Billigkonkurrenz setzt Samsung zu

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SAMSUNG(c) APA/EPA/LUONG THAI LINH (LUONG THAI LINH)
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Der südkoreanische Weltmarktführer bei Smartphones schraubt seine Gewinnerwartungen zurück. Er müsse seine Strategie überdenken, sagen Branchenkenner.

Seoul.Smartphones zählen zwar nach wie vor zum liebsten Spielzeug – die explosionsartigen Zuwachsraten sind allerdings Vergangenheit. Damit purzeln auch die Preise – zumal Billiganbieter aus China vor allem auf die wachstumsstarken Schwellenländer drängen. Gleichzeitig belastet die Stärke des koreanischen Won exportlastige Konzerne. Das spürt kein Unternehmen so sehr wie der Marktführer Samsung.

Der Konzern hat am Dienstag seine Gewinnerwartung für das zweite Quartal deutlich zurückgeschraubt: Samsung rechnet mit einem Ertragseinbruch um 24,5 Prozent auf 7,2 Billionen Won (5,2 Mrd. Euro). Analysten hatten im Schnitt 8,3 Billionen Won erwartet. Das wäre das schlechteste Ergebnis seit zwei Jahren. Erstmals seit Einführung neuer Bilanzierungsregeln im Jahr 2009 sinkt der Umsatz. Die Aktionäre reagierten auf die Nachrichten dennoch gefasst: Die Aktie legte um 0,2 Prozent zu. Allerdings hatte sie von Anfang Juni bis Montag zehn Prozent verloren.

Zuwachs ist gebremst

Smartphones haben im vergangenen Jahr dazu beigetragen, dass Samsung einen Rekordgewinn erzielte. Die Grenzen des Wachstums werden aber langsam deutlich: Das Marktforschungsinstitut IDC erwartet, dass heuer weltweit um 19 Prozent mehr Geräte verkauft werden. Im vergangenen Jahr lag der Zuwachs bei 39 Prozent.

Vor allem in Schwellenländern kämpft Samsung mit chinesischen Konkurrenten wie Huawei und Lenovo. Sie böten Telefone in ausreichender Qualität und zu viel niedrigeren Preisen an, sagte Analyst Lee Seung Woo von IBK Securities. „Samsung muss seine Smartphone-Strategie überdenken.“ Einige Experten halten Preissenkungen bei Unter- und Mittelklasse-Smartphones für unausweichlich, auch weil dieses Marktsegment stärker wächst.

Samsung steht aber auch bei teuren Smartphones unter Druck: Erzrivale Apple dürfte bald einen Nachfolger des Vorzeigemodells iPhone 5s auf den Markt bringen. Die Branche erwartet, dass der Bildschirm deutlich größer ausfällt, womit der kalifornische Konzern Kunden von Samsung abwerben könnte. Voraussichtlich am 22. Juli präsentiert Apple die Quartalszahlen. Samsung folgt Ende Juli.

Im dritten Quartal setzt Samsung auf neue Mobiltelefone. Analysten schließen aber nicht aus, dass der Gewinn erneut sinkt. Das wäre ein Ertragsrückgang im vierten Quartal in Folge. Die niedrigeren Gewinne dürften Samsung die Augen öffnen, sagte Analyst Lee. Der Konzern sei nicht Apple. „Die Strategie, teure Telefone zu verkaufen, funktioniert nicht mehr.“

Allianz mit Intel

Vor diesem Hintergrund ist auch die neue Allianz der Elektronik-Schwergewichte Samsung und Intel mit dem PC-Hersteller Dell und zwei Halbleiterspezialisten zu sehen. Sie wollen einen Standard für das „Internet der Dinge“ durchsetzen. Das Open Interconnect Consortium soll eine einheitliche Basis für die Vernetzung von Milliarden Geräten schaffen.

Ziel sei ein Austausch von Informationen unabhängig von der Art des Gerätes oder des Anbieters. In den kommenden Jahren wird mit einer rasanten Entwicklung bei der Vernetzung von Alltagstechnik gerechnet. Ericsson erwartet 50 Milliarden verbundene Geräte im Jahr 2020. Derzeit fehlt es noch an übergreifenden Standards zum Datenaustausch, sodass Geräte verschiedener Anbieter oder unterschiedlicher Bereiche oft keine Informationen austauschen können.

Intel als weltgrößter Chipkonzern und Samsung als Anbieter einer breiten Produktpalette von Smartphones bis hin zu allen Arten von Hausgeräten haben immense Marktmacht. (Reuters/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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