Es war nur eine Randnotiz...

Die "Futurezone" ist so öffentlich-rechtlich wie der Rest-ORF. Mindestens. Was hat die Politik dagegen?

„Mit der ,Futurezone‘ könnte der ORF unerlaubt privaten Medien Konkurrenz machen“, schrieb Patricia Käfer in einem Artikel über den „rot-schwarzen ORF-Deal“, der dem Unternehmen 160 Millionen Euro bringt. Und eine Verschnaufpause bis zum Jahr 2013. „Darüber entscheidet künftig eine neue, weisungsfreie Medienbehörde.“ Punktum. Ich will hier nun kein Lamento darüber anstimmen, dass sich die Medienvisionen unserer Politiker offenbar im Austausch missliebigen Personals und der Aufschichtung zusätzlichen bürokratischen Überbaus erschöpfen – gewiss gänzlich weisungsfrei, nichts anderes vermutet man als gelernter Österreicher. Aber warum soll diese neue Behörde zuvorderst die „Futurezone“ ins Visier nehmen?

Für jene, die das Angebot nicht kennen: Es ist einer von acht „Channels“ auf orf.on, dem Onlineangebot der größten Medienorgel des Landes. Schwerpunkt: Technik, Neue Medien, digitaler Alltag. Also Kernthemen für ein ernst zu nehmendes journalistisches Portfolio der Jetztzeit. Und tatsächlich machen die Kolleginnen und Kollegen einen guten Job: Einerseits gewinnt man, so man sich nicht nur für Fußball, Lady Gaga oder Dessousmode interessiert (dafür gibt es andere ORF-Kanäle), einen probaten Themenüberblick, andererseits gehen manche Storys richtig in die Tiefe. Oft mehr – Onlinemedien kennen keine Platzprobleme – als alteingesessene Printplatzhirsche und Kommerzprivatiers. „Futurezone“ ist gehaltvoller, zukunftsträchtiger, öffentlich-rechtlicher als vieles andere, was uns unter diesem Titel verkauft wird. Was sollten institutionalisierte Medienwächter dagegen haben? Oder gar die EU? Vom Gebührenzahler mal ganz abgesehen.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass uns hier wieder einmal unter unverfänglichen Stichworten wie „Qualitätssicherung“ und „Public Value“ ein Schleiertanz um den Futtertrog untergejubelt wird. Ich schätze nur, wenn die Politprofis dieses Landes so tolldreist weiter vor sich hinwursteln – holen Sie schon mal Ihr Faxgerät aus dem Gerümpelkeller, um eventuell an der urdemokratischen ORF-Publikumsratswahl teilnehmen zu können! –, gibt's bald keinen Futtertrog mehr. Weder hie noch da. Sondern ein Publikum, das sich sein Programm selbst macht. Und seine Medienpolitik.

Mehr unter: groebchen.wordpress.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2009)

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