Händler wetten auf einen Goldpreis von 1500 Dollar

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Gold könnte bis Dezember stark an Wert gewinnen. Der Ansturm dürfte noch länger andauern. Viele Anleger flüchteten nach den schwachen US-Konjunkturdaten in den sicheren Hafen. Euro-Anleger haben davon nicht viel.

WIEN (red/ag.). Viele Investoren setzen weiterhin auf sichere Anlagen. Nicht fehlen darf dabei der Klassiker der „sicheren Häfen“: das Gold. Am Montagvormittag übersprang das gelbe Edelmetall erstmals die psychologisch und charttechnisch wichtige Hürde von 1300 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Der Ansturm auf das Gold dürfte noch länger andauern. Viele Anleger flüchteten nach den beständig schwachen US-Konjunkturdaten in den sicheren Hafen. Derzeit deutet noch wenig darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Lage in den USA nachhaltig bessert. Vielmehr sprechen immer mehr Ökonomen von der Gefahr einer neuerlichen Rezession.

Zuletzt fürchteten auch zunehmend mehr Investoren, dass die Schuldenkrise in Europa noch nicht ausgestanden ist. Um sich gegen den Zahlungsausfall von zehnjährigen irischen Staatsanleihen abzusichern, zahlt man heute um 120 Prozent mehr als noch Ende Juli. Für die Versicherung von portugiesischen Anleihen muss man um 75 Prozent mehr berappen. Diese gestiegenen Preise verdeutlichen, dass die Investoren die Gefahr eines Zahlungsausfalles immer wahrscheinlicher einstufen.

Wetten auf 1500-Dollar-Goldpreis

Experten wie der Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg sagen überhaupt, dass Gold in jedem Szenario eine Rally erleben wird – egal, ob die Konjunktur anspringt oder nicht. Bleibt die Wirtschaft schwach, profitiert der Goldpreis als sicherer Hafen für verunsicherte Anleger. Entwickelt sich die Wirtschaft positiv, steigen die Schmuckabsätze, wodurch der Goldpreis wiederum steigen würde.

Geht es nach dem Datenanbieter Bloomberg, kann man sich auf einen Preisanstieg einstellen, der von großen Goldhändlern getrieben sein wird. Sie halten die meisten Optionen, die im Dezember fällig werden, bei einem Ausübungspreis von 1500 Dollar. Das heißt, sie spekulieren darauf, dass bis Dezember der Goldpreis von derzeit knapp 1300 Dollar noch einmal um 15 Prozent in die Höhe schnellt. Sollte das nicht passieren, verlieren sie eine Menge an Geld.

Jene privaten Euro-Anleger, die nun Gold zukaufen, um von den spekulativ getriebenen Preisen zu profitieren, sollten jedoch vorsichtig sein. Gold wird nämlich in Dollar gehandelt.

Wenn die Anleger das Edelmetall wieder zu Geld machen wollen, müssen sie Dollar in Euro umtauschen. Ein steigender Eurokurs kann dabei für Währungsverluste sorgen.

Euro legte seit Juni stark zu

Seit Anfang Juni erlebt der Euro gegenüber dem Dollar einen deutlichen Aufschwung, die Gemeinschaftswährung stieg seither um 9,5 Prozent. Welche Auswirkungen dieser starke Euro auf ein Goldinvestment hat, zeigt die Abbildung oben. In Dollar gerechnet stieg Gold seit Juni um sechs Prozent und erlebte den Jahreshöchststand am Montag. In Euro gerechnet verlor der Wert des Goldes um 3,5 Prozent.

Sinkendes Vertrauen in den Dollar

Die Zahl der Experten, die gute Gründe sehen, warum der Eurokurs schon bald wieder an der Marke von 1,40 Dollar kratzen könnte (diesen Wert gab es zuletzt zum Beginn des Jahres, Anm.), nahm in den vergangenen Wochen zu: Das Vertrauen in den Euro ist wegen der Schuldenkrise nicht gestiegen, allerdings ging das Vertrauen in den Dollar noch viel stärker verloren, weil die Wirtschaft in den USA strauchelt und eine Besserung noch nicht in Sicht ist. Außerdem beginnen bereits die Notenbanken großer Länder, ihre Devisenreserven breiter aufzustellen und Dollar-Beträge abzubauen. Ankündigungen des US-Notenbankchefs Ben Bernanke, die Geldpresse erneut anwerfen zu wollen, werden den Dollar in Zukunft kaum stärken.

AUF EINEN BLICK

Der Goldpreis legte in den vergangenen Wochen stark zu und sprang am Montagvormittag erstmals auf über 1300 Dollar. Viele Händler setzen darauf, dass der Preis bis Dezember auf mindestens 1500 Dollar steigt.

Euro-Anleger hatten von dieser Preisrally bisher wenig, da auch der Euro gegenüber dem Dollar an Wert gewann. Daher ergaben sich Währungsverluste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2010)

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