Die hohe Kunst des Legospiels

hohe Kunst Legospiels
hohe Kunst Legospiels(c) Imagine Rigney
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Dass nicht nur Kinder gerne mit Lego spielen, ist kein großes Geheimnis. Im Internet hat sich eine regelrechte Subkultur entwickelt.

Imagine Rigney ist 16 Jahre alt und spielt gerne mit Legosteinen. Das allein mag noch nicht ungewöhnlich erscheinen, aber für Imagine ist aus den bunten kleinen Bausteinen längst mehr geworden als nur eine Spielerei. Gemeinsam mit seiner Mutter schafft er regelrechte Kunstwerke, die gut und gerne auch größer sein können als einen Meter. Die fertigen Objekte werden fotografiert und im Internet zur Schau gestellt. Dort sind die beiden Künstler in bester Gesellschaft, denn seit 1993 hat sich im Internet eine wahre Lego-Subkultur entwickelt. Ganz dem Medium gemäß, gibt es dafür auch eine Abkürzung: AFOLs sind Adult Fans of Lego, erwachsene Lego-Liebhaber also.

Das Lego-Paradies. Angefangen hat alles vor etwas mehr als acht Jahren mit einem Forum, mittlerweile gibt es unzählige Websites, auf denen teilweise unvorstellbar komplizierte Gebilde aus den kleinen bunten Steinen zur Schau gestellt werden. Von Dinosauriern reichen die Werke bis hin zu Flugzeugen oder ganzen Kathedralen – auch wenn nicht alles aussieht wie von Nathan Sawaya, der auch Galerien mit seinen Lego-Kunstwerken füllt, so ist die kreative Vielfalt doch erstaunlich. Seiten wie lugnet.com oder 1000steine.de sind da nur die Spitze des Eisbergs, das ganze Angebot an Fan-Webseiten ist heute kaum mehr zu überblicken. Lego selbst hat sich deshalb aufgerafft und den AFOLs einen neuen Heimathafen geschenkt. Rebrick.Lego.com ist bereits seit November 2011 für einige wenige zu Testzwecken zugänglich: Seit Jänner kann das Angebot allgemein genutzt werden. Rebrick ist für Lego-Fans ab 13 Jahren gedacht, heißt es in der knappen Beschreibung auf der Homepage – jüngere Gäste sollen sich doch bitte direkt auf Lego.com vergnügen.

Rebrick ist kein klassisches Online-Netzwerk im Stile von Facebook, Google+ oder einst MySpace. Als registriertes Mitglied kann man zwar ein recht herkömmliches Profil mit Foto und schlichten Grunddaten anlegen, Inhalte wie Bilder und Videos hochladen ist aber nicht möglich. Das überrascht, denn eigentlich gehört das Herzeigen der eigenen Werke doch zum Wesen der AFOLs. Was Lego eigentlich geschaffen hat, ist nicht noch ein solcher Bilder-Umschlagplatz, sondern eine Sammelstelle für all die anderen Angebote im Internet. Folglich kann man auf Rebrick auch bloß Links zu anderen Seiten teilen. Der Dienst extrahiert Bild oder Video mit Beschreibung von der geteilten Website und bildet so eine Art Museumskatalog für Lego-Kunst aus dem gesamten Internet. Imagines „Little Walking Houses“ (Bild) haben es auf Rebrick bereits auf Platz drei auf der Beliebtheitsskala geschafft. Die Lego-Gebilde können dort nicht nur durchstöbert, sondern auch bewertet und kommentiert werden. Willkommen ist nicht nur, wer selbst gerne mit den bunten Steinen bastelt, auch passive Genießer sind gerne gesehen, denn Links teilen, das kann schließlich jeder. Auch sonst hat sich Rebrick dem Motto „keep it simple“ verschrieben. Aber die Entwickler bei Lego schlafen nicht und haben im Blog von Rebrick bereits angedeutet, dass sie an weiteren Funktionen arbeiten. Auch auf Smartphone und Tablet soll die Lego-Fantasiewelt der AFOLs bald präsentiert werden – sozusagen ein Brückenschlag zwischen dem guten alten Bauklotz und dem modernen Spielzeug der Digitalgeneration.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2012)

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