Frequenzen: Die Zeche zahlt der Konsument

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Analyse. Die Mobilfunker können die enormen Kosten für die Funkfrequenzen und den jetzt notwendigen Ausbau der LTE-Netze für schnelles Breitband nicht zurückverdienen. Mittelfristig werden trotz Wettbewerbs die Tarife steigen.

Wenn die Wunden klaffen und man nicht weiß, wie sie heilen, ist das Verständnis für Häme gering. Deshalb kam der Sager von Telekom-Regulator Georg Serentschy zum überraschenden Ergebnis der Frequenzauktion, die 2,014 Mrd. Euro in die Staatskassen spült, bei den Mobilfunkern gar nicht gut an. Serentschy meinte, dass er noch niemand gesehen habe, der aus dem Dorotheum gekommen und mit dem erzielten Preis zufrieden gewesen sei. Unzufrieden - das ist eine Verharmlosung gegenüber dem Schock, der in den Chefetagen von Telekom Austria, T-Mobile und Huchison („3") angesichts des hohen Preises herrscht. Selbst schuld, werden Auktionsprofis argumentieren - die Mobilfunker hätten sich ja nicht in schwindelnde Höhen lizitieren müssen. Wenn wir es nur gewusst hätten, kontern die Firmen. „Das war die einzige Auktion in Europa mit totaler Intransparenz - wir waren im Blindflug unterwegs", übt Telekom-Chef Hannes Ametsreiter am Dienstag, einen Tag nach Ende der Auktion, Kritik am Regulator und den Auktionsmodalitäten.

Mütter müssen in die Tasche greifen

Man habe pro Runde deutlich zulegen müssen, sonst wäre man vielleicht sogar rausgeflogen. Das sei Hutchison, die es gemäßigt angingen, fast passiert, heißt es. Worauf die Chinesen erst recht aufs Gas gestiegen sein sollen.
Allerdings ist es jetzt müßig, einen Schuldigen für das „telekommunikationspolitische Desaster" (Elektronik-Fachverband) zu suchen. Das Geld muss gezahlt werden. Aber woher nehmen? Bei T-Mobile und Hutchison müssen die Mütter in die Tasche greifen. Das löst, wie man hört, nicht gerade Begeisterung aus. In Deutschland zahlten bei der Frequenzauktion im Jahr 2010 vier Bewerber insgesamt rund 4,4 Mrd. Euro - die Einwohnerzahl Deutschlands ist aber zehnmal höher als in Österreich. Bei Hutchison wiederum hat der Hongkonger Konzern schon für die Übernahme von Orange rund eine Mrd. Euro lockergemacht.

Die Telekom, die sich den Löwenanteil des 800-Megahertz-Spektrums sicherte, das am besten für den Aufbau des neuen, schnellen LTE-Netzes geeignet ist, muss die Milliarde selbst stemmen. Über eigenes Geld und neues Fremdkapital, sagte Ametsreiter. Dass dies die Verschuldung erhöht, einen negativen Cashflow bringt, den Aktienkurs drückt, Jobs kosten könnte, das Rating möglicherweise verschlechtert und Expansionsschritte verhindert, stellte er gar nicht in Abrede. Er hat vor einer Woche zähneknirschend auf den Kauf von Serbia Broadband verzichtet - das wäre die größte Wachstumschance am Balkan schlechthin gewesen.
Wann bzw. ob die teure Lizenz zum Funken und die Millionen für das LTE-Netz für die nächste Handygeneration verdient werden können, steht in den Sternen. Ametsreiter hat dafür nur ein gequältes Lächeln übrig. Dass ein Mobilfunker auf die neue Technologie verzichtet, ist indes undenkbar.

Mittelfristige Preiserhöhungen

Die Konsequenz liegt auf der Hand - obwohl angesichts des harten Wettbewerbs weder Ametsreiter noch Andreas Bierwirth (T-Mobile) und Jan Trionow (Hutchison) über Tarife reden wollen. „Die Zeche zahlen die Kunden," sind Analysten heimischer Banken sich einig. Das heißt, die von den niedrigsten Handygebühren in Europa verwöhnten Österreicher werden sich auf Preiserhöhungen einstellen müssen. Nicht sofort und nicht in großen Schritten - aber mittelfristig. Wer ab Dezember im in allen Ballungszentren ausgerollten LTE-Netz der Telekom surfen will, muss zehn Euro auf seinen bestehenden Handytarif aufzahlen.
Von einer Illusion sollte man sich jedenfalls verabschieden: dass die neue Regierung Wünsche nach einer Mrd. Euro Breitbandförderung erfüllt. Denn die Milliarden der Auktion werden in dem schwarzen Loch namens Hypo Alpe Adria verschwinden, in dem auch andere Steuergelder landen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2013)

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