PlayStation-Controller: Fuchteln vor dem Fernseher

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Neue Konzepte bei der Steuerung von Videospielen haben alle eines gemeinsam: Die Spieler von morgen müssen aktiver werden.

Nintendo hat es vorgemacht, Sony und Microsoft ziehen jetzt nach: Videospiele mit Gesten und Bewegungen steuern. Auf der Computer- und Videospielmesse „Electronic Entertainment Expo“ in Los Angeles stellten alle drei Hersteller ihre neuen Konzepte vor. Sony setzt auf eine Kombination aus Controller in der Hand und Kamera auf dem Fernseher. Noch ist das Gerät namenlos, soll aber nach neuesten Informationen von Sony im Frühjahr 2010 auf den Markt kommen.

Mit dem neuen Controller sollen Spieler ihre PlayStation 3 auf neue Art und Weise steuern können. Neu für Sony-Kunden, Besitzer einer Nintendo-Wii dürfen das schon seit Ende 2006. Seitdem gesellen sich zu den Sofaspielern, die tief in ihre Polster versunken frenetisch auf kleine Gamepad-Knöpfe drücken, hyperaktive Grobmotoriker, die mit einem weißen Plastikknochen vor ihrem Fernseher herumfuchteln: die Wii-Fernbedienung, kurz Wiimote. Sonys Inkarnation setzt dem noch eins drauf und dem Controller eine bunt leuchtende Kugel auf die Spitze. Damit wirkt das neue Steuergerät mehr wie ein futuristischer Zauberstab. Die Kugel erfüllt aber ihren Zweck. Sony plant, seinen neuen Controller in Kombination mit dem „PlayStation Eye“ einzusetzen. Dabei handelt es sich um eine Kamera, die anhand der Färbung der Leuchtkugel erkennen soll, welche Funktion der Spieler gerade mit seinem Gerät steuern will. Ob die Kamera jetzt aber extra zu kaufen ist oder im Paket mit dem Zauberstab vertrieben wird, steht noch nicht fest.

Freihändig oder mit Werkzeug? Microsoft wiederum geht mit seinem „Project Natal“ für die Spielkonsole Xbox 360 noch einen Schritt weiter und macht den Spieler gleich selbst zum Controller. Nicht nur eine, sondern zwei Kameras messen die Bewegungen des Spielers und setzen sie in Steuerimpulse um. Ziel dabei ist es, keine störenden Geräte mehr in der Hand zu haben. Konter von Sony: Wenn man ein Sport- oder Actionspiel genießen will, braucht man irgendetwas in der Hand. Nur mit den Armen in der Luft einen Tennisschläger oder ein Schwert zu simulieren reiche nicht. Noch dazu würde ihr neuer Zauberstab-Controller die Bewegungen extrem präzise umsetzen, was besonders bei Ego-Shootern den Spielern zugutekommt.

Unter all den neuen Spielereien leidet aber die Rechenleistung der Konsolen. Sony gibt selbst zu, dass die neue Bewegungssteuerung mehr Prozessorlast verursacht. Man arbeite aber noch daran, dies zu beheben. Ärgerlich für Spieler wäre, wenn der Hersteller das nicht in den Griff bekommt. Ein leistungsbedingtes Ruckeln im falschen Moment und ein Schwerthieb oder Rückhandschlag geht ins Leere. Das Ergebnis: Punktverlust, Ärgernis, Frust. Bis 2010 ist aber noch Zeit, das auszubessern.

Wiederholungstäter. Und Nintendo, quasi der Vater der Fernsehfuchtelei? Das Unternehmen setzt auf einen Pulsmesser und nennt ihn „Vitality Sensor“. Dazu gibt es einen Steckaufsatz, der die Wiimote noch empfindlicher für Bewegungen machen soll. Kurz gefasst: Die wahren Innovationen finden derzeit woanders statt. Noch hat der japanische Konzern gut lachen: Seine Konsole Wii verkauft sich weiterhin prächtig.

Spielentwickler scheinen entschieden zu haben, dass mehr Aktivität vor dem Fernseher der Weg der Zukunft ist. Allerdings stellt sich die Frage, ob Videospiele dann überhaupt noch der Entspannung dienen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2009)


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