Maschinenraum: Automobilität

Angst vor einem Batterienbrand in einem Elektrofahrzeug? Tesla sagt: Vergessen Sie's!

Dass sich mehr als drei Millionen Schaulustige auf YouTube ein – relativ unspektakuläres – Video eines brennenden Fahrzeugs an einer einsamen Straßenkreuzung reinziehen, kommt nicht alle Tage vor. Jedes Jahr gehen 180.000 Autos in den USA aus unterschiedlichsten Gründen in Flammen auf. Bis auf die Besitzer dieser Vehikel, ihre Versicherungsagenten und die Feuerwehr lässt das die Menschheit eher kalt. Dass aber solch ein Vorkommnis, das für den Fahrer glimpflich verlaufen ist, den Hersteller des Fahrzeugs an der Börse in Kalamitäten bringt, darf dann doch als außergewöhnliche Entwicklung gewertet werden. Außer der Hersteller heißt Tesla. Und die verkohlte Maschine ist ein Elektro-Sport-Bolide vom Typ Tesla S.

Irgendein Metalltrumm, das auf der Fahrbahn herumlag, hat unlängst den Fahrzeugboden einer dieser flotten Karren durchschlagen und ein paar der flüssigkeitsgekühlten Lithium-Ionen-Akkuzellen erwischt. Die Feuerwehr, ungeübt im Umgang mit Elektroautos, verschlimmerte mit ihren Löschversuchen zunächst die Malaise eher. Und noch rasanter, sprichwörtlich wie ein Lauffeuer, verbreiteten sich Augenzeugenberichte im Netz – „Dude, it's a Tesla!“ Am nächsten Tag rasselte die Aktie bis zu 13 Prozent ins Minus, macht unterm Strich rund drei Milliarden Dollar Wertverlust wegen einer ausgebrannten Limousine mit einem Listenpreis von knapp 70.000 Dollar. Dabei hatte dieses Modell erst im August die Bestnote beim Sicherheitstest der National Highway Traffic Safety Administation erhalten. Treppenwitz: Auf die Nachfrage, ob nun dieser Fall von der Behörde genauer untersucht werde, erhielt die „New York Times“ keine Antwort. Die US-Behörde ist, wie unzählige andere Einrichtungen und Ämter, wegen des Haushaltsnotstands geschlossen.

Die Prognose, dass sich der Aktienkurs des innovativen Herstellers Tesla rasch erholen wird, ist teilweise schon eingetroffen. Weniger gut geht es aber vielen Autofabriken, die ungebremst auf altvaterische Verbrennungsmotoren setzen. Hersteller und Händler liefern sich gerade jetzt im Herbst Dumping-Preisschlachten wie selten zuvor. Wann kommt eigentlich – Öl ins Feuer! – das erste Fahrzeug auf den Markt, das man für eine Unterschrift unter einen langjährigen Wartungsvertrag „geschenkt“ bekommt? Muss ja kein Tesla S sein. Obwohl sich der in Norwegen inzwischen besser verkauft als ein VW Golf.

Mehr unter groebchen.wordpress.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.