Telekommunikation: Naht das Ende des Smartphones?

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Der schwedische Mobilnetzausrüster Ericsson glaubt, dass das Smartphone schon in fünf Jahren antiquiert sein wird.

Stockholm. Smartphones sind eigentlich gar nicht so klug. Die kleinen rechteckigen Kisten muss man sich ans Ohr halten, wenn man nicht ein Kabel anschließen will. Man muss auf kleine Bildschirme starren und auf ihnen tippen. Die Geräte könnten schon bald nach ihrem Siegeszug wieder Geschichte sein. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das schwedische Unternehmen Ericsson in einer groß angelegten Verbraucherumfrage. Schon in fünf Jahren soll sich die Smartphone-Ära demnach ihrem Ende zuneigen.

Der weltgrößte Netzwerkausrüster Ericsson, der früher selbst Telefone produzierte und seinen Hauptsitz einst an der eigens danach benannten Stockholmer U-Bahnstation Telefonplan hatte, befragte 100.000 Verbraucher in Schweden und 39 anderen Ländern. Statistisch soll die Umfrage für 1,1 Milliarden Menschen weltweit repräsentativ sein.

Schlauer als das Internet

„Ein Smartphone in der Hand ist wirklich nicht so praktisch. Etwa, wenn man fährt oder kocht, und es gibt zahlreiche weitere Situationen. Deshalb denkt einer von zwei Verbrauchern, dass die Smartphones in fünf Jahren der Vergangenheit angehören werden“, fasst Rebecka Cedering Angström von der Konsumentenforschungsabteilung ConsumerLab bei Ericsson die Studie zusammen. Ericsson geht davon aus, dass in fünf Jahren ganz andere elektronische Geräte dominieren werden. Geräte, die Menschen am Körper tragen und die über künstliche Intelligenz verfügen. Geräte, die teilweise dabei helfen sollen, Lehrer, Ärzte oder etwa Finanzratgeber viel unmittelbarer zu ersetzen, als es mit der Suche im Internet möglich ist.

Fünf Jahre wären ein kurzer Zeitraum. „Aber die Dinge gehen heute so schnell von der Idee bis zur Massenproduktion“, sagt Cedering Angström. In der Tat werden Produktlebenszyklen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer kürzer.

Wie genau die Technik nach den Smartphones aussieht, dazu hat Ericsson nur vage Vermutungen. So könnte es viele dreidimensionale Anwendungen geben. „Konsumenten könnten etwa neue Schuhe virtuell anprobieren und sehen, wie sie am eigenen Fuß aussehen“, so Cedering Angström.

Futuristische Produktideen

Ericssons Verbraucherforschungschef Michael Björn sagt: „Einige dieser Trends wirken recht futuristisch. Aber der Wunsch der Verbraucher nach neuen interaktiven Paradigmen wie künstliche Intelligenz und virtuelle Realität sowie Integration des Internets an unseren Wänden daheim und an unseren Körpern, ist sehr stark“, sagt er. Deshalb dürften bald neue Produktkategorien auftauchen. „Ganze Industrien werden sich transformieren, um sich an diese Entwicklung anzupassen“, meint Björn.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2016)

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