Globale Organisationen sind "so schwach wie nie zuvor"

Globale Organisationen sind schwach
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Eine Ursache für die institutionelle Schwächung auf globaler Ebene ist nach Analyse der Wissenschaftler die „Krise des Kapitalismus“

Alpbach. Die Krise in den USA und der EU „hat eine destabilisierende Wirkung“, die weit über ihre eigenen Grenzen wirkt. Davon zeigte sich der polnische Wissenschaftler an der Oxford-Universität, Jan Zielonka, beim Auftakt der „Politischen Gespräche“ in Alpbach überzeugt. Gemeinsam mit Kollegen aus Asien und den USA ortete er Brüche zwischen Politik, Markt und Gesellschaft, die nach einer Neuorientierung verlangten. Auf eine Lösung durch internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen oder die Welthandelsorganisation sei derzeit nicht zu setzen. Erik Jones, Professor für Europäische Studien an der Johns Hopkins Universität, sieht den Einfluss dieser globalen Institutionen so „schwach wie nie zuvor“. Sie finden „keine Lösungen für Probleme wie in Syrien, für die Umwelt, für die Neuordnung der makroökonomischen Rahmenbedingungen“.

Eine Ursache für die institutionelle Schwächung auf globaler Ebene ist nach Analyse der Wissenschaftler die „Krise des Kapitalismus“. 20 Jahre lang war er die wirtschaftliche Norm für die meisten Teile der Welt, heute muss er „im Sinne einer nachhaltigen Orientierung neu erfunden werden“, so Zielonka. Auch Reuben Wong von der National University of Singapore sieht in dem nicht weiterentwickelten Kapitalismus einen Schlüsselfaktor, der für die aktuelle Verunsicherung von Wirtschaft und Gesellschaft verantwortlich ist. Die Verantwortung für diese Neudefinition sollte aber nicht allein die Politik übernehmen, sondern auch die Wirtschaft und die Konsumenten. Es sei falsch, wenn nun Staaten die Rolle der Investoren zu übernehmen versuchten, um die Brüche in den Märkten aufzulösen, so Zielonka.

Der US-Wissenschaftler Erik Jones sieht die Verantwortung für die Neuorientierung einer globalen Werte- und Wirtschaftsordnung bei den USA und Europa. Sie müssten über das vorbereitete Freihandelsabkommen neue Standards definieren. „Die transatlantische Partnerschaft ist nach wie vor die wichtigste Wertegemeinschaft.“ Einbrüche habe diese aber nicht nur durch die Wirtschaftskrise erlebt, sondern auch durch eine Doppelmoral. „Die USA versagen dabei, Rechtsnormen einzuhalten, die sie vorgeben, international durchsetzen zu wollen“, so Jones.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2013)

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