Es wird gefährlicher – auch in Europa

Aktien und Eurogeld
Aktien und Eurogeld(c) www.BilderBox.com
  • Drucken

Politische Risiken unterminieren auch das Geschäft. Der neue Risikoindex des Kreditversicherers Coface weist nach, wo es auf der Welt wie gefährlich geworden ist.

Wien. Die gute Nachricht vorab: Fiel Österreich zwar in vielen anderen Rankings sukzessive zurück und ist als Wirtschaftsstandort keine Top-Adresse mehr, so sticht es im Bereich politischer Risiken doch positiv hervor. Platz 153 unter 159 Staaten nimmt es auf dem neuen Risikoindex des Kreditversicherers Coface ein. der Index-Wert beträgt 15,2 Prozent. Sicherer sind nur noch ein paar nordische Staaten, Luxemburg, Polen und Neuseeland. Mit 9,5 Prozent gewinnt Island das Ranking und führt damit auch unter jenen 23 Staaten, die über ein „sehr niedriges politisches Risiko verfügen“.

Die negative Nachricht: Laut Kreditversicherer Coface, der Unternehmen vor Forderungsverlusten schützt, steigen die politischen Risiken, die „von großer Bedeutung für Volkswirtschaften und Unternehmen“ sind, wie Coface-Ökonom, Mario Jung, betont, weltweit signifikant an. Bestimmend dafür seien zwei wesentliche Punkte, nämlich jener der Sicherheit (Konflikte und Terrorismus) und jener der politischen und sozialen Stabilität: Sicherheitsrisiken würden direkt auf Unternehmensaktivität wirken, politisch-soziale Faktoren eher indirekt über Vertrauen und Zuversicht. Wenig Wunder, dass Länder im Bürgerkriegszustand – Afghanistan, Irak, Syrien und weitere vier – im Ranking mit maximalem Hundertprozent-Risiko ganz oben stehen.

Industriestaaten sacken ab

Was den Sub-Indikator „Terrorismus“ betrifft, so ist dieser seit dem Jahr 2008 nicht nur um das 2,8Fache gestiegen und beeinträchtigt Konsumenten und Investoren, er hat sich außerdem territorial ausgebreitet. So würden die meisten OECD-Länder, die sich im Kampf gegen den so genannten “Islamischen Staat” (IS) engagieren, von 2011 bis 2015 einen Anstieg des Scores verzeichnen. Allen voran Frankreich, aber auch die USA und Deutschland stechen diesbezüglich unter den Industrieländern hervor. Zwar wird Frankreich in der Gesamtbewertung noch ein „niedriges politisches Risiko“ bescheinigt, aber mit Platz 107 und einem Wert von 28,9 Prozent ist es deutlich schlechter gereiht als mancher Staat auf dem Balkan oder in Afrika.

Hinsichtlich politisch-sozialer Stabilität – sprich Regierungsform, ethnische Fragmentierung oder politische Freiheiten – weisen die GUS-Staaten und Lateinamerika ein stark steigendes Risiko auf. Die Türkei zählt wegen der neuen Entwicklungen sogar zu den gefährlichsten Ländern der Welt (Platz 26).

Coface bezieht im aktuellen Ranking aber auch den steigenden Populismus ein – Österreich befinde sich wie Großbritannien und Frankreich unter einem hohen Populismusdruck, der auch die Gefahr von Handelskriegen mit sich bringe. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.