Wikileaks: E-Mails geben Einblick in "Schatten-CIA"

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BRITAIN TRIALS JULIAN ASSANGE EXTRADITION APPEAL(c) EPA (Facundo Arrizabalaga)
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Das texanische Unternehmen Stratfor ist derzeit im Visier der Enthüllungsplattform. Es soll privatisierte Spionage betrieben haben und von US-Behörden bezahlt worden sein.

Der texanische Think Tank Stratfor steht derzeit im Rampenlicht. Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht Teile von fünf Millionen E-Mails, die ihr vom losen Kollektiv Anonymous zugespielt wurden. Die Nachrichten werden unter Global Intelligence Files, oder kurz #gifiles auf Twitter, veröffentlicht. Sie geben Einblicke, wie teilweise das Sammeln von Geheimdienstberichten funktioniert und wie stark Privatunternehmen bereits Einfluss auf Arbeiten haben, die früher nur von staatlichen Agenturen durchgeführt wurden. Auch brüstet sich Startfor in einem Jahresbericht, dass die Firma gebeten wurde, dem US Marine Corps "und anderen Regierungs-Geheimdiensten" beizubringen, wie der private Anbieter arbeite, und "sie zu Regierungs-Stratfors auszubilden".

Geldwäsche als Geldquelle

Teile der Informationen wurden von Wikileaks-Gründer Julian Assange bei einer Pressekonferenz in London veröffentlicht (die Konferenz kann unter diesem Link angesehen werden). 4000 der E-Mails sollen ihn selbst oder die Enthüllungsplattform betreffen. Stratfor soll unter anderem über Bestechungen versucht haben, Wikileaks zu unterwandern. Das Unternehmen, das von einem spanischen Journalisten als "Schatten-CIA" bezeichnet wurde, soll auch Geldwäsche betrieben haben, um seine Informanten zu bezahlen. Geld kam auch von US-Behörden, dem Militär und Geheimdiensten.

Anonymous spielte E-Mails zu

Das in Texas ansässige Unternehmen Stratfor war zu Weihnachten von Hackern angegriffen worden. Anonymous hatte damals mitgeteilt, das tausende Kundendaten geknackt worden seien. Das US-Unternehmen musste den Vorfall bestätigen. Wikileaks hat sich der E-Mails angenommen und veröffentlicht derzeit immer wieder einen Teil der Dokumente. Mehrere Medien hatten bereits im Vorfeld Zugriff auf die Informationen. Was sich darin alles verbirgt - oder auch nicht - lässt sich noch nicht abschätzen.

Diskussionen um Irans Atomprogramm

Eine E-Mail-Konversation, die Wikileaks veröffentlicht hat, behandelt das iranische Atomprogramm. Darin will eine Stratfor-Quelle wissen, dass dieses bereits von israelischen Kommandos in weiten Teilen zerstört worden sei. Sollte Israel also den Iran je militärisch angreifen, sei das auf andere Gründe zurückzuführen. Dabei wird unter anderem Öl genannt. Insbesondere Russland soll ein Interesse daran haben, da das Land einer der größten militärischen Partner Israels sei und von steigenden Ölpreisen profitieren würde. Die Quelle will auch wissen, dass die EU mit einer "lasst uns den Iran bombardieren"-Kampagne von der Euro-Krise ablenken wollte. Die Behauptungen werden aber sogar von Stratfor-Analysten angezweifelt, wie die E-Mails zeigen.

Stratfor: Stuxnet kam aus Israel

In der Unterhaltung wird auch der Trojaner Stuxnet erwähnt, der gezielt auf iranische Urananreicherungsanlagen ausgerichtet war. Die Stratform-Mitarbeiter sprechen über die Schadsoftware so, als bestünde kein Zweifel daran, dass sie aus Israel stammt. Bisher gab es noch keine Bestätigung über Stuxnets tatsächliche Herkunft. Alle bisherigen Informationen hatten nur auf Vermutungen basiert.

(db)

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