Das Smartphone-System Android hat derzeit 70 Prozent Marktanteil. Am Wachstumsmarkt der Billig-Geräte will aber auch Firefox mitnaschen.
Google will mit seinem Smartphone-Betriebssystem Android keinen Raum für Billig-Konkurrenten lassen. "Wir wollen alle erreichen", sagte Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt am Dienstag bei einer Konferenz des Technologieblogs "All Things D" in New York. Android ist die führende Smartphone-Plattform mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent.
Mozilla hat am Mobile World Congress die fertige Version seines mobilen Betriebssystems präsentiert und gleichzeitig wurden die ersten Geräte vorgestellt. Eines davon ist das Alcatel One Touch Fire, das ab Sommer von der Deutschen Telekom in Polen angeboten wird. Später wird das Firefox-Alcatel von T-Mobile auch in Österreich angeboten. Grund genug, sich das Gerät näher anzusehen. Text und Bilder: Sara Gross (c) Presse Digital (Sara Gross)
Mozilla hat mit seinem System zunächst hauptsächlich das Billig-Segment und Entwicklungsländer im Auge. Dementsprechend ist die Hardware des Alcatel One Touch Fire auch eher enttäuschend. Das Kunststoffgehäuse wirkt billig, ... (c) Presse Digital (Sara Gross)
..., das Smartphone ist dick und ... (c) Presse Digital (Sara Gross)
... die Tasten sind wackelig und schlecht zu bedienen. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Aber eigentlich geht es ohnehin um das neue Betriebssystem. Technisch betrachtet ist Firefox OS eine Besonderheit. Das System baut auf Linux und Web-Technologien auf und ähnelt damit Googles Laptop-System Chrome OS. Auf den ersten Blick merkt der Nutzer davon aber nichts. Vielmehr ähnelt Firefox OS zunächst Googles Android. Die Icons sind wie gewohnt auf verschiedenen Bildschirmen angeordnet, die sich horizontal durchblättern lassen. Wäre der Bildschirm des Alcatel One Touch Fire gut, würde das bestimmt einigermaßen flüssig laufen. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Am unteren Bildschirmrand sind wie bei Android (und iOS) vier Symbole festgenagelt. (c) Presse Digital (Sara Gross)
An andere Systeme erinnert auch das "Info-Rollo", das vom oberen Bildschirmrand herabgezogen wird und Benachrichtigungen sowie die wichtigsten Einstellungen anzeigt. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Schiebt man den Homescreen nach rechts, stößt man auf die erste Besonderheit von Firefox OS. Mozilla hat den Dienst Everything.me übernommen und an dieser Stelle eingebaut. Die Suchmaschine liefert zu einem Begriff wie etwa "Fußball" alle passenden Apps und Webseiten in einer übersichtlichen Anzeige. Die nächste Besonderheit und eigentliche Innovation, sind die Apps selbst. Sie können nämlich in gängigen Web-Technologien, also HTML5, CSS und JavaScript geschrieben werden. Das bedeutet, das quasi eine normale Webseite auf nahezu alle Sensoren und Funktionen des Smartphones zugreifen kann. Mozilla-Europa-Gründer, Tristan Nitot, zeigte bei der Demonstration für DiePresse.com eine mobile Webseite, die erkannte, ob das Smartphone ans Ohr gehalten wird oder nicht. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Das Feine an auf HTML5 basierenden Apps ist auch, dass sie praktisch auf jeder Plattform laufen können - den Trick mit dem Distanzsensor zeigte Nitot auch auf seinem Android-Smartphone. Beziehen kann man Apps auf verschiedene Arten. Entweder über einen eigenen Marketplace von Mozilla, von anderen App Stores oder direkt von einer mobilen Webseite indem man selbige "installiert". Bei kostenpflichtigen Apps wird entweder über eine Kreditkarte abgerechnet, oder - je nach Mobilfunker - über die Handyrechnung. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Die Tastatur wirkt vergleichsweise einfach und ist weit entfernt von intelligenten Funktionen der Konkurrenz. Bei einem ersten Test wurden nicht einmal Wörter vorgeschlagen. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Als Browser serviert Firefox OS selbstverständlich die mobile Version des Firefox-Browsers, der mit seinem Android-Pendant ident ist. (c) Presse Digital (Sara Gross)
An einigen Stellen könnte man Firefox OS glatt mit Android verwechseln - beim Telefon zum Beispiel. (c) Presse Digital (Sara Gross)
Das erste Smartphone im Kurztest
Derzeit kommen auch Smartphones mit einem Preis unter 100 Dollar (76,45 Euro) auf den Markt - das ist das Segment, das unter anderem das Firefox-Betriebssystem von den Machern des gleichnamigen Web-Browsers im Visier hat. Bis Jahresende dürfte weltweit eine Milliarde Android-Geräte in Betrieb sein, sagte Schmidt.
Schmidt, der bis 2011 rund ein Jahrzehnt an der Google-Konzernspitze stand, betonte die neuen Möglichkeiten durch die Kommunikation zwischen Geräten. Dank vernetzter Gegenstände "werden wir in Zukunft zehn Internet-Adressen am Körper tragen", sagte er. Dies könne unter anderem das Gesundheitswesen revolutionieren. Zugleich bekräftigte Schmidt seine Vision von Google als "Helfer" in verschiedensten Lebenslagen statt nur einer Internet-Suchmaschine. Dafür brauche der Internet-Konzern zwar Wissen über seine Nutzer, Google gehe aber behutsam damit um und mache sich viele Gedanken über Privatsphäre und Nutzen für die Anwender.
