Kurzzeitgedächtnis: Affe schlägt Mensch

(c) AP (Tetsuro Matsuzawa)
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Bei Computertests haben Schimpansen Zahlenreihen schneller und akkurater wiedergegeben als Studenten. Wissenschafter schließen auf ein besseres Kurzzeitgedächtnis.

Mensch gegen Menschenaffe am Computer - und der Affe gewinnt. Dies ist das Ergebnis einer Studie japanischer Forscher an der Universität von Kyoto. Fünfjährige Schimpansen erwiesen sich als schneller und akkurater, wenn es darum ging, Zahlenreihen wiederzugeben, die kurz auf dem Bildschirm aufblinkten. Offensichtlich haben die Affen ein besseres Kurzzeitgedächtnis, folgerten die Wissenschafter in ihrem Bericht für die US-Fachzeitschrift "Current Biology".

Die Schimpansen waren sechs Monate lang trainiert worden, Zahlen von eins bis neun zu erkennen und in der richtigen Reihenfolge einzuordnen. Auf dem Bildschirm waren diese neun Zahlen nun willkürlich auf quadratischen Feldern angeordnet. Wenn das Feld mit der Nummer eins berührt wurde, wurden alle anderen Felder plötzlich weiß. Die Aufgabe bestand nun darin, diese Quadrate so zu berühren, dass die Zahlen zwei bis neun in der ursprünglichen Anordnung auf den Bildschirm zurückgeholt wurden.

Bei dieser Übung schloss ein Schimpanse namens "Ayumu" am besten ab. Er war zwar kaum akkurater als die teilnehmenden Studenten, aber deutlich schneller. "Ayumu" wurde deshalb zu einem zweiten Test herangezogen, bei dem fünf Zahlen auf weißen Quadraten kurz aufleuchteten und wieder verschwanden. Die Aufgabe bestand abermals darin, die Felder in der korrekten Ziffernfolge zu berühren.

Hier zeigte sich ein bemerkenswerter Unterschied bezüglich der zeitlichen Komponente. Wenn die fünf Zahlen sieben Zehntel-Sekunden aufleuchteten, lagen "Ayumu" und seine neun studentischen Gegner mit einer Trefferquote von 80 Prozent gleichauf. Wenn die Zahlen aber nur noch vier oder sogar nur zwei Zehntel-Sekunden aufleuchteten, war "Ayumus" Leistung immer noch zu 80 Prozent korrekt, während die Studenten auf 40 Prozent abfielen.

Die Forscher zogen daraus den Schluss, dass Schimpansen das Zahlenmuster im Kurzzeitgedächtnis eindeutig besser erfassen konnten. Vermutlich gebe es hier eine kognitive Fähigkeit, die der Mensch im Laufe der Evolution verloren habe, um andere Fähigkeiten wie die Sprache zu erlernen, erklärte der Leiter der Studie, Tetsuro Matsuzawa. Vielleicht war es aber auch eine Frage des Alters, denn ältere Schimpansen wie "Ayumus" Mutter schnitten schlechter ab als die Studenten. Der nächste logische Schritt wäre also, "Ayumu" am Computer gegen kleine Kinder antreten zu lassen. (AP/Red.)

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