Immobilienblase: Sloweniens Banken in ernsten Nöten

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Slowenien entpuppt sich zusehends als Spanien Osteuropas. Das staatliche slowenische Wirtschaftsinstitut geht davon aus, dass die Banken in Summe sechs Milliarden Euro an Problemkrediten in ihren Büchern haben.

Wien/Ljubljana. Die slowenischen Banken brauchen mehr Geld: Eine von der Regierung angeordnete Überprüfung hat nun ergeben, dass die „Nova Ljubljanska Banka“ (NLB) auf faulen Krediten von 1,5 Mrd. Euro sitzt. Zur Abdeckung der Risken ist ein Kapitalbedarf von weiteren 500 Mio. Euro erforderlich. Bereits Ende Juni musste der Staat bei der NLB über 380 Mio. Euro zuschießen.

Die Probleme bei der „Nova Ljubljanska“ sind kein Einzelfall: Das staatliche slowenische Wirtschaftsinstitut geht davon aus, dass die Banken in Summe sechs Mrd. Euro an Problemkrediten in ihren Büchern haben.

Kandidat für Rettungsschirm?

Die Regierung hat daher veranlasst, dass auch die Geschäfte des zweit- und drittgrößten Instituts, der „Nova Kreditna Banka Maribor“ und der Abanka, unter die Lupe genommen werden. Damit soll geklärt werden, wie viel Geld diese Institute brauchen. Auf den Finanzmärkten wird Österreichs Nachbarland bereits als nächster Kandidat für den Euro-Rettungsschirm gehandelt. In der Vorwoche sind die Renditen für zehnjährige slowenische Staatsanleihen vorübergehend über die kritische Marke von sieben Prozent gestiegen. Laut Berechnungen der Ratingagentur Fitch könnte die Sanierung des slowenischen Finanzsektors bis zu drei Mrd. Euro kosten. Das wäre für das nur zwei Mio. Einwohner zählende Land eine enorme Herausforderung.

Doch die Regierung in Ljubljana versichert, dass sie kurzfristig ohne ausländische Hilfe auskommen wird. Auch die EU-Kommission bemüht sich um eine Beruhigung der Situation. Ein Sprecher sagte am Montag, man erwarte keinen Hilfsantrag von Slowenien. Allerdings hatte der slowenische Finanzminister Janez Šušteršič in der Vergangenheit eine ausländische Unterstützung nicht ausgeschlossen, sollte sich die Lage bei den Banken verschlechtern. Die Analysten von Raiffeisen Research in Wien gehen davon aus, dass Slowenien um ein Hilfsgesuch nicht herumkommen wird, falls die Zinsen für die Staatsanleihen nicht unter fünf Prozent sinken.

Zur Bewältigung der Krise prüft die slowenische Regierung nun die Gründung einer riesigen „Bad Bank“ – diese soll die faulen Kredite der staatlichen Finanzinstitute übernehmen.

Viele Parallelen zu Spanien

Slowenien weist viele Ähnlichkeiten zu Spanien auf. In beiden Ländern ist nicht die Staatsverschuldung, sondern der Finanzsektor das Problem. Dabei war Slowenien lange Zeit ein Musterland und wurde 2004 als erste Teilrepublik des ehemaligen Jugoslawiens in die EU aufgenommen.

Nach dem EU-Beitritt setzte ein Bau- und Immobilienboom ein. Dieser war mit einer exzessiven Kreditvergabe durch die Banken verbunden. Die Blase platzte mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Seit 2008 gingen führende slowenische Baufirmen in Konkurs. Die faulen Kredite stiegen auf ein Rekordniveau. Die Situation dürfte sich weiter verschlimmern, denn auch für 2012 sagen Wirtschaftsforscher eine Rezession voraus.

Österreichs Finanzkonzerne sind von der dortigen Krise nicht so stark betroffen, denn bei den meisten slowenischen Banken gibt der Staat den Ton an. Glück hatte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl. Er bemühte sich einst um einen Einstieg bei der „Nova Ljubljanska Banka“ (NLB), doch zum Zug kam die belgische Finanzgruppe KBC. Die Belgier sind jetzt an der NLB mit 25 Prozent beteiligt und wollen den Anteil loswerden.

Probleme in Slowenien gab es bei der Hypo Alpe Adria, die im Vorjahr bei der dortigen Tochter wegen umstrittener Geschäfte fast das gesamte Führungsteam auswechselte. Auch am Wochenende gab es in Slowenien Razzien im Zusammenhang mit früheren Hypo-Mitarbeitern. Die Ermittler haben dabei Geldtransfers nach Liechtenstein im Visier. Die Betroffenen bestreiten alle Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Kärntner Sparkasse teilte am Montag mit, dass im Dezember bei der Slowenien-Tochter der langjährige Vorstandschef Josef Laussegger ausscheiden wird. Ein Grund für den Abgang wurde nicht genannt. Die Sparkasse hatte 2011 in Slowenien einen Verlust von 800.000 Euro erwirtschaftet, nach einem Minus von neun Mio. Euro im Jahr zuvor.

Die Raiffeisen Bank International machte in Slowenien im Vorjahr einen Verlust von sechs Mio. Euro. Im ersten Quartal 2012 war das Ergebnis ausgeglichen. Die Bank Austria konnte dagegen 2011 trotz der Krise den Vorsteuergewinn um 13,8 Prozent auf 18 Mio. Euro steigern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2012)

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