Treichl ortet in der Euro-Krise Ratlosigkeit bei den Entscheidungsträgern. Sie sollten zugeben, dass sie keine Lösungen wissen. Indes hat die Erste Group die Verdopplung der Gagen der Aufsichtsräte beschlossen.
Erste-Chef Andreas Treichl kritisierte am Donnerstag in seiner Jahreshauptversammlung die unzähligen Wortmeldungen von allen Seiten, wie es mit dem schuldengebeutelten Griechenland und dem Euro weiter geht. "Die Wirtschaft ist wie Fußball geworden: Jeder hat eine Meinung, jeder weiß, warum die Mannschaft schlecht spielt". An den relevanten Stellen ortet Treichl hingegen Ratlosigkeit.
"Wer sich intensiv damit beschäftigt, muss einen Schritt machen, den man in der Medizin setzt: Wo Ärzte und Wissenschafter zugeben, dass sie es schlicht und einfach nicht wissen, wie man das löst".
"Den Menschen reinen Wein einschenken"
Zu allen Fragen, ob oder wann es bei Griechenland zur Umschuldung kommt, welche Kosten da auf Bürger und Steuerzahler zukommen, ob die Schuldenkrise eine Krise der Banken oder der Staaten sei, ob ein Staat pleite gehen könne oder ob der Euro untergehe, wüssten viele vorgeblich genau Bescheid. Treichl: "Ich sage, es gibt viele Probleme in der Wirtschaft und wir wissen nicht, wie das zu lösen ist. Diesen reinen Wein sollte man den Menschen einschenken."
Es sei eine Krise von Staaten und Banken, befand Treichl. Ob der Euro besteht, sei eine Frage der Politik. "Der Euro ist durch die Politik eingeführt worden und kann nur durch die Politik abgeschafft werden. Ich mache mir keine Sorgen um den Euro", so der Erste-Chef. "Sicher ist, dass wir in einer Zeit leben, wo Finanzinstitute, Realwirtschaft und Politik wirklich eng zusammenarbeiten sollten. Das sehe ich derzeit aber nicht."
"Krise war gestern, Gier ist heute"
Indes hat die Erste Group die Verdopplung der Gagen der Aufsichtsräte beschlossen. Den Aufsichtsratsmitgliedern zahlt die Bank für das Geschäftsjahr 2010 eine Vergütung von 700.000 Euro, im Jahr davor waren es 350.000 Euro gewesen. Das hat der Bankspitze am Donnerstag in der Jahreshauptversammlung heftige Kritik von Seiten kritischer Anleger eingebracht, wo von einem "unverschämten" Antrag an die Aktionärsversammlung die Rede war.
Treichl will noch länger im Amt bleiben
Wenn im Sommer 2012 die Vorstandsmandate in der börsenotierten Erste Group auslaufen, will Vorstandschef Treichl, dann 60, im Amt bleiben. "Wenn ich darf, würde ich das sehr gern weiter machen", sagte Treichl.
Der Vorsitzende der Liberalen im Europaparlament, der Belgier Guy Verhofstadt übt Kritik an einem Geheimtreffen großer Eurostaaten. (c) EPA (OLIVIER HOSLET)
VP-Finanzministerin Maria Fekter erteilte einer etwaigen Umschuldung "eine totale Absage" und drängt das verschuldete Griechenland zu Reformen. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
FPÖ-Obmann HC Strache möchte Griechenland teilweise entschulden und dann aus der Euro-Zone entlassen. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark wehrt sich gegen eine Panikmache vor einer Pleite Griechenlands. (c) EPA (ALEX HOFFORD)
Ein Staatsbankrott oder eine Umschuldung ist für EZB-Direktoriumsmitglied Bini Smaghi keine Option. (c) AP (THIERRY CHARLIER)
Bundeskanzler Werner Faymann kalmiert und wünscht sich keinen Zerfall der Eurozone. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
Ein "Auseinanderbrechen" der Eurozone hält IHS-Chef Bernhard Felderer für sehr unwahrscheinlich. (c) REUTERS (HERWIG PRAMMER)
Für Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker war ein möglicher Austritt des südeuropäischen Landes aus der Euro-Zone bei der Zusammenkunft der Finanzminister kein Thema. (c) EPA (ZSOLT SZIGETVARY)
Der Chef des Münchener Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat sich für die Abschaffung des Euro in Griechenland ausgesprochen. Er meint auch, dass das Land durch eine interne Abwertung an den Rand eines Bürgerkriegs geriete. (c) AP (Matthias Schrader)
Außenminister Michael Spindelegger (VP) hält einen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro nicht für denkbar. Er sieht Griechenland mit dem EU-Rettungsschirm ausreichend abgesichert. (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger forderte, die Hilfskredite müssten ohne prozentualen Aufschlag vergeben werden. (c) REUTERS (� Tobias Schwarz / Reuters)
Ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn einen Tag bevor Spitzenvertreter der Euro-Gruppe zu einem Krisentreffen in Luxemburg zusammenkommen wollten. (c) EPA (ZSOLT SZIGETVARY)
Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou hat einer Umschuldung mit einem Schuldenschnitt erneut eine Absage erteilt und stemmt sich so gegen die Spekulationen am Finanzmarkt. (c) EPA (ORESTIS PANAGIOTOU)
EZB-Chef Jean-Claude Trichet auf die Frage, ob es im Falle Griechenlands nun doch zu einer Umschuldung kommen werde. Gemeint ist der Sanierungsplan für das hoch verschuldete Land, der Griechenland zusammen mit Milliardenhilfen von EU und IWF wieder auf die Beine bringen soll. (c) REUTERS (ARND WIEGMANN)
Großbritanniens Finanzminister George Osborne sagte im BBC-Interview, Griechenland brauche womöglich weitere Finanzhilfen der Euro-Länder. Er wehrte eventuelle Begehrlichkeiten schon mal ab. (c) REUTERS (ANDREW WINNING)
Der Chef des Euro-Rettungsfonds EFSF, Klaus Regling, hat im Zusammenhang mit der griechischen Schuldenkrise schwere Vorwürfe an die Adresse der Banken gerichtet. (c) EPA (Ahmad Yusni)
Der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias hat angesichts der dramatischen Schuldenlage die Griechen zu einem Kraftakt aufgerufen. Die gesamte Nation müsse mobil machen. (c) EPA (Laszlo Beliczay)
Politiker denken nie weit genug in die Zukunft, Der französische Wirtschaftsprofessor Charles Wyplosz spricht von schmerzhaften Anpassungen, die nicht auf die lange Bank geschoben werden sollen. Länder wie Griechenland haben große Schulden, die sie nicht auf den Märkten refinanzieren können. Eine Restrukturierung der Schulden wäre also für sie das geringste Übel. Gut ist es in keinem Fall: So etwas läuft niemals glatt, sondern immer chaotisch und es benötigt viel Zeit für Verhandlungen. Aber wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Wenn der Zahn ständig schmerzt, muss er irgendwann raus. Immerfort Aspirin nehmen, wie wir das jetzt tun, löst das Problem nicht. (c) Wyplosz
Bundeskanzlerin Angela Merkel schloss vor dem EU-Gipfel in Brüssel eine schnelle Entscheidung zugunsten eines Hilfspakets für Griechenland aus. (c) REUTERS (TOBIAS SCHWARZ)
Andreas Treichl, Chef der Erste Bank, nahm erneut zum Thema "Basel III" Stellung. Sein Frontalangriff gegen die Politik tue den bestverdienenden Managers Österreichs leid. Zurücknehmen will er ihn jedoch nicht.
Österreich fällt in internationalen Wettbewerbsrankings stark zurück. Ausschlaggebend dafür sind schlechte Noten im Fach "Effizienz der Verwaltung und der Regierung". Sorger sieht eine „bedenkliche Entwicklung“.
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