CIA-Netzwerk aus Wien? Funkfeuer widerspricht Bericht

BUSH TENET
BUSH TENET(c) AP (Pablo Martinez Monsivais)
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Der Verein, der unter anderem ein freies WLAN-Netz in Wien betreibt, soll der CIA beim Aufbau mobiler Netze helfen. Funkfeuer dementiert heftig. Man habe nie Kontakt mit US-Behörden gehabt.

Ein Artikel des Gratisblatts "Heute" hat in der österreichischen Netzgemeinde für Aufsehen gesorgt. Darin wird behauptet, dass das WLAN-Projekt Funkfeuer Technologie an die US-Spionagebehörde CIA geliefert haben soll. Angeblich sollen sogar 70 Millionen Dollar geflossen sein. An der Geschichte sind mehrere Dinge problematisch. Zuerst einmal, dass sie nicht stimmt. "Kurz zusammengefasst: Es ist erfunden", sagt Aaron Kaplan von Funkfeuer im Gespräch mit DiePresse.com. "Fakt ist: Keine Behörde der USA hat jemals Funkfeuer um Zusammenarbeit gebeten. Es fließt auch kein Geld." Eine Klarstellung auf der Website des Vereins widerspricht dem abenteuerlichen Text ebenfalls.

Die Prämisse des Berichts ist, dass die USA ein "Internet aus dem Koffer" haben wollen, um auch in vom Rest der Welt abgeschnittenen Gebieten online sein zu können. Kaplan vermutet, dass damit sogenannte Mesh-Netzwerke gemeint sind. Einzelne Knoten dienen dabei als Empfangs- und Sendestation, wodurch sich mit mehreren unabhängigen Stationen ein Kommunikationsnetz weben lässt. Kaplan vermutet, dass "Heute" seinen Bericht auf einem Artikel der New York Times basiert, in dem er persönlich kurz zu dem Thema zitiert wird. Mit dem Wiener Gratisblatt will Kaplan nie gesprochen haben.

Technologie gratis verfügbar

Tatsächlich setzt Funkfeuer derartige Technologien ein. Allerdings wird dabei ein frei verfügbares Open-Source-Protokoll genutzt, das als Projekt der Universität Kjeller in Norwegen das Licht der Welt erblickt hatte. Es wäre überraschend, wenn die CIA für eine frei verfügbare Technologie einem österreichischen Verein zig Millionen  Dollar zahlt. US-Militäreinheiten nutzen Mesh-Netzwerke schon länger, um ihre Computer im Feld mit einander zu verbinden und Informationen auszutauschen. Generell wurde die Technologie aber ursprünglich für militärische Zwecke konzipiert.

Kaplan betont im Gespräch immer wieder, dass Funkfeuer ein Verein und sein persönliches Privatvergnügen ist. Ziel sei die Erforschung von WLAN-Netzen und der Betrieb eines solchen freien Netzes für Wien. "Funkfeuer ist rein zivil", sagt der IT-Fachmann. Neben Wien gibt es auch Netze in Graz, Bad Ischl und Teilen des Weinviertels. Eins der Mottos lautet "Wir bauen unser Netzwerk selber".

(db)

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