Roaming innerhalb der EU wird wieder billiger

European Competition Commissioner Kroes attends a news conference on roaming charges at the European Commission headquarters in Brussels
European Competition Commissioner Kroes attends a news conference on roaming charges at the European Commission headquarters in Brussels(c) REUTERS (Yves Herman / Reuters)
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Die EU senkt erneut die Obergrenze für Zusatzgebühren die für Handytelefonate, SMS und mobiles Internet anfallen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Roaming-Obergrenzen innerhalb der EU ab 1.7.

Die EU senkt in einem weiteren Schritt die Obergrenze für Zusatzgebühren die für Handytelefonate, SMS und mobiles Internet anfallen.  A1, Drei und T-Mobile halten sich mit ihren neuen Tarifen ab heute genau an diese Obergrenze – freiwillig billiger ist keiner der Anbieter. Das bedeutet, dass die Handynutzung in anderen EU-Ländern günstiger wird - wenn auch nicht unbedingt billig. Abgehende Gespräche: EUR 0,228 brutto (EUR 0,19 netto)

Ankommende Gespräche: EUR 0,06 brutto (EUR 0,05 netto)

SMS: EUR 0,072 brutto (EUR 0,06 netto)

Datenroaming (pro MB): EUR 0,24 brutto (0,20 netto)

1. Welche Kosten fallen ab 1. Juli für mobiles Internet an?

Am günstigsten ist das Abrufen von E-Mails - insbesondere, wenn man den Download von Bildern deaktiviert. Nach der Tarifänderung können um rund 0,24 Euro (brutto) also je nach Textlänge 15 bis 40 Mails ohne Anhänge geladen werden. Die Übertragung von einem Bild kann je nach Qualität bis zu 1 Euro kosten. Das Laden einer kompletten digitalen Ausgabe der "Presse" (e-paper) hat etwa 20 Megabyte würde 4 Euro kosten. Apps wie Facebook laden mit rund 0,2 Megabyte relativ wenig (weil komprimierte) Daten - aber Vorsicht: Facebook, Twitter o.ä. können auch im Hintergrund Daten laden. 

Wer also an einem Urlaubstag 50 neue berufliche Mails abruft, drei inklusive des wichtigen Anhangs, die aktuelle „Presse“ liest, ein Urlaubsfoto an Freunde verschickt und einen schnellen Blick in Facebook wirft muss mit einer Zusatzgebühr von 7 Euro rechnen. Verlockend ist die Nutzung von Google Maps - für die Suche nach ein, zwei Adressen und das Laden einer Umgebungskarte können allerdings gleich ein bis drei Euro hinzugerechnet werden. Überschreiten die monatlichen Kosten für Datenroaming 60 Euro muss der Mobilfunker die Datenverbindung übrigens automatisch kappen.

2. Wie kann man beim Roaming mit Smartphone und Tablet sparen?

Eine bewährte Lösung ist der Erwerb einer eigenen Wertkarte im Urlaubsland. Je nach Land kann das kompliziert sein und natürlich ändert sich dann auch die Rufnummer. Mittlerweile bieten alle österreichischen Mobilfunker gute Roaming-Pakete an. Etliche der neuesten Inlandstarife umfassen bereits ein beschränktes Roaming-Kontingent. Zusätzlich können spezielle Pakete gebucht werden, die meist 50 bis 200 Megabyte umfassen und zwischen 5 und 20 Euro kosten. Diese Angebote müssen unbedingt vor dem Urlaubsantritt gebucht werden und gelten in der Regel nur in EU-Ländern - oft inklusive Schweiz und Türkei. 

Roaminggebühren
RoaminggebührenDie Presse

Wer nicht auf eine ständige Internet-Verbindung angewiesen ist, kommt mittlerweile auch gut mit meist kostenlosen WLAN-Angeboten in Kaffeehäusern, Restaurants und Hotels aus. Selbst wenn ein solches Angebot nicht ausgeschildert ist, lohnt sich eine Nachfrage. Karten-Apps wie Google Maps bieten übrigens eine Offline-Funktion an – das benötigte Kartenmaterial kann so vorab in einem WLAN geladen werden.

3. Was sind alternative Roaming-Anbieter und was bringen sie?

Gleichzeitig mit der diesjährigen Senkung der Roaminggebühren tritt auch noch ein weiteres Gesetz in Kraft. Mobilfunker müssen ihre Netze nun für alternative Roaminganbieter öffnen. Kunden können also für die Handynutzung in einem anderen EU-Land einen zusätzlichen Vertrag mit einem anderen Anbieter (und damit einem ganz anderen Tarif) abschließen ohne SIM-Karte wechseln zu müssen. Das klingt zunächst nach mehr Wettbewerb und günstigeren Tarifen. In der Praxis werden die Mobilfunker dem alternativen Anbieter aber natürlich ihre Kosten verrechnen – dass dann noch Spielraum für günstigere Tarife bleibt, ist unwahrscheinlich. Vielleicht gibt es auch genau deshalb noch keine solche Anbieter.

4. Wie sieht es in Ländern außerhalb der EU aus?

Die neuen Obergrenzen gelten nur innerhalb der EU. Bei Fernreisen kann es weiterhin böse Überraschungen geben. In Thailand kann ein Megabyte rasch mit mehr als 15 Euro zu Buche schlagen. In diesem Fall hilft oft nur das Ausweichen auf lokale Wertkarten oder WLAN.

5. Wann werden die Roaming-Gebühren innerhalb der EU komplett wegfallen?

Die komplette Abschaffung der Roaming-Gebühren ist das erklärte Ziel der EU-Kommission. Noch heuer will die zuständige Kommissarin Neelie Kroes den entsprechenden Beschluss unter Dach und Fach bringen. Mitte Dezember 2015 sollen die Roaming-Gebühren dann Vergangenheit sein.

6. Welche Auswirkungen hat das Aus der Roaming-Gebühren?

Für die Mobilfunker würde mit den Roaming-Gebühren eine wichtige Einnahmequelle wegfallen. T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth hat bereits mehrfach betont, dass sich diese Einbußen früher oder später auf die Inlandstarife auswirken könnte.

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