Maschinenraum: Lifestyle

Bang & Olufsen angeschlagen, Loewe pleite. Sind der Design-Hi-Fi- und der TV-Markt endgültig tot?

Zwei Meldungen ließen diese Woche einige Menschen hellhörig werden. Erstens: Loewe, ein traditionsreicher deutscher Hersteller von TV-Geräten und Lautsprechersystemen, hat Insolvenz angemeldet. Noch glaubt man aber in der Chefetage an eine Zukunft und will in den nächsten Tagen einen Investor präsentieren. Die zweite Meldung betraf den dänischen Anbieter Bang& Olufsen. Bei einem Quartalsumsatz von nur noch 75 Millionen Euro rutschte B&O tiefer und tiefer in die Verlustzone – allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 hat man einen Verlust von neun Millionen Euro erwirtschaftet. Der zweitgrößte europäische Unterhaltungselektronik-Konzern „kämpft seit Längerem gegen eine Nachfrageflaute“, so die APA, „und die harte Konkurrenz aus Asien“. Namentlich zuvorderst Samsung und LG.

Nun sind die Krise von B&O und das mögliche Ende von Loewe nur für eine zahlenmäßig kleine Klientel eine Schreckensnachricht. Es ist jene Bevölkerungsschicht, die– um ein leuchtkräftiges Klischeebild zu entwerfen – auf sauteuren Bobo-Sofas herumlümmelt, regelmäßig den „Architectural Digest“ studiert und Nespresso mit abgespreizten Fingern aus italienischen Designertassen (Limited Edition) schlürft. Und eine Marke oft nur aufgrund ihres In-Faktors und inhärenter Distinktionsqualitäten schätzt. Wirkliche Sentimentalität, ja Trauer unterstelle ich dagegen Kennern der reichen Historie sowohl der dänischen wie der deutschen High-End-Schmiede. Wer Gerätschaften wie den Plattenspieler Beogram 4000, den Radio-Portable Beolit 600 oder den Fernseher Loewe Art 1 geschaffen und durchgängig einen Willen zu Eleganz und neuen Formensprachen gezeigt hat, muss im Fall des Falles in einem Markt, der Konformität und Kackdesign begünstigt, als Verlust gelten. Unbedingt.

Wie aber konnte es so weit kommen? Vox populi sagt: Die Geräte sind schön, aber schlichtweg zu teuer. Nun greift diese Sichtweise eindeutig zu kurz – denn ein bestimmter Menschenschlag giert nun einmal nach Qualität und ist bereit, dafür fast jeden Preis zu bezahlen. Wenn aber hinter gebürsteten Aluminiumoberflächen letztlich auch nur Billigelektronik, Plastikteile und Paneele aus Korea stecken und überteuerte Designlautsprecher kaum schmeichelhafter klingen als 08/15-Kisten aus dem Elektromarkt, wächst sich Gewinnmaximierung rasch zum Killerfaktor aus.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2013)

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