierte "Followerpower" an, in dem nach dem Stofftier des Kindes gesucht wird und die User aufgerufen werden, den Beitrag zu finden. Die Beiträge sind emotional und haben meist Kinder als Botschafter ihrer betrügerischen Absichten. Die Fotos für die Beiträge stammen aus dem großem Bilderfundus von Google oder Facebook selbst. Je öfter der Beitrag geliked und geteilt wird, je höher nach oben klettert die Seite auf der News-Feed-Leiter. Facebooks eigener Algorithmus macht es erst zu einem lukrativen Geschäft.

Die positiven Beiträge werden mit der Zeit immer dramatischer, um die Interaktion zu steigern. Sobald eine gewisse Verbreitung stattgefunden hat, wird die Seite komplett umgestaltet. Entweder werden diese vom eigentlichen Verfasser als Verkaufsplattform weiterverwendet oder verkauft. Auch Gegengeschäfte sind möglich. Zum Beispiel erhalten die Betreiber der Seite im Gegenzug Kreditkartendaten.

Liken nur mit Bedacht

Im eigenen Facebook-Aktivitätenprotokoll (oben rechts) kann man kontrollieren, ob man ebensolche Seiten bereits geteilt hat, oder ein "Gefällt mir" hinterlassen hat und inwiefern sie sich geändert haben. Teilweise findet man auch Beiträge wieder, denen man normalerweise nie Beachtung geschenkt hätte, die dann aber nachträglich geändert wurden.

Zwar gibt es keine Garantie, nie mehr auf solche Beiträge hereinzufallen, aber in erster Linie sollte immer die Quelle geprüft werden. Kennt man die Webseite, die Person oder jemanden aus der Gruppe? Wenn nein, sollte man die Finger davon lassen. Der positive Nebeneffekt ist, dass der eigene News-Feed verschlankt wird und man vielleicht auch wieder mehr Beiträge von Freunden anstatt von Werbeseiten zu sehen bekommt.

>>> BBC.

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