Physik: Angriff auf die Quanten-Post: Abgewehrt!

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Wiener Physiker erklären, wieso "ihre" Quanten-Kryptografie-Methode abhörsicher ist. Wenn das Abhören doch gelingt, verrate sich der Lauscher.

In aller (Medien-)Öffentlichkeit ließ sich Anton Zeilinger im April 2004 von der Bank Austria im Wiener Rathaus 3000 Euro überweisen – für sein Institut, als Demonstration dafür, dass Quantenkryptografie funktioniert, dass man mittels Verschränkung von Photonen einen Schlüssel für eine verschlüsselte Botschaft – diesfalls für die Überweisung – völlig abhörsicher senden kann. Der Clou: Wenn das Abhören doch gelingen sollte, dann verändert das den Schlüssel, wodurch sich der Lauscher verrät.

Über eine „Attacke“, die diese Methode „auf die Probe stellt“, berichteten Physiker vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) vor zirka einem Jahr in Phys. Rev. A (75, S.042327); über diese (ziemliche technische) Publikation erschien in Nature (447, S.372) ein (ziemlich plakativer) Bericht unter dem Titel „Quantum cryptography is hacked“. Der Artikel stieß auf einiges Interesse, kein Wunder, schließlich liegt einige Hoffnung auf solchen Anwendungen der Quantenphysik, darum arbeiten auch die Austria Research Centers (ARC, „Seibersdorf“) in diesem Gebiet mit den Wiener Physikern zusammen.

„Unseriöser Journalismus“

„Ein Beispiel von unseriösem Journalismus“, wetterte Anton Zeilinger in seinem Blog (quantinger.blogspot.com), schon der Text übertreibe, und die „reißerische Überschrift“ werde „durch den Text selbst nicht bestätigt“.

Doch wenn, wie in der Quantenkryptografie-Literatur üblich, Alice und Bob einander mehr oder weniger gut verschränkte Photonen schicken, während Eve (von „eavesdropper“ = Lauscher) verzweifelt versucht, diese zu registrieren, dann ist doch eingehende theoretische Befassung mit allen Einwänden am Platz. Diese liefert nun ein Wiener Team (Erstautorin: Isabelle Herbauts) im European Physical Journal D. „Darin weisen wir nach, dass die Attacke der MIT-Kollegen keine reale Bedrohung für die Quantenkryptografie darstellt“, sagte Herbauts der Apa: Sie hätten weiters gezeigt, dass dieser Angriff gar nicht die – wie behauptet – stärkste Attacke auf ein Quantenkryptografie-System darstelle. Mehr noch: Sie hätten einen noch stärkeren Angriff (theoretisch) konstruiert – und zugleich gezeigt, dass die Quantenkryptografie auch vor diesem sicher sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2008)

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