Eine neue Schockwelle rollt auf die Finanzmärkte zu: Die US-Bürger haben enorme Kreditkartenschulden angehäuft - und können sie immer häufiger nicht mehr abstottern. Aus Angst vor dem nächsten weltweiten Sturm der Finanzkrise hat die US-Regierung nun stützende Dämme gegen die Flut von Zahlungsausfällen angekündigt.
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In einem heiklen Balanceakt will sie dabei aber zugleich den Kauf auf Pump im Kampf gegen die anstehende Rezession sogar nochmals ankurbeln.
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Böse Erinnerung werden wach: Die Kreditkartenschulden sind vielfach längst als Wertpapiere in alle Welt verkauft - ganz genau so wie die Ramsch-Hauskredite, die einen Dominoeffekt am Anfang der globalen Finanzkrise ausgelöst hatten.
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Ein Schuldenberg von fast einer Billion Dollar (798 Mrd. Euro) lastete zuletzt allein durch Kreditkarten und ähnliche Darlehen auf den US-Bürgern. Rechnerisch sind es je nach Statistik pro Haushalt bis zu 10.000 Dollar. Zu über 70 Prozent lebt die weltgrößte Volkswirtschaft vom privaten Konsum. Finanzminister Henry Paulson will nun Milliarden aus dem US-Rettungspaket auch Kreditkarten-Firmen zukommen lassen.
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Um das möglich zu machen, wandelt sich etwa der von der Finanzkrise gebeutelte US-Kreditkartenkonzern American Express in eine gewöhnliche Bank um, um so Zugang zu günstigem Kapital der US-Notenbank bekommen. Als künftig normale Geschäftsbank kann American Express leichter Hilfen aus dem US-Rettungspaket für die Finanzbranche erhalten und sich wie andere Banken dauerhaft über die US-Notenbank Federal Reserve Geld leihen.
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Anders als die Branchenführer Visa und Mastercard hat American Express die Kreditkartenschulden seiner Kartenkunden in den eigenen Büchern. Bei Visa und Mastercard liegt das Risiko hingegen bei den Banken, die die Karten ausgeben. Alle Anbieter reichen jedoch Teile der Außenstände über Wertpapiere an andere Investoren weiter - ganz ähnlich wie bei den am Ende weltweit weiter verkauften US-Hauskrediten.
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An den globalen Finanzmärkten will sie derzeit aber keiner dem anderen abkaufen. 350 Mrd. Dollar entfallen nach Branchendaten auf verbriefte Kartenschulden, weitere Papiere für 250 Mrd. Dollar sichern Studenten-Kredite ab, 200 Mrd. Dollar sind es bei Autofinanzierungen.
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Für rund 300 Millionen Amerikaner gibt es heute bereits eine Milliarde Kreditkarten. Das Leben auf Pump per Kreditkarte ist seit der Immobilienkrise angestiegen. Anbieter wie Visa, Mastercard, American Express und Discover locken mit recht niedrigen Einstiegszinsen. Bei Zahlungsverzug steigen die Zinssätze rapide an.
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Im Schnitt begleichen US-Bürger pro Monat nicht einmal 20 Prozent ihrer Kartenabrechnung. Die Ausfallrate kletterte auf rund sechs Prozent. "Wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt, könnten die Ausfälle historische Rekordwerte erreichen", warnt Citigroup-Finanzchef Gary Crittenden. Und der Konzernchef von J.P. Morgan Chase, Jamie Dimon, meint mit Blick auf die Kreditmärkte: "Wer keine Angst hat, ist verrückt."
Die Verluste der US-Kartenanbieter durch Zahlungsausfälle könnten sich von den für 2008 erwarteten 41 Mrd. Dollar im nächsten Jahr mehr als verdoppeln, prognostiziert das Beratungshaus Innovest. Der Kartenriese American Express erlitt bereits einen massiven Gewinneinbruch und streicht 7.000 Stellen, insgesamt zehn Prozent.
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Neue Schockwelle für die Finanzmärkte
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