Smartphones: Die "Big-Player" geraten unter Druck

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Früher als erwartet tritt in Europa eine Sättigung auf dem Markt ein. Smartphones wird es zwar weiter geben, aber die Hersteller ändern sich.

Der Smartphone-Markt hat sich seit dem ersten iPhone (2007) maßgeblich verändert. Acht Jahre nach der Einführung des Apple-Smartphones und der damit einhergehenden Marktdominanz des kalifornischen Unternehmens ist viel passiert. Mittlerweile hat Google mit seinem Betriebssystem Android das Zepter in der Hand. Insgesamt hält Android bei einem weltweiten Marktanteil von 79 Prozent. 16,4 Prozent gehen an Apples iOS. Der Rest teilt sich auf Windows Phone und Blackberry auf.
Knapp 80 Prozent Marktanteil wirken auf dem Papier beeindruckend, wenn man aber bedenkt, dass am Android-Kuchen viele Hersteller mitnaschen, relativiert sich dieser Eindruck wieder.

Noch zu Beginn des Jahres ging das Marktforschungsinstitut IDC davon aus, dass der Smartphone-Markt um 20 Prozent wachsen würde. Die allseits negierte Smartphone-Sättigung in Europa ist längst eingetreten. Und dadurch herrscht besonders unter den Android-Herstellern immenser Druck. Einstige Größen wie Nokia, Blackberry und Motorola sind so gut wie nicht mehr vorhanden. Motorola ist längst im Besitz von Lenovo, und Blackberry konnte nur aufgrund der Business-Software-Produkte schwarze Zahlen in diesem Quartal schreiben. Smartphones konnte das Unternehmen lediglich 1,1 Millionen verkaufen.

Die einstige Größe kehrt zurück

Und Nokia? Die Finnen wollen mit Auftragsherstellern wie Foxconn das Smartphone-Feld ab Ende 2016 wieder bespielen. Um zu reüssieren, braucht es mehr als nur den Namen Nokia. Und dann wären da nur noch Samsung, LG und Sony als die großen Android-Player, und diese merken vermehrt den Druck aus Fernost. Nach wie vor dominiert zwar der südkoreanische Hersteller Samsung den europäischen Android-Markt. Doch das Galaxy S5 stellt einen Bruch in der erfolgreichen Historie dar. Nie zuvor fielen von Samsung so deutliche Worte wie in Bezug auf das Galaxy S5. Das Galaxy S6 soll das Blatt wenden. Doch ein Erfolg wird nicht ausreichen, um weiterhin den Markt anzuführen.

Während LG sich nach wie vor in einer neutralen Position befindet, kämpft auch Sony gegen sinkende Absatzzahlen. Die Strategie, halbjährlich nur marginal erweiterte Xperia-Z-Modelle auf den Markt zu bringen, war eine Fehlentscheidung, die man mittlerweile wieder korrigiert hat. Doch der Markt befindet sich im steten Wandel. Im Vergleich mit Apple ist die Kundenbindung bei Android-Herstellern laut Statistiken signifikant geringer.

Die Smartphone-Zukunft gehört den Jungen


Ganz nach dem Motto: Hauptsache Android. Und genau das soll ja auch der Vorteil für die Kunden sein. Für die Unternehmen jedoch entsteht ein großer Konkurrenzdruck, um aus der Masse an anderen Android-Anbietern herauszustechen. Dabei wird ein ausschlaggebendes Argument außer Acht gelassen, nämlich der Preis. Betrachtet man den internationalen Markt, sieht man, dass vor allem der chinesische Hersteller Xiaomi auf dem Vormarsch ist. Und das mit günstigen Geräten, die den Vergleich mit den Topmodellen der Konkurrenz nicht scheuen müssen. Die Preisunterschiede liegen zwischen 30 und 50 Prozent.

Xiaomi hat keine Geschäfte, investiert nicht in große und vor allem teure Marketingkampagnen. Innerhalb weniger Minuten wandern bei Verkaufsstart hunderttausende Smartphones über den virtuellen Ladentisch. Verkauft werden die Geräte nur online. Dieser Vertriebsweg hält die Preise niedrig. Günstige Geräte mit einer hochwertigen Ausstattung, das sind die wichtigsten Verkaufsargumente in diesen Tagen. Doch nicht nur aus China müssen Samsung, LG und Sony Konkurrenz fürchten.
Auch Alcatel One Touch sollte man sich merken. Das Unternehmen stellt nicht eine bestimmte Zielgruppe in den Mittelpunkt ihres Interesses, sondern deckt mit den unterschiedlichsten Geräten verschiedene Bedürfnisse und Geschmäcker. Aber auch Alcatel One Touch hat erkannt, dass die Nachfrage nach teuren Geräten gesunken ist und Nutzer vor allem daran interessiert sind, selbst zu entscheiden, welche Anwendungen auf ihren Geräten sind. Im Gegensatz zur Konkurrenz baut Alcatel One Touch die Oberfläche nur gering um.


In den vergangenen Jahren konnte man sich aus anderen Gründen etablieren und den Verkaufszahlen zufolge HTC und Huawei hinter sich lassen. Der Markt für 1000-Euro-Handys ist kleiner geworden und härter umkämpft als je zuvor. Der Kunde setzt mittlerweile vor allem auf Qualität – und das zu einem günstigen Preis. Vor allem bietet Alcatel One Touch eine große Produktpalette. Noch gilt das Unternehmen als Underdog beziehungsweise als Geheimtipp für Smartphones. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass ein Hersteller das Feld von hinten aufrollt. Die Geschichte wiederholt sich – auch auf dem sonst so zukunftsorientierten Smartphone-Markt.

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