Mobilfunker "3" plant Spielfilm-Downloads fürs Handy

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Im Gespräch mit DiePresse.com erklärt "3"-Geschäftsführer Berthold Thoma das neue Projekt, warum Apple präpotent ist und wieso der Preiskrieg so schnell nicht aufhören wird. Besonderer Dorn im Auge: Roaming.

Der österreichische Mobilfunkbetreiber "3" will ab Herbst ein eigenes Portal für "Video on Demand" bringen. Benutzer werden sich dort gegen eine Gebühr Spielfilme in voller Länge auf ihr Mobiltelefon herunterladen können. Bei einem Gespräch mit DiePresse.com erzählt "3"-Geschäftsführer Berthold Thoma Details zu dem Vorhaben. Gleichzeitig berichtet er, warum der Preiskampf in Österreich noch lange nicht vorbei ist und warum Apples Geschäftsmodell "eine unheimliche Präpotenz" zeigt.

Keine Kosten für Datentransfer

Nach Angaben von Thoma will "3" auf eine immer stärkere Verschmelzung von Telefonie, Internet und klassischen Medien wie TV und Radio setzen. Das Video-Portal existiert derzeit nur als Prototyp. Dennoch führt Thoma nicht ohne Stolz den Actionfilm "Transformers" auf einem Nokia N85 vor. Kunden werden nur für die heruntergeladenen Filme zahlen, zusätzliche Kosten für die Datenverbindung fallen nicht an, erklärt Thoma.

Video On Demand

Die Technologie ist eine Weiterentwicklung des Bezahlfernsehens. Pro Download zahlen Benutzer eine Gebühr, um einen Film herunterladen und ansehen zu können. Je nach Geschäftsmodell des Betreibers bleibt der Film gespeichert oder kann nur einmal angesehen werden.

Netz wird aufgerüstet

Um die großen Filmdateien überhaupt ordentlich herunterladen zu können, will das Unternehmen sein Netz österreichweit auf die Datenübertragung HSDPA+ aufrüsten. Damit sollen Download-Raten von bis zu 21,6 Megabit pro Sekunde möglich werden. Handy-Surfer könnten dann bis zu 162 Megabyte pro Minute herunterladen. Ein Spielfilm mit rund 700 Megabyte Dateigröße wäre dann in vier Minuten auf dem Handy.

Apple iPhone bei "3"?

Video, Multimedia, mobiles Internet - an sich das ideale Umfeld für ein iPhone. Thoma stimmt hier zu: "Natürlich, unsere Kunden wären ideal für das iPhone, und sie wollen es auch." Es würden auch schon Pläne existieren, das Apple-Handy ins Portfolio aufzunehmen. Allerdings gibt es dabei Hindernisse: Thoma kann sich mit dem Geschäftsmodell des Herstellers nicht anfreunden.

Apples Präpotenz

"Apple legt eine unheimliche Präpotenz an den Tag," poltert Thoma. Man könnte es derzeit nur für einen Prestigegewinn ins Programm nehmen. In der aktuellen Form könne man als Netzbetreiber mit dem iPhone nämlich kein Geld verdienen. "Wir müssten in unseren eigenen Geschäften Vitrinenplätze von Apple abkaufen, um das iPhone dort ausstellen zu dürfen", erklärt er. Man hätte aber die Chance, über die Hutchison-Gruppe an das Gerät heranzukommen. Der Konzern vertreibt bereits iPhones in Hongkong. Bis das Gerät aber mit einem "3"-Branding nach Österreich kommt, wird es noch schwierige Verhandlungen mit Apple geben müssen.

Microsoft beherrscht die Massen

Für Apple sieht Thoma noch harte Zeiten anbrechen, sobald Microsoft sein Handy-Betriebssystem Windows Mobile aktualisiert hat. "Die sind auf dem richtigen Weg", meint er. "Der Mensch ist faul. Wenn er das, was er vom PC oder Laptop gewohnt ist, auch auf dem Handy haben kann, wird er genau das wählen." Den richtigen Durchbruch sieht Thoma in ein bis zwei Jahren, wenn Geräte auf den Markt kommen, die ausreichende Leistung für Windows Mobile bieten. "Apple ist was für Freaks, das Mobilgeschäft ist ein Massenmarkt, und Microsoft weiß, wie man die Masse beherrscht", erläutert er weiter.

Das Ende der Preisschlacht? Mitnichten!

Auf die Frage, ob er die Preisschlacht ebenso beendet sieht wie Orange-Chef Michael Krammer in einem Interview mit derstandard.at, lacht Thoma nur, und meint: "Derjenige, der das tönt, leiert den Preiskrieg meistens an." Solange "3" nicht mindestens 1,5 Millionen Kunden hat und weiterhin von der Konzernmutter Hutchison finanziell abhängig ist, werde man nicht stillhalten. "Aber eines muss ich schon festhalten", erklärt Thoma. "3 war immer attraktiv von den Preisen, aber nie aggressiv." Am Ende des Tages werde der Kunde sich für das Angebot entscheiden, das ihm am besten zusagt.

Amüsante E-Mails für die EU-Kommissarin

Ein wunder Punkt für den "3"-Geschäftsführer ist das Roaming, besonders im Bereich mobiles Internet. Die Vorstöße von EU-Kommissarin Viviane Reding findet er noch zu zaghaft. Einen Euro pro Megabyte findet er noch viel zu hoch, für den gebürtigen Würzburger ist das "Abzocke". "Wir haben anderen Betreibern in Europa angeboten, das Roaming-Megabyte für 25 Cent pro Minute zu ermöglichen, wenn sie es für unsere Kunden auch tun", erzählt Thoma. "Ein paar haben positiv reagiert, von den meisten bekamen wir aber nur amüsante E-Mails." Und fügt augenzwinkernd hinzu: "Die haben wir dann an Frau Reding weitergeleitet."

Werbung im Handy-TV

Geld will "3" nicht nur mit Gesprächsgebühren verdienen, sondern auch mit Werbung, zum Beispiel bei TV-Sendern, die auf "3"-Handys ausgestrahlt werden. Heuer soll der Umsatz aus Werbeeinnahmen von 370.000 Euro im Jahr 2008 auf rund eine Million Euro steigen. Netzbetreiber, die reine Verbindungsdienste anbieten, werden es Thoma zufolge schwer haben. Generell sieht er einen Umbruch im Markt bevor. "Mittelfristig wird es nur vier bis fünf Betreiber in ganz Europa geben", meint er. Als Handy-Benutzer sollte man sich davon aber nicht beunruhigen lassen, meint Thoma: "Für die Kunden wird sich effektiv wenig ändern."

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.