Fairphone: Wie fair ist es wirklich?

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Ist es möglich ein Handy herzustellen, das als moralisch einwandfrei bezeichnet werden kann? Eine kleine Gruppe von Idealisten hat es versucht und es teilweise geschafft.

Der Niederländer Bas van Abel und seine Kollegen ärgerten sich über die großen Handy-Hersteller, die ihren Arbeitern zu wenig bezahlten und Rohstoffe aus Kriegsgebieten bezogen. Anstatt sich weiter zu beklagen, beschlossen sie zu handeln. Sie setzten sich in den Kopf ein faires Handy zu produzieren. Vor drei Jahren starteten sie ihr ehrgeiziges Projekt "Fairphone". Dass es so schwer sein würde ein Handy zu produzieren, das als fair bezeichnet werden kann, dachte damals noch niemand.

Krieg nein, Kinderarbeit ja?

Ein wichtiger Vorsatz der Niederländer war: Rohstoffe, die für das Handy verwendet werden, sollen ausschließlich aus konfliktfreien Gebieten bezogen werden. In der demokratischen Republik Kongo beispielsweise beherrschen oft Warlords die Minen in denen Metalle für die Handyproduktion abgebaut werden. Die wertvollen Rohstoffe finanzieren so Milizenkriege, die bereits tausenden Menschen das Leben kosteten und Millionen zur Flucht zwangen.

Den Fairphone-Hersteller gelang es bisher jedoch nicht alle für das Mobiltelefon nötigen Metalle aus konfliktfreien Minen zu beziehen. Lediglich Tantal und Zinn werden derzeit aus solchen Minen bezogen. Kinderarbeit ist hier allerdings trotzdem an der Tagesordnung. Bas van Abel bedauert diesen Umstand, weist jedoch auch auf die Komplexität des Problems hin. Natürlich könnten wir die Rohstoffe auch aus Australien beziehen, aber dadurch würden die Probleme nur ausgelagert, nicht gelöst, meint der Fairphone-Gründer.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Arbeitsbedingungen in den asiatischen Produktionsstätten von Apple & Co. Bas van Abel und seinen Kollegen waren lange auf der Suche nach einem Betrieb in China, der grundlegende Menschenrechte einhält und seinen Arbeitern einen gerechten Lohn bezahlt. Das ernüchternde Resultat: So einen Betrieb gibt es in China nicht. Der Fairphone-Truppe gelang es aber, ein Unternehmen zu finden, das bereit war gewisse Standards, zum Beispiel im Bereich der Arbeitsbedingungen, einzuhalten. Bezahlt werden die Arbeiter in dieser Produktionsstätte aber sogar schlechter als bei Apple. Dafür wurde ein Fond eingerichtet, in den ein paar Dollar pro verkauftem Gerät eingezahlt werden. Das Geld soll anschließend den Mitarbeitern zugute kommen.

Was ist nun wirklich fair am Fairphone?

Zentrales Thema für die Fairphone-Hersteller ist Nachhaltigkeit. Das Gerät wurde so konstruiert und produziert, das es ganz einfach auseinander gebaut werden kann. So können kaputte Teile leicht ausgetauscht werden. Ein zerkratztes Display kann beispielsweise einfach entfernt und durch ein neues ersetzt werden. Grundgedanke dabei ist, dass das Fairphone länger, als herkömmliche Handys, genutzt werden kann. Pro verkauftem Mobiltelefon werden außerdem 3 Euro ins Recycling von Elektroschrott investiert.

Trotz einiger nicht so fairer Komponenten, zeigt das Projekt Fairphone, dass es durchaus möglich ist, etablierte Herstellungsprozesse zu hinterfragen und teilweise auch zu verändern. Was die Initiative mit Sicherheit geschafft hat, ist Aufmerksamkeit auf das Thema der Handyproduktion zu lenken. Bas Van Abel drückt es in einem Interview mit dem Journalisten Christoph Koch so aus: "Unser Telefon ist nicht die Lösung. Es ist nur ein Mittel zum Zweck, ein Symbol, um klarzumachen, wie verkorkst unser ganzes Wirtschaftssystem ist."

www.fairphone.com

Arte-Reportage über „Fairphone“ – das nachhaltige Smartphone:

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