Frage Der Woche: Michael Prohaska,

Wie tief kann ein Bohrloch maximal sein? Welche Faktoren setzen hier eine Grenze?

Antwort: Die prinzipiellen Faktoren sind Gesteinseigenschaften, Druck und Temperatur. Letztere wird durch den regionalen "geothermalen Gradienten" bestimmt - je nach der lokalen Struktur der Erdkruste steigt die Temperatur in der Tiefe um 2,5 bis 5 Grad Celsius pro 100 Meter. Die besten existierenden Bohrwerkzeuge und Bohrspülungen halten 250 bis 300 Grad aus. Somit würde die maximal erreichbare Tiefe etwa 12.000 Meter betragen. Allerdings ist es sehr schwierig, die Temperaturzunahme vorherzusagen: Die deutsche kontinentale Tiefbohrung bei Windischeschenbach in der Oberpfalz wurde abgebrochen, weil die erst in zwölf bis 14 Kilometer Tiefe erwartete Temperatur von 250 bis 300 Grad schon bei 9000 Meter auftrat. Weiteres Problem: Bei Hitze und Drücken von mehr als 1000 bar verhält sich Gestein plastisch, das Bohrloch verliert an Stabilität, auch gesicherte ("verrohrte") Abschnitte sind bedroht. Theoretisch könnte man tiefer als 12.000 Meter bohren; etwa wenn man das Bohrloch besser und kontinuierlich kühlt, auch beim Wechsel des Bohrmeißels, in Kombination mit neuen Verfahren wie dem "Casing Drilling", wo die Verrohrung unmittelbar dem Bohrkopf folgt und das Bohrloch stabilisiert. Das derzeit tiefste Bohrloch (12.262 Meter) ist auf der Halbinsel Kola in Russland, die tiefste Bohrung Österreich bei Zistersdorf (8553 Meter).

Michael Prohaska,

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