Bosch investiert eine Milliarde Euro in Dresden

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"Uns ist ein Riesencoup gelungen", sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich: Autozulieferer Bosch baut in Dresden ein neues Halbleiterwerk.

Der Technologiekonzern Bosch steckt eine Rekordsumme in den Bau einer neuen Halbleiterfabrik in Dresden. Die Investition belaufe sich auf eine Milliarde Euro, teilte das Unternehmen am Montag in Berlin mit. "Die neue Fertigung für Halbleiter ist die größte Einzelinvestition in der mehr als 130-jährigen Geschichte von Bosch", erklärte Unternehmenschef Volkmar Denner. Der Bund will bis zu 200 Millionen Euro dazugeben. Auch der Freistaat Sachsen beteiligt sich, weshalb die Gesamtinvestition auf bis zu 1,3 Milliarden Euro steigen kann. Bis zu 700 Arbeitsplätze sollen entstehen. Der Baubeginn soll spätestens Anfang 2018 erfolgen, der Produktionsstart ist für 2021 geplant.

Der Chip-Bedarf des weltgrößten Autozulieferers steigt mit dem wachsenden Bedarf an Technik für vernetzte Fahrzeuge oder Alltagsgegenstände. Bosch betreibt bereits eine Chipfabrik in Reutlingen und ist ein führender Sensorenhersteller. "Wichtig für uns ist, dass wir Halbleiter selbst machen", sagte Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel, der sein Unternehmen als weltweite Nummer fünf im Bereich der Automotive-Halbleiter sieht. Bosch investiere in eigene Halbleiter, "weil wir glauben, dass wir uns damit differenzieren können".

Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte die Entscheidung. "Dass diese Produktion nun am Mikroelektronik-Cluster Dresden aufgebaut wird, ist ein starkes Signal für den Industriestandort Deutschland, zugleich auch für Europa", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Die Halbleitertechnik ist Schlüsseltechnologie für das Internet der Dinge und für vernetzte Mobilität. Europa muss Vorreiter in diesem innovativen Feld sein."

Ähnlich äußerte sich Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig: "Wir brauchen Schlüsseltechnologien hier in Deutschland". Das sei eine Voraussetzung für mehr Datensicherheit. "Cybersecurity ist nicht nur eine Frage von Software, sondern auch von Hardware", sagte Machnig. Beide Elemente müssten miteinander abgestimmt werden. Auch deshalb beteilige sich der Bund an der Finanzierung. Machnig geht davon aus, dass die EU-Kommission dem zustimmen wird. "Ich gehe fest davon aus, dass das gelingen wird", sagte er.

Dresden hat sich in einem internationalen Standortwettbewerb gegen zahlreiche Konkurrenten durchgesetzt. "Uns ist ein Riesencoup gelungen", sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich. "Der Wirtschaftsstandort Dresden bietet uns für den Ausbau unserer Halbleiterkompetenz gute Voraussetzungen", begründete Hoheisel die Entscheidung. Er mache sich keine Sorgen, genügend Fachkräfte zu finden. Sachsen hat als "Silicon Saxony" viele Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen angelockt. Hersteller, Dienstleister und Hochschulen sind im Verein "Silicon Saxony" zusammengeschlossen. Nach dessen Angaben beschäftigen die 320 Mitgliedsunternehmen rund 20.000 Mitarbeiter. Zu den größten Chipherstellern vor Ort gehören Infineon, Globalfoundries und die niederländische NXP.

Auch Philip Morris baut in Dresden

Der Marlboro-Hersteller Philip Morris wird in Dresden ein neues Werk zur Herstellung von Tabaksticks für den elektronischen Tabakerhitzer IQOS bauen. Der Zigarettenriese will dafür rund 290 Millionen Euro (320 Millionen Dollar) investieren, wie Philip Morris am Montag mitteilte. Bei vollem Betrieb sollen 500 Menschen beschäftigt werden. Die Produktion soll Anfang 2019 anlaufen.

(APA/AFP/Reuters)

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