Risikofaktoren für Herzinfarkt

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Gleich fünf neue Arbeiten über Gene, deren Ausprägung die Neigung zu Herzleiden beeinflusst.

Von „Herzinfarktgenen“ ist in einer Aussendung der Medizinischen Universität Graz die Rede und von der „Entschlüsselung von Genen, die Herzinfarkt verursachen sollen“: ein (leider) typisches Beispiel für irreführende PR-Sprache. Denn es gibt natürlich keine Gene, die für Herzinfarkte zuständig sind; es gibt nur Abschnitte („loci“) im Genom, von denen mehrere Varianten (Polymorphismen) vorkommen, von denen manche bei Menschen häufiger sind, die bereits Herzinfarkte erlitten haben. Daraus kann man schließen, dass sie offenbar das Herzinfarktrisiko erhöhen – wie sie das tun, weiß man deshalb noch lange nicht.

Manchmal liegt freilich ein Verdacht nahe. So bei einem Locus auf dem Chromosom Nummer drei: Dort ist ein Gen, das in Blutgefäßen stark aktiv ist, es könnte an der Adhäsion zwischen Zellen beteiligt sein und so etwa die Bildung von Blutgerinnseln beeinflussen.

Grazer Forscher beteiligt

Einen Zusammenhang zwischen der Ausprägung dieses Gen-Locus und der Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts fand ein Team um Jeanette Erdmann (Uni Lübeck), zu dem auch Forscher der Grazer Med-Uni zählen. Ihre Arbeit ist eine von gleich fünf Arbeiten in Nature Genetics, die über diverse Gen-Loci (auf verschiedensten Chromosomen) berichten, die offenbar mit der Anfälligkeit für Herzinfarkt zu tun haben. Vorangetrieben werden solche Arbeiten durch die automatische Analyse mittels „DNA-Chips“, die die DNA von Testpersonen in kürzester Zeit auf hunderttausende Polymorphismen testen können. Der Rest ist Statistik.

So fand sich z.B. ein Risikofaktor in einem Gen namens BRAP: Das entsprechende Protein bindet sich an zwei andere Proteine, die an Entzündungen beteiligt sein sollen. Sein Name kommt übrigens von „BRCA1 associated protein“, BRCA1 (von „breast cancer“) ist eines jener Gene, deren Ausprägung mit Brustkrebsrisiko korreliert: ein Beispiel für die verwickelten Zusammenhänge in der Genetik.

Klarer ist der Konnex bei einem Gen auf Chromosom sechs: Es steht für ein Apolipoprotein, das ist ein Protein, das Fette im Blut transportiert. Es beeinflusst damit auch die Ablagerung von Fetten, Kalk etc. in Blutgefäßen, die man als Atherosklerose kennt und fürchtet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2009)

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