Augmented Reality: Die perfektionierte Wirklichkeit

Augmented Reality perfektionierte Wirklichkeit
Augmented Reality perfektionierte Wirklichkeit(c) Mobilizy
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Augmented Reality weicht die Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit auf und ist Ausdruck des grenzenlosen Informationshungers der Wissensgesellschaft. In der Technologie steckt großes Potenzial

TSpieler von „Firefighter 360“ stecken auf dem Display ihres iPhones ihre unmittelbare Umgebung virtuell in Brand, um dann als Feuerwehrmann die Nachbarschaft zu retten. Als Spielfeld dient die reale Welt, betrachtet durch eine Handykamera. „Augmented Reality“, erweiterte Wirklichkeit, kann noch viel mehr als das und tut es auch bereits.


Fußnoten der Realität. Gleich vier Apps, die Ende 2010 mit dem „World Summit Award“ (WSA) für mobile Inhalte ausgezeichnet wurden, setzen diese Technologie ein. Dass in den meisten Fällen die Umgebung auf dem Handydisplay direkt mit Fußnoten versehen wird, ist deutlicher Ausdruck der Wissensgesellschaft. Wer durch die Handykamera blickt, sieht nicht nur Straßenzüge und Landschaften, sondern gleichzeitig auch Hintergrundtexte, Videos oder Museumsexponate an ihrem Originalschauplatz.

Genau das ist das Geschäft der Salzburger Firma Mobilizy. Gleich zwei ihrer „Apps“, Miniprogramme für Handys, wurden von den Vereinten Nationen und dem Salzburger Institut für Neue Medien ICNM mit einem WSA ausgezeichnet. Der „Wikitude World Browser“ blendet Informationen aus Wikipedia, Restaurantempfehlungen, Reiseführern und vielen anderen Quellen in die gefilmte Umgebung ein und ist längst weltweit eine der beliebtesten Apps ihrer Art.

Virtuelle Parallelwelt mitgestalten. Wie bei dem direkten Konkurrenten Layar, können Nutzer auch eigene Informationen eintragen und so selbst zum Gestalter der virtuellen Parallelwelt werden. Nicht immer funktionieren diese Apps aber ganz anstandslos – so geschieht es schon einmal, dass eine Information am Nachbargebäude erscheint oder auf der Straße davor. Ende des vergangenen Jahres hat Mobilizy Augmented Reality erstmals auch für eine Anwendung eingesetzt, die kaum Ungenauigkeiten verzeiht. „Wikitude Drive“ ist ein Navigationsprogramm für Autofahrer und Fußgänger, das die Route direkt in die mit der Handykamera gefilmte Umgebung einbettet – verirren ist damit so gut wie ausgeschlossen. Die Technologie ist mittlerweile so ausgereift, dass sie auch in solchen Anwendungen eingesetzt werden kann. „Das Projekt zeigt auch, dass digitale Inhalte nicht nur von der Realität ablenken, sondern nützlich mit ihr verschmelzen können“, erklärt ICNM-Chef Peter Bruck.

Noch hat sich Augmented Reality jedoch nicht von ihrem Image als reine Spielerei emanzipiert. Die anderen mit WSA-Awards ausgezeichneten Apps sind Spiele. Aus Australien kommt das Familienspiel „The Hidden Park“, das den Park in eine bunte Spielwiese mit Trollen, Feen und Waldgeistern verwandelt. Aus Japan stammt Sekai Camera – eine verspielte Art des „Wikitude World Browsers“.


Digitale Inhalte zum Riechen. In der Technologie steckt wesentlich mehr Potenzial, das in Zukunft mit modernen, rechenstarken Mobilgeräten ausgereizt werden kann. „Bis jetzt verstehen die meisten Leute unter Augmented Reality nur digitale Inhalte, die über Live-Videos gelegt werden“, meint Peter Bruck. Dabei ist noch viel mehr möglich: „Eigentlich können alle Sinne des Menschen – Hören, Riechen und Fühlen – digital angesprochen werden“, erklärt der ICNM-Leiter. In Zukunft kann er sich vorstellen, dass Augmented Reality in Kleidung oder Accessoires integriert wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2011)

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