Rohstoffe: Baumwollpreis im Keller

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Wegen immenser Überschüsse ist Baumwolle so günstig geworden, dass Jeanshersteller wie Levi's bereits ihre Preise senken. Für das dritte und vierte Quartal erwartet das Unternehmen weiterhin niedrige Baumwollpreise.

Wien/Bloomberg/Weber. Noch vor einem Jahr freuten sich Baumwollfarmer rund um den Globus über Rekordpreise, was sie dazu veranlasste, ihre Kapazitäten massiv auszuweiten. Nun sind die Lager so prall gefüllt wie noch nie. Zum dritten Mal in Folge wird die Ernte heuer die Nachfrage übersteigen, schätzt das US-Landwirtschaftsministerium (USDA). Weltweit dürften sich die Bestände im August um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöhen.

Selbst in China, dem größten Verbraucher des Rohstoffs, türmt sich die Baumwolle in den Lagern. Während die Binnennachfrage auf den tiefsten Wert seit 2005 sinkt, verfügen die Rohstoffhändler über Rekordbestände. Der Preis für ein Pfund (454 Gramm) Baumwolle ist von seinem Rekordhoch vom vergangenen Jahr (2,20 Dollar) bereits um 65 Prozent gefallen. „Es gibt einfach unheimlich viel Baumwolle da draußen“, sagt David Wookey vom englischen Rohstoffhändler Isis Commodities.

Nur Arabica-Bohnen schlechter

Heuer ist der Preis bereits um 16 Prozent gepurzelt. Von den 24 Rohstoffen, die im Standard & Poor's GSCI Index abgebildet werden, hat sich nur die Kaffeesorte Arabica schlechter entwickelt. Dieser Trend dürfte erst einmal weitergehen: In dem Erntejahr, das am ersten August angefangen hat, werden Farmer auf der ganzen Welt nach Schätzungen des USDA zwar 1,7 Prozent weniger einfahren als im Jahr zuvor. Der Konsum dürfte aber nicht genug steigen, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.

Konsumenten bekommen die niedrigen Rohstoffpreise bereits zu spüren. In einigen Märkten habe man die Preise gesenkt, um Lager leer zu bekommen, sagte der Finanzvorstand des Jeansherstellers Levi's, Blake Jorgensen, im Juli während einer Telefonkonferenz. Für das dritte und vierte Quartal erwartet das Unternehmen weiterhin niedrige Baumwollpreise.

Textilhersteller verdienen besser

Gleichzeitig erhöht sich für viele börsenotierte Textilhersteller die Marge. Bei Hanesbrands, dem Produzenten der Marken Hanes, Champion und Wonderbra, seien die Baumwollkosten im Jahr 2011 um 200 Mio. Dollar gestiegen, sagte Finanzchef Rich Noll zuletzt in einer Analystenkonferenz. Seither hätte sich die Gewinnspanne wieder normalisiert. Auch J. Crew und American Eagle Outfitters würden in den kommenden Quartalen wegen der niedrigen Rohstoffpreise wieder besser verdienen, hieß es zuletzt bei der Präsentation der Quartalszahlen.

Während sich Investments in Baumwolle in der nächsten Zeit nicht auszahlen dürften, könnte ein Blick auf die Textilhersteller interessant sein. Die Aktie des US-Unternehmens American Eagle Outfitters hat seit Jahresbeginn bereits um 40 Prozent zugelegt. 14 Analysten empfehlen das Papier zum Kauf, zehn zum Halten. Wer lieber innerhalb des Euroraums investiert, könnte die Hugo-Boss-Aktie unter die Lupe nehmen. Diese hat seit Jahresbeginn um 26 Prozent zugelegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2012)

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