Maschinenraum

Ökonomie

Reparatur? Service? Oft genug Fremdworte im heutigen Wirtschaftsleben. Dagegen regt sich Widerstand.

Wer kennt das nicht? Plötzlich gibt ein Gerät seinen Geist auf. Man ahnt, dass es nur an einem Wackelkontakt liegt, einem abgenutzten Relais, defekten Sensor oder sonst einem theoretisch leicht behebbaren Schaden. In der Praxis ärgert man sich (vor allem, wenn das Gerät noch relativ neu ist), zuckt mit der Schulter – und wirft das Ding in den Müll. Der Weg alles Irdischen in unserer industriell geprägten Konsumgesellschaft.

Dagegen regt sich da und dort Widerstand. Ein schlechtes Gefühl begleitet die meisten von uns schon länger, weil diese Ex- und Hopp-Mentalität zumindest unseren Großeltern noch fremd war. Man konnte (und wollte) Luxusgüter, auf die man lange gespart hatte, aber auch Waren des täglichen Gebrauchs, im Fall des Falles reparieren. Heute rechnet sich das vielfach nicht mehr. Hohe Ersatzteil- und Lohnkosten machen Reparaturen unrentabel. Aber es gibt auch eine Ökobilanz. Und die rechnet vor, dass etwa im Jahr 2014 in Österreich 165.000 Tonnen Elektronik- und Elektrogeräte verkauft und im selben Jahr78.000 Tonnen Elektroschrott eingesammelt wurden. Davon wird aber nur ein geringer Teil ordnungsgemäß wiederverwertet.

Dagegen entschieden aufzutreten lässt einen vielleicht als Sonderling erscheinen. Dem Lehrer und Umweltberater Sepp Eisenriegler ist das egal. Einst, erzählt er, sei ihm der Geschirrspüler kaputtgegangen. Ein Servicetechniker hätte einen Blick auf das (fünf Jahre alte) Gerät geworfen und zum Neukauf geraten. Dabei war nur der Abflussschlauch verstopft. „Die Techniker werden als verlängerter Arm der Verkaufsabteilung missbraucht“, so Eisenriegler. „Das ist die Logik der Konsumgesellschaft“. 1998 startete der Weltverbesserer (Eigendefinition) ein Reparatur- und Servicezentrum, kurz R.U.S.Z. Ein sozialökonomisches Projekt, das Langzeitarbeitslose zu Mechatronikern ausbildet und bis dato 170.000 Geräte instandgesetzt hat. Zum „Lobbyisten mit Lötkolben“ ernannte ihn dafür „Die Zeit“ – und seine Expertise wird in der EU-Zentrale in Brüssel anerkannt, wenn es um heikle Themen wie Geplante Obsoleszenz (also: vorsätzlich einkalkulierte Sollbruchstellen) geht. Will man mehr über Eisenriegler erfahren, liest man am besten sein kämpferisches Buch „Konsumtrottel“ (Edition A). Man kann freilich auch mehr Geld in die Hand nehmen. Gerade wurde ein Crowdfunding-Projekt gestartet, das R.U.S.Z. auch außerhalb Wiens etablieren will.

Mehr unter groebchen.wordpress.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2017)

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